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Händel mit dem Handel

Betrieb & Markt
Händel mit dem Handel

Werner Schledt

Das Handwerk will seit Jahren aus der Haftungsfalle für mangelhafte Produkte raus und verlangt zurecht nach einer Gesetzesänderung. Ein entsprechender Entwurf befriedigt aber noch nicht. Der vorgesehene Ersatzanspruch sieht zwar auch Kostenerstattung für den „Ein- und Ausbau“ fehlerhafter Materialien vor, aber diese Formulierung schließt zum Beispiel Ansprüche von Malern aus. Auch dass der Hersteller entscheiden können soll, ob er dem Handwerker den Lohnpreis ersetzt oder die Arbeiten selbst ausführt, stößt beim ZDH auf entschiedenen Widerspruch. Die Regierungskoalition ist uneins – der Handel uneinsichtig. Die Handwerker können über dessen Argument, sie könnten ja die Risiken für solche Fälle bei der Kalkulation „einpreisen“, nur den Kopf schütteln. Es besteht unverändert Änderungsbedarf.
Zweifellos besser
Alte Häuser, in deren energetische Modernisierung kräftig investiert wird und neue Bauten, die derzeit günstig wie nie finanziert werden können, lassen auch in diesem Jahr kräftige Umsatzsteigerungen erwarten. Sorgen bereitet angesichts der weiter wachsenden Tendenz zu Abitur und Studium der fehlende Nachwuchs. Um junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen, laufen derzeit viele Versuche und Projekte. Die Handwerkskammer Rhein-Main zum Beispiel umwirbt an der Goethe-Universität „Studienzweifler“, die sich nicht sicher sind, ob sie ihr Studium fortsetzen, und zeigt ihnen Perspektiven im Handwerk auf. 40 von ihnen haben sich bereits für eine Lehre entschieden. Im Zweifel lieber ins Handwerk. Das ist zweifellos besser.
Stattliches Städtchen
8000 Fassaden, so viel wie ein stattliches Städtchen Häuser hat, wurden seit Bestehen des Deutschen Fassadenpreises eingereicht und juriert. Prof. Thomas Kesseler, Jurymitglied des inzwischen Deutschen und Österreichischen Preises, hat Zwischenbilanz gezogen und festgestellt, dass im Lauf der 25 Jahre die Qualität der Einreichungen kontinuierlich gestiegen ist. Das wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Übrigens: Auch die Preisgelder sind stattlich.
Dame oder Bube?
In feinen Lokalen gibt es sie: Die Damenkarte. Sie offeriert Delikatessen, enthält aber keine Preise. Die Herz-Dame wählt aus und entscheidet. Sie hat ja oft auch den besseren Geschmack. Wenn sie zufrieden ist, ist’s ihr Bube auch – und rundet die Rechnung am Ende nach kurzem Hinsehen großzügig auf. Immer wenn es um mehr als bloße Sachwerterhaltung geht, können auch feine Malerbetriebe die Damenkarte ziehen, indem sie von vornherein ein Ladylike-Angebot machen und sichern, dass die Dame des Hauses von Anfang an in die Gespräche und Entscheidungen eingebunden ist. Wenn’s um Farbe, Gestaltung und Wohnkultur geht, muss zuerst sie überzeugt werden. Sie setzt sich – und Sie – dann schon durch. Früh erkannt und gut gekonnt hat das F.E. von Garnier. Als ich ihn einmal fragte, wie er denn die Entscheider bei BMW von seinem Farbkonzept überzeugt und gewonnen habe, sagte er: „Ich rede nicht mit dem Vorstand, ich rede mit Frau von Kuenheim. Dame übertrumpft Buben.
Renoviert und beschmiert
Unverdrossenes Beseitigen ist eine Möglichkeit, der hässlichen Sachbeschädigungen im Stadtbild Herr zu werden. Eine bessere: Gute Gestaltung. Das zeigt sich nicht nur in U-Bahn-Stationen. Interessant dabei, dass abstrakt gestaltete Wände offensichtlich eher zu „Erweiterungen und Ergänzungen“ aus der Sprühdose animieren als figürliche, die Geschichten erzählen. Und je naturalistischer die sind, desto eher lassen die Sprayer die Finger davon. Offensichtlich haben die Schmierfinken vor dieser Malweise einen Rest von Respekt.
„Stoßlüften ist großer Mist“
Stoßseufzer bei Schimmelbefall: „Stoßlüften!“ Zehn mal zwei bis fünf Minuten täglich sagen die Experten. Wie soll das gehen, fragen sich die berufstätigen Bewohner gut gedämmter Häuser und können sich, analog zu den schlagfertigen Berlinern, die in den Zwanzigern die Werbung für den „Minimax“-Feuerlöscher in Versen persiflierten, auf die Empfehlung diesen Reim machen: „Schimmel bricht erst gar nicht aus, lüftest zehn Mal du das Haus. Doch Stoßlüften ist großer Mist, wenn de nich deheeme bist.“ Wenn bereits 15 Prozent der Wohnungen in Deutschland sichtbaren Schimmelbefall haben, wird der Einbau von automatischen Lüftungsanlagen zum Stoßgeschäft.
Besser im Weißen
Manchmal weisen mich Leser auf Interessantes hin, das sie anderswo gefunden haben. So zuletzt Dieter Hahn auf eine Studie, die den Einfluss von Arbeitskleidung auf die Arbeitshaltung und -qualität untersuchte. Dass korrekte Arbeitskleidung Kompetenz assoziiert, wurde auch in dieser Serie schon früher thematisiert. Jetzt haben gleich mehrere Studien belegt, dass Kleidung nicht nur die Wirkung auf andere beeinflusst, sondern auch die eigene Leistung. So arbeiteten zum Beispiel die Probanden in korrekter Berufskleidung viel konzentrierter und machten nur halb so viele Fehler wie die in Jogging-Anzügen oder Jeans. Ein Grund mehr für richtige Berufskleidung: Einfach besser im Weißen – sogar beim Weißeln.
Schon im März
Jahrelang habe ich im Januar während der Autofahrt zu unseren Winterseminaren mit einem erfolgreichen Unternehmer das Kundengeschenk für nächstes Weihnachten ausbaldowert. Ja, so früh im Jahr. Fiel mir jüngst wieder ein, als ich in Schloss Johannisberg war. Dort gibt es aus dem Hause „Fürst von Metternich“ den „Silberlack“, ein Wein, der als der weltweit beste Riesling gilt. Andere hochkarätige Sorten heißen „Gelblack“, „Rotlack“ und „Grünlack“. Wenn’s also ein Weinpräsent sein soll, dann eines aus einer großen Lage – und mit einem „farbigen“ Namen. Damit sind Sie auch als Schenker nie gelackmeiert. Und weil wir schon dabei sind: Auch kleine Maler-Präsente, etwa nach Auftragsende, sollten farbig und originell sein. Der Teebecher „Genuss der Farben“ bringt unübersehbar Farbe auf den Tisch. (Entdeckt bei missio-onlineshop.de)
„Mailenweit“ entfernt
Unglaublich viele Handwerksbetriebe sind immer noch „mailenweit“ von der Digitalisierung entfernt: Nur jeder zweite hat einen Internet-Auftritt und jeder vierte nutzt nicht einmal E-Mails. Kaum zu glauben, dass jedes umtriebige Schulkind digital weiter ist als viele Betriebe.

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Tel.: (06109) 34208
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