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Fangt schon mal an

Betrieb & Markt
Fangt schon mal an

Werner Schledt

„Fangt schon mal an“, der teuerste Satz im Betrieb erinnert an den alten Abschiedsgruß „Gott befohlen“, mit dem man früher Leute ins Ungewisse entließ. „Fangt schon mal an, dann seh’n wir weiter“ galt vielen schon als erweiterte Arbeitsvorbereitung – im Handwerk. In der Industrie klang das ganz anders: „Arbeitsvorbereitung heißt dafür sorgen, dass die richtigen Leute, Maschinen, Werkzeuge, Geräte und Materialien zum richtigen Zeitpunkt, in richtiger Menge, am richtigen Ort sind.“ Ergänzen könnte man „…und jeder weiß, was er zu tun hat.“ Speziell ausgebildete Arbeitsvorbereiter gibt es in unseren überwiegend kleineren Betrieben kaum. Weil aber auch hier die – oft schmerzliche – Erfahrung gelehrt hat, dass gute Vorbereitung auch an der Arbeitsstelle 80 Prozent des Erfolges ausmacht, gehört die AV zu den vielfältigen Aufgaben unserer „Multi-Meister“. Die machen das gut – künftig vielleicht noch besser: Unser Institut für Unternehmensführung bietet nämlich in seiner „Zukunftswerkstatt für Maler“ am 13. November in Ingolstadt das Thema als einen der Schwerpunkte an. „Arbeitsvorbereitung – der rote Faden auf der Baustelle“ heißt es da.
Abgeschafft
Die abschlagsfreihe Rente hat eingeschlagen: Schon im ersten Jahr haben 100.000 Arbeitskräfte von der Möglichkeit Gebrauch gemacht mit 63 aufzuhören. Die fehlen natürlich dem Arbeitsmarkt. Im Malerhandwerk nicht nur als qualifizierte Meister, umsichtige Vorarbeiter oder erfahrene Altgesellen, sondern auch als Ausbilder an der Arbeitsstelle. Das ist jammerschade. Schwer nachvollziehbar auch, dass die Lebensarbeitszeit umsomehr sinkt je länger das Leben dauert. Früher Ruhestand ist ebenso verlockend wie trügerisch: Hobby, Haus und Hund können schnell langweilen. Wer früh abgeschafft war konnte bisher schon in Ruhestand gehen. Aber die Frührente für Leute voller Saft und Kraft gehört abgeschafft.
Angeschmiert
Es ist ein schmieriges Phänomen: je länger man Graffiti-Schmierereien stehen lässt, desto schlimmer wird’s: Es kommen immer mehr dazu. Werden sie dagegen schnell entfernt, verlieren die Sprayer an dieser Stelle die Lust. Das ist der Ansatz für ein erfolgversprechendes Projekt, das jetzt in Hanau gestartet wurde. Kommune, Polizei, Stadtwerke, Parkhausgesellschaft sowie Bau- und Wohnungsgesellschaften haben sich zu einer Kooperation entschlossen und verpflichtet Graffiti an ihren Gebäuden innerhalb von 24 Stunden zu beseitigen. Einbezogen ist bereits eine Stelle, die eine provisorische Beseitigung auch am Wochenende vornimmt. Und weil die Straftaten der Sprayer nur selten angezeigt werden, gibt’s für Hinweise Belohnungen von bis zu 1.000.– Euro.
In Druckschrift
Bei der Durchsicht handschriftlicher Antworten von Sachvertändigenanwärtern habe ich bisweilen erhebliche Mühe herauszufinden was gemeint ist. Wenn, wie geplant, bald nur noch in Druckbuchstaben geschrieben wird, lassen sich solche Dokumente sicher leichter entziffern. Aber die bisweilen auch ungelenke Ausdrucksweise wird wohl bleiben, obwohl’s in der Vorbereitung immer wieder heißt „Schreib’ nicht geschraubt, dann wird Dir geglaubt“. Gegen schlecht Ausgedrücktes helfen weder Druckschrift noch Ausdrucke. Dies sei mal ausdrücklich vermerkt.
Pink-University
