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Spezialisieren!

Betrieb & Markt
Spezialisieren!

Klaus Steinseifer gibt Selbstständigen im Malerhandwerk das Handwerkszeug, um innovative und erstklassige Unternehmer werden zu können. Das Malerblatt sprach mit ihm über die Chancen einer Krise.

Lieber Klaus Steinseifer, schon eine halbe Ewigkeit kennen wir uns und ich durfte immer wieder beobachten, wie Sie in Ihren Seminaren Handwerksmeister und Unternehmer zukunftsfähig machten. Funktionieren die Rezepte auch in der Krise?

Krise? Ich höre immer nur Krise. Ihr Presseleute schreibt die Krise höchstens herbei. Natürlich gibt es Branchen, die jetzt grad, salopp gesagt, auf die Schnauze fallen. Und das wird auch negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben. Das heißt aber nicht, dass Ihr immer nur Katastrophenmeldungen bringen müsst. Die Krise ist mediengemacht. Alles wird nur in den düstersten Farben gemalt. Das Malerblatt gehört auch dazu. Gerade in Krisenzeiten funktionieren erstklassige Strategien und Strukturen in einem Handwerksunternehmen, die wir in unseren Qualifizierungen vermitteln. Handwerker, die sich bereits damit aufgestellt haben, kennen keine Krisenzeiten mehr. Mit diesen Menschen, lieber Uli Schweizer, sollten Sie mal reden!
Soll das Handwerk die Finanzkrise erst einmal ignorieren und dem Tagesgeschäft nachgehen?
Ich lass mich hier nicht aus der Reserve locken. Wovon sprechen wir denn? Wir reden von einigen Prozent Wirtschafts-Schrumpfung. Was sind denn bei einem Malerbetrieb zwei, drei oder von mir auch fünf Prozent? Müssen wir uns darüber Sorgen machen? Ja, müssen wir. Und warum? Weil durch die verdammten Medien den Menschen draußen so viel Angst gemacht wird, dass sie ihr Geld nicht mehr ausgeben, sondern es einfach auf die hohe Kante legen.
Trotz der Journalisten-Schelte bleibe ich bei der von Ihnen ungeliebten Vokabel „Krise“. Was sind denn Ihrer Meinung nach die Auslöser dieser Krise, halt, konkreter: der Finanzkrise?
Darauf antworte ich jetzt einfach mal hemdsärmelig: Wenn Geld früher „vergraben“ wurde, dann sagte man augenzwinkernd, es hat eben ein anderer. Heute ist es wirklich weg, weil es längst ausgegeben wurde und manche Luftblasen nur gehalten haben, weil man an sie glaubte, weil deren Image verwunderlicher Weise gut war. Ein Beispiel: Weil ich ja eine Dependance in Südspanien habe, kenne ich mich dort ganz gut aus. Der Immobilienhype dort in den letzten Jahren war auch nichts anderes als eine Luftnummer. Jeder konnte bauen, jeder. Die Immobilie wurde zu 120 Prozent finanziert, so dass auch Notar- und andere Kosten abgedeckt waren – manchmal sogar noch die Möbel. Wie soll so was funktionieren? Die Wahnsinns-Schuldenberge sind da. Und dagegen steht nur ein Haufen zu viel zu hoch bewerteter Immobilien-Schrott, der von seinen Eigentümern jetzt nicht mehr gehalten werden kann.
Aber wäre es nicht blauäugig, die Krise komplett zu ignorieren?
Das sage ich ja nicht. Aber: wer hat denn Geld verloren? Fast ausschließlich die Spekulanten – die breite Masse doch nicht. Und schaut man auf die bislang betroffenen Branchen, so sind das doch die, die sich nicht auf Zukunftsmärkte einstellten. Die deutsche Autoindustrie gehörte auch dazu! Und die Manager, die sich selber überschätzten, die sind doch im Automobil- wie auch im Bankbereich recht kleinlaut geworden. Ganz deutlich wird eines: Die Guten im Handwerk sind wesentlich besser aufgestellt als die Automobilindustrie, weil sie sich immer der Zukunft in ihrer Branche gestellt haben, analysiert und gehandelt haben. Die faulen Pflaumen werden jetzt vom Markt verschwinden und das ist gut für die GUTEN.
So, jetzt lasse ich’s gut sein mit der Krise, bevor Sie noch zorniger werden. Lieber schwenke ich nun zu Ihrer Spezialität, zum Markt. Was können Maler- und Stuckateurbetriebe tun?
