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Analyse vorhandener Werkstoffe und Oberflächen

Fassadenlook Folge 5
Analyse vorhandener Werkstoffe und Oberflächen

Für die Erstellung von Farb- und Materialkonzepten ist die Analyse der vorhandenen Werkstoffe und deren Oberflächenbeschaffenheit eine wichtige Grundlage.

Prof. Matthias Gröne, HS Esslingen

Bei jedem zu gestaltenden Objekt haben wir es mit Werkstoffen zu tun, die der Maler- und Lackierer auf verschiedenste Art und Weise beschichten und bearbeiten kann. Im Ausbildungsplan nimmt die Kenntnisvermittlung über die am Bau verwendeten Materialien einen besonderen Stellenwert im Bereich der Theorie wie auch in der Praxis ein. Putz ist nicht gleich Putz, Stein nicht gleich Stein und Metall nicht gleich Metall. Die Verarbeitungsweisen der Trägermaterialien sind sehr vielfältig und bedürfen genauester Materialkenntnisse. Die bei einer Fassadengestaltung oder Fassadensanierung vorkommenden Materialien sind Putzuntergründe verschiedener Körnungen und Zusammensetzung, Holz als Werkstoff oder Naturholz, Steine als Kunst- oder Natursteine, Betonoberflächen unterschiedlichster Ausprägungen und metallische Untergründe sowie Gläser. In der Regel betrachtet der Gestalter die von ihm zu bearbeitende Fassade und analysiert das Objekt nach den vorkommenden Materialien. Hierbei ist es sehr hilfreich, für sich und den Kunden ein sogenanntes Farb-Materialkonzept zu erstellen, um eine fundierte Diskussionsgrundlage für die Projektbearbeitung zu haben. Erst bei genauer Betrachtung eines Fassadenplanes werden wir auf die vielen kleinen Details aufmerksam, denn jedes dieser Details soll schließlich neu farbig gefasst werden. Bei der Betrachtung geht man in der Regel von oben nach unten vor.
Dachzone
Wir beginnen bei der sehr häufig vernachlässigten Dachzone. Dieser Bereich wird am wenigsten vom normalen Betrachter wahrgenommen, ist aber ein nicht unwesentlicher Bestandteil unseres Objektes. Die Dachzone wird in erster Linie bestimmt durch die Farbigkeit des Dachziegels, in manchen Ortsbildern sind nur ganz bestimmte Ziegelformen und Ziegelfarbtöne vorgeschrieben. Hier stellt sich die Frage: Soll sich der Entwurf mit der Farbgebung von Fenstern, Giebeln, Erkern oder Dachausbauten in die Dachlandschaft einbinden oder ist ein Hervorheben bestimmter Details gewünscht? Die Gestaltung von Dachzonen wurde in den verschiedenen Stilepochen unterschiedlich gehandhabt, hier sollte man sich an die vorgegebene Gestaltungssatzung der Gemeinde anlehnen. Einen Abschluss der Dachzone bildet dann der Ortgang oder die Traufe mit Dachrinnenausbildung. Hier treffen die Werkstoffe Ziegel, Metall und Holz auf-einander. Eine Dachuntersicht zeigt sich in der Fassade häufig nur als mehr oder weniger breite Linie, bringt aber in der Untersicht, je nach Dachüberstand eine große gestalterische Fläche mit sich, welche oftmals, vor allem bei historischer Architektur, auch dekorativ gefasst wurde.
Fassade
Anschließend an diese horizontale Begrenzung liegt die hauptsächliche Fassadenfläche vor uns. Hier umfasst die gestalterische Palette alle vorher genannten Materialien. Bei der Massivbauweise finden wir hauptsächlich verputzte Fassadenflächen vor. Natursteine werden heute fast nur noch als vorgehängte Fassadenbauteile verwendet, echte Natursteinfassaden finden wir eher in der Denkmalpflege, sehr häufig bei den Gebäuden aus der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Klinker gehören zu den künstlich hergestellten Steinen und sind regional mehr oder weniger häufig anzutreffen. In bestimmten Zonen des Ruhrgebiets hat sich z. B. ein sogenannter Backsteinexpressionismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts etabliert. Neben den genannten Materialien finden wir Holz, welches immer einer ganz besonderen Bearbeitungskenntnis bedarf, heute auch meistens als vorgehängte Fassaden ausgebildet, Metallfassaden und natürlich auch Ganzglasfassaden.