Seit 2011 gibt’s die „Pink-University“. Deren Gründerin, Britta Kroker, sagt, dass man mit der Vermittlung von Fachwissen durch Videos Abwechslung in die berufliche Weiterbildung bringen könne. Digitales Lernen erspare außerdem Zeit und Geld für herkömmliche Präsenzseminare und erhöhe vor allem den Lernerfolg. Die „Pink-University“ macht in diesem Jahr einen Millionenumsatz. Der Erfolg ist neu – die Idee nicht. Malermeister Hans Moosbrugger hatte sie vor Jahrzehnten schon und hat sie federführend im Rahmen der „Ausbildungsoffensive“ des hessischen Malerverbandes verwirklicht. Verdient haben er und der Verband an den Ausbildungsvideos nichts, aber trotzdem gewonnen: Sie wurden mit einem „Deutschen Ausbildungs-Oskar“ ausgezeichnet.
Farbig, aber nicht bunt
Eines der Highlights im Frankfurter Besichtigungsprogramm dieses Sommers ist der Besuch des Industrieparks der ehemaligen Hoechst AG, der im Rahmen eines Gesamtkonzeptes von Friedrich Ernst von Garnier farbig gestaltet wurde. Dass dieses Angebot auf so großes Interesse stößt überrascht, denn das Gestaltungskonzept wurde bereits 1989 umgesetzt. Vielleicht hat das auch anderwärts wiedererwachte Interesse ja damit zu tun, dass sich die Arbeiten von Garniers ebenso wohltuend wie richtungweisend vom sich immer breiter machendem Mausgrau und Metallglanz unterscheiden. In der Tat hat F.E. von Garnier sich als erster, und in einer strikten Konsequenz und Breite auch als einziger, zunächst der Industrie-, später auch der Rasterarchitektur angenommen und diese, oft wie Maschinen anmutenden monströsen Zweckbauten mit der sie umgebenden Natur und Nachbarschaft versöhnt. Aus diesem Anliegen resultiert seine Farbpalette ebenso wie die formale Gliederung, die sich grundsätzlich nicht über die angetroffene Architektur hinwegsetzt, sondern diese aufgreift. Seine Arbeiten sind farbig, aber nicht bunt. Graues ist ihm ein Greuel, das „wie ein Ölteppich auf der Seele“ lastet, aber auch, dass das Bunt am Haus grausam sein kann, hat er gesagt und die oft lebendigen, statt platt angestrichenen Oberflächen in seinem Buch „Meine farbigere Welt“ so erklärt: „Ein einziges Blatt in der Natur hat eine klangvollere Farbigkeit als viele Quadratkilometer Fassadenflächen.“ Den Arbeiten F.E. von Garniers liegt ein Konzept zugrunde, das auch andere Gestalter nutzen könnten. Dass er trotz seiner Orientierung an den architektonischen Vorgaben eine unverwechselbare „Handschrift“ entwickelt hat, die ihn von den zahlreichen Epigonen unterscheidet, ist ein Phänomen. Eine farbigere Welt, das ist das Anliegen F.E. von Garniers, der sich immer wieder an schlechter Architektur gerieben und der bis dato farbig vernachlässigten Industriebauten angenommen hat. Farbe, wo’s Not tut, also nicht überall und um jeden Preis, so könnte man seine Philosophie kurzfassen. „Weiß, ein Lob für gute Architektur.“. Das hat er nämlich auch gesagt und immer wieder betont, dass er sich eine Architektur wünscht, die ihn überflüssig macht.
Auch Gebrauchte gebraucht
„Wir brauchen heute auch die, die wir gestern nicht brauchten.“ Das ist – plakativ und provozierend – die Konsequenz aus dem Mangel an geeignetem Nachwuchs. Angesichts von 20.000 unbesetzten Lehrstellen hat es unser Handwerkspräsident etwas vornehmer formuliert: „Wir brauchen alle, und wir werben um alle.“ Auch „Gebrauchte“, wie die vielen Studienaussteiger, können wir brauchen. So reicht denn auch die Zielgruppe der großen Nachwuchskampagne des Handwerks von Jugendlichen mit Handicaps über Haupt- und Realschüler bis zu den Abiturienten, deren Zahl sich im Handwerk verdoppelt hat. Auch im Hinblick auf die steigende Zuwanderung hat unser ZDH-Präsident treffend bemerkt: „Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hin will.“

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler-und Lackiererhandwerk.
Werner SchledtGangstraße 35 c60388 Frankfurt/Main
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