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Monochrome Räume: Ein Raum, eine Farbe

Monochrome Interieurs
Ein Raum, eine Farbe

Monochrome Interieurs sind faszinierend, weil sie mit den Sehgewohnheiten brechen und sämtliche Elemente farblich exakt gleich behandeln. Was einst irritierenden Kunstprojekten vorbehalten war, hat längst den Weg in den Alltag gefunden.

Armin Scharf

Wer in der unlängst sanierten Jugendherberge Oberammergau eincheckt, den erwartet nicht nur eine berauschende Sicht auf die Bergwelt der Umgebung, sondern auch ein ganz besonderes Farberlebnis. Das 30 Zimmer große Haus mit Doppel- und Stockbetten sowie teilweise eigenen Duschen, steht für eine neue Generation von Jugendherbergen, die sich komfortabler, pfiffiger und moderner präsentieren. In Oberammergau haben die Berchtesgadener Architekten Schulze Dinter nicht nur die Räume neu strukturiert, sondern auch farbig gestaltet. Während die Flure in einem neutralen Grauton gehalten sind, leuchtet es aus den Zimmern intensiv gelbgrün, orange oder blau heraus. Nach dem Motto „Paint-all-over“ tragen nicht nur Wände, Decken und Böden identische Farben, auch alle Einbauten, Betten, Schränke, Stühle, Vorhänge bezieht das Einfarben-Konzept mit ein. Lediglich die Lichtschalter und Steckdosen mögen sich diesem Farbkanon nicht anschließen: sie sind immer weiß. Besonders bei jungen Gästen kommt das Farbkonzept offenbar bestens an.
Kindergärten
Das erklärt vielleicht auch, warum die Monochromie gerade in Kindergärten und Kindertagesstätten so häufig anzutreffen ist. Auch hier sind die Farben stets stark gesättigt, bunt und solitär zu bewerten. Azurblau, Feuerrot, Gelb, Orange, Hellgrün, ja sogar Violett gehören wohl zu den beliebtesten Einfarbigkeiten. Meist bleiben die Farben Treppenhäusern, Fluren, Umkleideräumen oder den Toiletten vorbehalten, die Gruppenräume selbst bleiben in der Regel dezenter gefärbt.
Kleine Dosis
Kein Zweifel: Monochrome Räume sind faszinierend, überraschen, bieten ein ganz eigenes, ungewöhnliches Raum- und Farberlebnis. Gleichzeitig aber ist der Übergang zum Spektakel nicht allzu weit – daher sollte die Monochromie in kleinen Dosen genutzt werden. Übrigens müssen es nicht immer Buntfarben sein – auch mit Weiß und Schwarz lassen sich monochrome Räume erzeugen.
Farbenpsychologisch betrachtet ist all dies nicht unproblematisch. Denn wir orientieren uns im Raum unter anderem durch Helligkeitsunterschiede: der Boden ist dunkler, die Decke wie der Himmel heller. Das ist nicht nur gelernt oder Tradition, sondern tief in unseren archaischen Wahrnehmungsmustern verankert. Daher haben monochrome Räume das Potenzial zur Verunsicherung: Wenn jede Raumrichtung gleich hell und gleich gefärbt ist, dann kommt unser intuitives Orientierungssystem ins Schleudern. Und das kann bei Treppen durchaus zu Problemen führen, wenn die einzelnen Stufen nicht vom Rest differenziert werden können. Auch der Aufenthalt bietet Überraschungen – Stichwort Sukzessivkontrast. Wer einen monochromen Raum verlässt, dem erscheint ein komplementäres Nachbild. Wer aus einem roten Raum in ein neutrales Umfeld tritt, dem wird dieses sofort grünlich erscheinen. All dies gilt es zu bedenken, will man sich dieses Gestaltungskonzeptes bedienen – vor allem, wenn es um Räume geht, in denen sich Personen längere Zeit aufhalten.
Colormatching wichtig
Noch etwas wäre zu beachten: Monochromie ist nicht einfach zu realisieren, gerade dann, wenn verschiedene Materialien zum Einsatz kommen. Da werkstoffbedingte Abweichungen das Auge als Irritation, als Fehler wahrnimmt, kommt dem Colormatching eine große Bedeutung zu. Dabei muss auch das langfristige Verhalten betrachtet werden, denn da Materialien unterschiedlich altern, kann die anfängliche Einfarbigkeit in viele Nuancen zerfallen. Und damit wäre dann auch die ursprüngliche Intention ins Gegenteil verkehrt.
Dennoch: Monochrome Räume begeistern immer wieder, vorausgesetzt, die gestalterische und technische Qualität stimmt.
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