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In diesem Jahr

Unverdünnt aufgetragen mit Werner Schledt
In diesem Jahr

Werner Schledt

„Das trägt man in diesem Jahr“, argumentiert die Verkäuferin und versucht mir eine Jacke anzudrehen, die mir absolut nicht steht. Modebewusste kaufen solche „Zwangsjacken“, wenn sie im Trend liegen. In der Tat operiert die Bekleidungsbranche erfolgreich mit stets neuen Modefarben. Auch für den Architektur- und Wohnbereich wird das immer wieder versucht – bisher allerdings ohne sichtbaren Erfolg. Für dieses Jahr hat das Global Aesthetic Center von Akzo Nobel hierfür Goldocker zur Trendfarbe erklärt und dies u.a. damit begründet, dass diese Farbe für den Zeitgeist und unser derzeitiges Lebensgefühl stehe. Ich finde das goldig – glaub’ aber nicht dran.
Endlich mal ein Kalender für das neue Jahr gekriegt, in dem nicht nur die Ferien- und Feiertage fett gedruckt sind. Stattdessen sind Termine wie Jungmaler-Workshops, Prüfungsvorbereitungskurse, Berufsbildungsmessen, Starterwochen und die Gesellen-Freisprechungsfeier farbig hervorgehoben. Von der Ausbildungsoffensive für Maler und Lackier. Die machen was.
Zeitig zahlen?
Weil Kunden nicht zahlen, verlieren die Unternehmen 2,5 Prozent ihres Umsatzes. Manche zahlen nicht pünktlich oder nicht vollständig, einige überhaupt nicht. Nach der Studie eines börsenorientierten Inkassounternehmens für mehr als 20.000 Menschen ergab sich, dass fast vierzig Prozent der Deutschen im letzten Jahr Rechnungen nicht fristgerecht beglichen haben.
Gleich nach den Strafzetteln, für deren Bezahlung man sich die meiste Zeit lässt, folgen schon die Außenstände wie z.B. Handwerkerrechnungen. Die große Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass man Rechnungen im Prinzip pünktlich zu begleichen habe (die Bereitschaft dazu ist umso größer, je schneller nach Fertigstellung der Arbeit die Rechnung gestellt wird). Also …!
Was auf dem Kasten
„Die haben fast alle was auf dem Kasten“, dachte ich, als ich kürzlich in der Türkei unterwegs war und die vielen Kollektoren auf fast jedem Dach sah. Ist ja auch logisch in einem Land, in dem die warme Sonne so viel länger scheint als bei uns. Jetzt lese ich, dass die Türken darüber hinaus auch beim Energiesparen mit WDVS Spitzenreiter sind. Von den 230 Millionen Quadratmeter in Europa wurden allein in der Türkei65 Millionen verlegt. Damit sind die Türken Spitzenreiter vor den Polen.
Reinen Tisch machen
Der Chef darf „reinen Tisch“ machen und anordnen, dass Arbeitnehmer, auf deren Schreibtischen sich alles türmt, aufräumen und Ordnung halten. Er hat dazu das Weisungsrecht. Mich würde das nicht treffen: Ich bin überzeugter „Leer-Tischler“.
Gruselkabinett
„Gruselkabinett“, das ist die Überschrift eines Leitartikels, der sich mit dem Eckpunktepapier des Bundesjustizministers auseinandersetzt, welches das Bauen und Modernisieren unattraktiver machen und auch unseren Betrieben schaden würde.
Es sieht u.a. vor, dass nicht mehr elf, sondern nur noch acht Prozent der Investitionen in die Bausubstanz, wie z.B. für altengerechten Umbau oder energetische Modernisierung auf die Mieten umgelegt werden dürfen. Außerdem soll eine weitere Investitionshürde eingebaut werden, nach der sich Mieter, deren Bruttomiete 40 Prozent des Nettoeinkommens übersteigt, gegen eine geplante Modernisierung wehren können. Der Bundesjustizminister lehrt Investoren — und auch Bauhandwerkern — das Gruseln. Die Union kündigte Widerstand an. Wir sollten das auch tun.
Diese Schule ist klasse
Eine hiesige Berufsschule lädt von Zeit zu Zeit ehemalige Absolventen ein, die den Schülern berichten, wie’s im Anschluss weiterging und was aus ihnen geworden ist. Ich finde dieses Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten Klasse. Wäre auch was für eine Malerklasse.
„Aimer“ und „Schpachtel“
„Faberis“ ist ein Kunstwort und die Abkürzung für „Fachstelle für berufsintegriertes Sprachlernen“. Für eine solche Stelle, bei der ab Jahresbeginn Sprachförderkräfte geschult werden, die dann Flüchtlinge im Beruf unterstützen, wirbt derzeit die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ um Spenden. Wenn das spontane Engagement anhält, ist auch die Vermittlung der Fachsprache kein Kunststück. Das zeigen die täglichen Erfolgsberichte: Über einen Dachdeckermeister z.B., der einen Jungen, der zwei Jahre in einem Flüchtlingsheim verbrachte, in die Lehre genommen und in eine Lernakademie zu Sprachkursen geschickt hat. Auch die Handwerkskammer bietet in ihrem Ausbildungszentrum sechsmonatige Lehrgänge an, um Flüchtlinge an eine Ausbildung heranzuführen. Und ein junger Mann aus Eritrea bereitet sich in einer Frankfurter Bildungsgesellschaft mit andren auf eine Ausbildung als Maler und Lackierer vor. Ein kleines Vokabelheft hat er stets bei sich. Darin schreibt er noch „Aimer“ und „Schpachtel“, wie er’s gehört hat. Er ist also schon nicht mehr sprachlos. Und die zunächst für Prüfungen notwendige richtige Schreibweise lernt er auch bald. Das Bemühen, auch die Schriftsprache energisch und schnell zu lernen, spricht für ihn – und für viele dieser jungen Menschen, die wir im Handwerk als Nachwuchs dringend brauchen.
Kurzfristig gegen Kurzsicht
Wie wichtig die rasche Vermittlung der Sprache und entsprechende Betreuungsmaßnahmen sind, zeigen auch negative Nachrichten: So war zu lesen, dass nach einer „regionalen Momentaufnahme“ aus Bayern von 130 Lehrlingen 70 Prozent ausgestiegen sind. Dafür wurden vor allem diese zwei Ursachen genannt: Zum einen der Frust, weil die Deutschkenntnisse noch nicht ausgereicht haben, um die Zwischenprüfung zu bestehen, zum anderen aber auch, weil einige als Hilfsarbeiter mit dem Mindestlohn mehr verdienen — und ggf. nach Hause schicken können — als mit der Ausbildungsvergütung. Das ist zwar kurzsichtig, aber verständlich. Mit der von den Arbeitgebern geforderten temporären Aufhebung des Mindestlohnes für ungelernte oder nicht eingearbeitete Flüchtlinge könnte man dieser Kurzsichtigkeit begegnen. Kurzfristig.
Auch das noch: In diesem Jahr wird die Zahl der Studenten so hoch sein wie nie zuvor. Dabei brauchen wir doch gar nicht so viele Taxifahrer.
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