Die gesamte Fassade wird durch Fenster, Fensterläden, Türen, Wandvorlagen, eventuelle Erker und Vor- oder Rücksprünge gegliedert. Jedes dieser Details bringt wieder seine eigene Materialsprache mit sich. Fensterumrandungen können historisch in Natur- oder Kunststein gefasst sein, sind in vielen Orten aber auch aus Holz, was man erst bei genauer Betrachtung feststellen kann. Gesimse und Fensterbänke werden in Metallen oder Natur- und Kunststeinen ausgeführt. Fensterläden, die den Fassaden häufig eine ganz effektvolle Farbigkeit verleihen, sind in der Regel aus Holz, aber in neuer Zeit auch immer häufiger aus Metallen oder Kunststoffen. Ebenso verhält es sich bei der Ausbildung von Fenstern und Türen.
Sockelzone
Den Abschluss nach unten bildet dann der Sockel oder die Sockelzone. Hier findet man die unterschiedlichsten Versionen in Putz oder Naturstein, gestrichen oder unbehandelt. In manchen Neubaugebieten verzichtet man vollkommen auf einen Sockel und führt die Fassadenfläche bis zum Erdreich durch. Einen sowohl ästhetischen als auch praktischen Sinn hat die Ausbildung einer Sockelzone in allen Stilepochen immer gehabt. Optisch gibt der Sockel der gesamten Fassade Bodenhaftung und Stabilität. Außerdem schützte der Sockel immer vor Spritzwasser, wurde deswegen auch meistens, im Vergleich zur gesamten Fassade, in Erdfarbtönen und dunkler gehalten. Auch die Materialität war unterschiedlich ausgeformt, durch einen Vor- oder Rücksprung in der Fassadenfläche. In Venedig werden Sockelzonen gerne auch über das gesamte Untergeschoss eines Palazzos gezogen. Neuere Architekturauffassungen verzichten gerne ganz auf eine Sockelausbildung, manchmal wird er auch nur noch farblich ein wenig abgesetzt.
Farbkonzept
Als Besprechungsgrundlage für ein einfaches Farbkonzept reicht es aus, ein im DIN-A-4-Format angelegtes Raster als Protokoll anzulegen. Im Kopf werden alle Daten des zu bearbeitenden Objektes – wie Entwurfsverfasser, Objektbetreuer – und Bearbeiter sowie Standort, Lage und Ortstermin erfasst. Ein gutes Protokoll beinhaltet weiterhin eine Spalte, in welcher sämtliche Fassadenteile oder Anstrichuntergründe von oben nach unten – oder auch umgekehrt – in chronologischer Reihenfolge aufgelistet werden. Hier ist natürlich eine besondere Kenntnis der verschiedenen Bauteile und deren Materialität vonnöten. In der Spalte daneben sollten die Originalfarbtöne, ausgeschnitten aus Originalfarbkarten, eingeklebt werden. Dieses Bild gibt dem Kunden und dem Verfasser sofort Aufschluss darüber, ob die Farben in einer Harmonie zusammenstehen, oder der verwendete Kontrast in seiner Wirkung zur Geltung kommt. Ganz wichtig ist die Spalte rechts daneben, hier werden alle Fabrikat- und Produktnummern schriftlich festgehalten. Eine letzte Spalte kann für Notizen und sonstige Anmerkungen hinzugefügt werden. Letztlich wird das Protokoll unterschrieben und zur Absicherung des Verfahrens dem Kunden, dem Architekten oder Baubetreuer übergeben.
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