Ich provoziere hier mit einer ganz allgemeinen, mit einer fast banalen Aussage, die aber alles sagt: Ich muss dem Kunden einen Nutzen bieten.
Will jeder tatsächlich vom Handwerker einen Nutzen und dafür sein Geld auf den Tisch legen?
Natürlich nicht. Wir müssen uns auf diejenigen Kunden konzentrieren, die genau auf dieses Nutzen-Angebot warten, die riesige Gruppe 50 plus beispielsweise. Da geht es zuerst um so einfache Dinge wie: Welchem Handwerker vertraue ich meinen Schlüssel an? Jeder kann sich spezialisieren auf das, was er und was seine Leute bestens beherrschen.
Haben Sie ein Beispiel?
Eine Spezialisierung kann auch der Zusammenschluss erstklassiger Gewerke sein, die dem Kunden gemeinsam eine hochkarätige Leistung erbringen. Ein solcher Schritt ist für mich Marktaufstellung pur! In einer Kooperation habe ich dann plötzlich auch neue Kollegen aus anderen Gewerken, die bei guten Kunden ein und aus gehen. Und genau die verkaufen plötzlich meine Leistungen mit. Aus 3.000 Adressen in meiner eigenen Datenbank werden dann plötzlich 20.000 und mehr, wenn die Daten meiner Kollegen dazu kommen. Ein riesiges Potenzial!
Was ist für Sie das Wichtigste, das ein Unternehmer im Handwerk zu tun hat?
Einen Jahreszielplan erstellen, das ist das Allerwichtigste! Machen aber höchstens fünf Prozent aller Handwerksunternehmer. Wer sich notiert, was er tun will, um ein Spezialistenkonzept umzusetzen, und die Punkte dann auch abarbeitet, der muss sich doch um eine Krise keine Sorgen machen. Der kann auch ganz schnell mal eine Priorität verändern, um weiterhin der Agierer und nicht der Reagierer zu sein.
Und worauf ist besonders zu achten?
Wichtiges hat absolute Vorfahrt!
Womit hat gerade das Handwerk Probleme?
Es ist von grundlegender Bedeutung, jedes Jahr mehr zu lernen. Aber ich bekomme soooo einen Hals, weil die meisten Handwerker ausschließlich aus gemachten Fehlern lernen. Und weil die sich nicht fortbilden und dumm bleiben wollen. Viele merken nicht, dass sich die ganze Welt weiter entwickelt hat, nur sie selber sich ab der Meisterprüfung nicht mehr. Das sind aber genau diejenigen, die morgens um sieben schon anfangen zu jammern. Die berufen sich dann noch auf Tradition, wobei Tradition nichts damit zu tun hat, blöd zu bleiben und alles so zu machen wie die Generationen davor. Manche möchten sogar, dass ihre Kinder und Nachfolger nicht sie selber an Glanz und Erfolg übertreffen. Der Humorist Ephraim Kishon bringt es auf den Punkt: Tradition ist die Methode, die zu verhindern hilft, dass die Kinder ihre Eltern übertreffen. Auf dieser Denkschiene bewegen sich zu viele im Handwerk.
Wieso ist das Handwerk so „zäh“, wenn es um Fortbildung geht?
Ich muss spöttisch antworten, weil die Argumentation der Handwerker gegen Fortbildung und gegen Seminare so absurd ist: Der Handwerker handelt immer zyklisch – geht es ihm gut, hat er keine Zeit für Qualifizierungen, geht es ihm schlecht, hat er kein Geld dafür. Und immer wieder stelle ich fest, dass manche Handwerker erst anfangen zu denken, wenn ein Problem direkt vor der Tür steht.
Was empfehlen Sie also am Schluss des Interviews?
Es wäre mir jetzt zu plump, hier für meine Seminare zu werben. Ich drücke es allgemein aus: agieren, nicht reagieren, also das Heft in die Hand nehmen. Dann: sich spezialisieren in einem Bereich, wo ich stark bin. Sich schlau machen, sich fortbilden, passende Bücher und Zeitschriften lesen und, natürlich, sich Zeit für die richtigen Seminare nehmen, denn, wer sich keine Zeit nimmt, wird auch in Zukunft keine haben!
Lieber Klaus Steinseifer, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ulrich Schweizer.

kompakt
Nicht aus Angst vor einer Krise wie gelähmt sein, sondern Jahreszielpläne erstellen und sich auf die passende Zielgruppe fokussieren – das empfiehlt der Malermeister, Bankkaufmann und Seminaranbieter Klaus Steinseifer:
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