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Souvenirs

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Souvenirs

Souvenirs
Klar, dass man bei einer Reise neue Eindrücke gewinnt und als nützliche Souvenirs Anregungen mitbringt. Hier ein paar „Arabesken“ als Mitbringsel für Maler:

„Es gibt keine zweite Chance einen guten ersten Eindruck zu machen!“ Wir haben’s oft gehört. Die (ausländische) Fluggesellschaft hat’s begriffen. „Makromarketing mit Mikrowelle“ als Kundenüberraschung: Anstelle einer Stewardess, die beim Einstieg üblicherweise als Platzanweiserin fungiert, begrüßte uns der Koch, zünftig im weißen Doppeltgeknöpften mit Kochmütze und einem „Pralinchen“ als Probe seines Könnens. So als wenn wir unseren Kunden beim Einstieg am ersten Arbeitstag zur Vorfreude das Foto einer seinem Auftrag ähnlichen, gut gelungenen Arbeit mit ein paar Daten und Hinweisen zum Auftragsablauf überreichten.
Wie Teppichhändler
„Wie ein Teppichhändler.“ Wenn wir das bei uns von Verkäufern sagen, ist es meist abwertend gemeint. Wir bezeichnen jemanden so, der sich die sprichwörtlichen Fransen an den Mund redet, um Kunden zu überreden, anstatt zu überzeugen. Ganz anders hier: Die Händler präsentieren ihre Kollektion sehr eindrucksvoll, halten dabei stets Blickkontakt und registrieren so selbst das kleinste Interesse sofort. Sie reagieren darauf, indem sie daran – und nur daran – sofort anknüpfen. „Positive Pfeile verlängern“ nannte Uli Kraft dieses Vorgehen in seinen Seminaren bei uns. Ideenreich präsentieren und nur aufs Kundeninteresse reagieren – ein Erfolgsrezept nicht nur für Teppichhändler. Damit lassen sich auch unsere Techniken und Beläge gut verkaufen.
Auch das haben die inzwischen drauf: die Verknüpfung des Produkts mit ideellem Nutzen, wie die Vermittlung eines guten Gefühls. Dazu stellen sie nicht mehr Qualität, Haltbarkeit und Preis in den Vordergrund, sondern argumentieren und „garantieren“, dass wer bei Ihnen kauft, gleichzeitig was gegen die Kinderarbeit in den Drittländern tut.
Auch im Flieger wurde was fürs grüne Gewissen mitangeboten: Wer fliegt solle zum Ausgleich was für den Klimaschutz tun und „Atmosfair“, eine Klimaschutzorganisation unterstützen – durch einen kilometerabhängigen Beitrag, dessen Höhe man mit einem eigens dafür entwickelten Emissionsrechner ermitteln kann.
Eine Studie des renommierten Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung hat schon untersucht, wie sich der Anreiz von solchem Klimazusatznutzen steigern lässt. Fernbusreisende z.B. sind dann am ehesten zu einer Spende bereit, wenn das Unternehmen den Beitrag 1:1 aufstockt.
Heißkalt
Der Verknüpfung von Produkten und Dienstleistungen mit ideellem Zusatznutzen fürs gute Gewissen begegnet man jetzt immer häufiger. (Selbst im Billigkaufhaus war im Preis für die Socken eine Spende enthalten). Solcher Zusatznutzen ist Mainstream. Warum nicht auch für Maler – z.B. bei WDVS?
Pro Quadratmeter ein Beitrag für Kinder, die in „heißkalten“ Wellblechhütten statt in gedämmten Häusern leben, wäre so eine Idee. Als Alternative in unserem tierliebenden Land auch eine Spende für vom Aussterben bedrohte Eisbären in der Arktis oder pro Auftrag die „Adoption“ eines Pinguins.
Es müsste halt was sein, was ans Herz geht und auch mit Bildern oder sogar Dankschreiben belegt werden kann. Gefühlssache eben. Wie bei jedem Kauf.
Farbige Eindrücke
Wüst gestrichen sind sie nicht, die Häuser der Wüstenbewohner. Im Gegenteil: Sie tragen traditionell die Farben des umgebenden Sandes, von lichtem Beigegrau bis zu leuchtendem Ocker – sehr sensibel getarnt statt betont. Da wirken schon vereinzelte kleine Fehlgriffe bei der Renovierung wie eine Beleidigung für das Auge.
Die arabischen Maler – Gastarbeiter aus Marokko – die die Wände eines Juwelierladens mit einer Schwammtechnik dekorierten, hatten einen guten und gleichmäßigen Duktus. Ich durfte ihnen eine Weile zusehen. Mitmachen ließen sie mich nicht. Nicht mal für ein paar Minuten. (Lange aus der Übung hätt’ ich’s wohl auch verhunzt.)
Multikulti
In den Emiraten machen Gastarbeiter aus rund 200 Nationen inzwischen rund 90 Prozent der Bevölkerung aus. Das ist nicht nur weit weg – wir sind auch meilenwert davon entfernt.
Im Servicebereich des Hotels waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 47 Nationen beschäftigt. „Management by Multikulti“ – was für eine Herausforderung an die Führungskräfte.
(G)astronomische Preise
Dass um den Preis gefeilscht wird, ist uns Handwerkern ja vertraut, aber dass dort der (g)astronomische Menüpreis auch in einem Sternehotel vor Tisch verhandelbar ist, war mir neu.
Man lernt halt nie aus.
Der Scheich wird reich …
„Der Scheich wird reich – und Sie werden immer ärmer, wenn Sie weiterhin die teure Energie durch den Schornstein jagen!“ Diese Prophezeiung als Slogan für Wärmedämmung durch unsere Innungsmitglieder hat vor Jahrzehnten schon der früh verstorbene Helmut Potratz mit der Zeichnung eines feisten Scheichs als Blickfang illustriert. Ob wir uns das heute noch getrauen würden? Karikiert war zwar nicht der Prophet. Aber vielleicht wäre heute für manchen schon die Prophezeiung eine Provokation.
Kamele
Die in der März-Ausgabe an dieser Stelle erwähnten wissenschaftlichen Prognosen über die Weiterentwicklung der Computer muten visionär an und überfordern derzeit noch unsere Fantasie. Aber wenn hier bei den großen Kamelrennen die Jockeys schon durch Roboter ersetzt sind, die auf Zuruf der Besitzer, die auf einem äußeren Ring der Rennstrecke aus den mitfahrenden Autos heraus ihre Tiere anfeuern und den elektronischen Jockeys befehlen, wann diese forcieren und die Peitsche gebrauchen sollen, ist es doch auch vorstellbar, dass Robies bald Tapeten abkratzen oder Platten verkleben. (Die industrielle Fahrzeuglackierung beherrschen sie ja schon längst). Schöne Aussichten. Die übernächste Phase, in der – auch das ist schon prognostiziert – Computer die Menschen steuern, ist nicht so verlockend: Dann stehen die Roboter mit der Peitsche hinter uns – und wir sind die Kamele.
Soviel zu dem, was ich mitgebracht. Jetzt bin ich gespannt, wer was draus macht.
Global denken – lokal handeln.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Tel.: (06109) 34208
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