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Die Totengräber des VDT

Es scheint, als stehe der Verband deutscher Tapetenhersteller VDT kurz vor seiner Auflösung.
Die Totengräber des VDT

Nach 125 Jahren segensreicher Arbeit für die Tapetenbranche könnte das überflüssige und fragwürdige Kartellverfahren zum Sargnagel für diesen kleinen, aber sehr erfolgreichen Verband werden.

Andere Branchen haben die Tapetenhersteller um ihre Organisation bewundert, gar beneidet; die vielen guten Marketingaktivitäten zugunsten des schönen Produkts Tapete, die aussagekräftige Branchenstatistik, die Arbeit des technischen Ausschuss und sein positiver Einfluss bei Normungsverfahren und last but not least die wirksame Interessenvertretung gegenüber politischen Entscheidungsträgern. All das soll jetzt den Bach runter gehen? Wirklich?
Zur Erinnerung: Im November 2010 durchsuchten Beamte des Bundeskartellamtes (BKartA) die Räume der großen deutschen Tapetenhersteller, nachdem die Firma Rasch als Kronzeuge behauptet hatte, es hätte Preisabsprachen gegeben. Danach war nichts mehr, wie es vorher war, das Vertrauen der Verbandsmitglieder war gestört. 2014 erließ die Behörde die (teuren) Bußgeldbescheide gegen vier Hersteller und den VDT. Rasch blieb als Kronzeuge von der Bestrafung ausgenommen. Zwei Hersteller, Erismann und P+S unterschrieben sogenannte „Settlements“, womit gegen (verringerte) Zahlung das Verfahren gegen sie zu Ende war. Beide sagen bis heute, sie hätten sich nichts zu Schulden kommen lassen und hätten nur unterschrieben, um „Ruhe zu haben“. AS, Marburg und der VDT legten aus Überzeugung Widerspruch gegen den Bescheid des BKartA ein, die Sache wird damit gerichtlich ausgefochten und kann sich noch Jahre hinziehen.
Durch den Entzug der Vertrauensbasis kam die Verbandsarbeit des VDT ins Stocken. Diese ist aber bei allen Fragen von übergeordnetem Interesse – trotz schärfsten Wettbewerbs auf der operativen Ebene und trotz der Wunden des Kartellverfahrens – unschätzbar wertvoll. Leider trat dennoch erst Erfurt, später auch AS aus dem VDT aus, das war ein substanzieller Verlust für den Verband. Die restlichen Mitglieder, allen voran Ullrich Eitel als Präsident des VDT und die treue Verbandsgeschäftsführung hielten die Verbandsarbeit am Leben, getragen von dem Willen, so den Untergang des VDT abzuwenden und mit dem Wunsch, die verlorenen Mitglieder zurückzugewinnen. Dieses Bestreben haben sie bis heute nicht aufgegeben. Sollte aber beides nicht gelingen, sollte der VDT zu existieren aufhören, mögen sich zuallererst die Verursacher der Verwerfungen als Totengräber des VDT fühlen, in der Folge aber auch die späteren Verweigerer, die zwar aus verständlicher emotionaler Reaktion, aber ohne die gebotene sachliche Abstraktion das Leben des Verbandes beendet hätten. Noch ist es nicht zu spät, rettet den VDT – er ist es wert!
Dieter Buhmann,
ehemaliger Geschäftsführer der Marburger Tapetenfabrik, heute freiberuflicher Berater
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