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Kann ein Baukörper atmen?

Frage des Monats:
Kann ein Baukörper atmen?

Kann ein Baukörper atmen?
Rainer Hülsemann, Leiter Anwendungstechnik ZERO-LACK
Ein Auftraggeber will eine Beschichtung auf seinen Wand- und Deckenflächen haben, die „atmungsaktiv“ ist. Was bedeutet das?

Der Begriff „atmungsaktiv“ ist irreführend, denn atmen kann nur ein Lebewesen. Die richtige Ausdrucksweise lautet „dampfdiffusionsfähig“. Diffusion von gasförmigen Molekülen ist die Wanderung von z.B. Wasserdampf durch Bauteile (Wände, Decken, Anstrichstoffe). Sie wird durch Konzentrations-, Temperatur- oder Druckunterschiede hervorgerufen und führt zu einem Dichte- oder Konzentrationsausgleich. Die Strömung der Diffusion ist immer in Richtung der geringeren Konzentration gerichtet.

Die Wasserdampfdurchlässigkeit, der sogenannte sd-Wert (wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke), dient als Maß für den Diffusionswiderstand einer Bauteilschicht. Der sd-Wert ist das Produkt aus Diffusionswiderstandszahl (µ-Wert) als Materialkonstante und Schichtdicke d des Bauteils in Meter. Beispiel: Beträgt der sd-Wert einer PE Folie 20 m, entspricht der Diffusionswiderstand einer 20 m dicken, ruhenden Luftschicht. Demgegenüber beträgt der sd-Wert einer Silikat-Innenfarbe 0,02 m und entspricht dem Diffusionswiderstand einer 20 cm dicken, ruhenden Luftschicht. Je kleiner der sd-Wert, umso größer ist der Diffusionsaustausch von Wasserdampf. Um Produkte vergleichen zu können, muss daher die Trockenschichtstärke, bei der eine Prüfung stattgefunden hat, angegeben werden.
Die DIN EN 1062–1 (Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische Substrate und Beton im Außenbereich) legt verlässliche Kriterien fest, nach denen die Eignung eines Beschichtungssystems für eine bestimmte Anwendung beurteilt werden kann. Unter anderem wird die Wasserdampfdurchlässigkeit in folgende Klassen eingeteilt: V1 = hoch (sd 0,14m), V2 = mittel (sd = 0,14 – 1,4m), V3 = niedrig (sd = 1,4m). DIN 4108–3 legt Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für die Planung und Ausführung zum klimabedingten Feuchteschutz in Gebäuden fest und unterscheidet zwischen diffusionsoffen (sd 0,5 m), diffusionshemmend (sd 0,5 m – sd 1500 m) oder diffusionsdicht (sd 1500 m).
Nach wie vor gilt: Der größte und schnellste Wasserdampfaustausch in Räumen wird durch richtiges Lüften erzielt. Um aber die passende Beschichtung zum vorhandenen Untergrund leichter aussuchen zu können, finden sich z.B. Angaben zur DIN EN 1062–1 in den Technischen Merkblättern aller ZERO Fassadenfarben und Außenputze.
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