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Nah am Wasser gebaut

Farbe & Inspiration
Nah am Wasser gebaut

Die am Elbufer gelegene ehemalige kleine Schifferkirche Maria am Wasser bedurfte nach dem Hochwasser vom Juni 2013 dringend einer Sanierung. Von der Durchfeuchtung betroffen waren neben den Sandsteinmauern vor allem die Holzbauteile. Mit handwerklichem Können beseitigte unter anderem der Pirnaer Malermeister Christian Kotte die Hochwasserschäden.

Wolfram Strehlau

Maria am Wasser hat ihren Namen von ihrer Vorgängerin, einem spätgotischen Hallenbau aus dem Jahre 1495, erhalten. Am Flusslauf gelegen, bot sie Fischern und Schiffern am Wege sowie Ortsansässigen Gelegenheit zum Glaubensbekenntnis. Im Verlauf zweier Jahrhunderte stiegen die Ansprüche der Hosterwitzer Kirchengemeinde an ihr Gotteshaus. Beginnend mit dem Jahre 1704 erhielt es Schritt für Schritt seine heutige Gestalt, dessen Wahrzeichen der zwiebelförmige Kirchturm ist. Fortan galt sie als Gemeindekirche von Hosterwitz und verlor ihre ursprüngliche Funktion als Schifferkirche. Nahezu ohne Schäden überstand sie die Bombardierung Dresdens im Februar 1945. Heute macht die reizvolle Lage der evangelisch-lutherischen Kirche mit ihren alten Grabmalen und dem ummauerten Kirchhof sie zu einem Wallfahrtsort für Hochzeitspaare.
Zwei Seiten der Medaille
Zum Freundeskreis gehört unter anderem der Architekt Dr. Walter Köckeritz, der am anderen Ufer des Flusses, in der geschichtsträchtigen Putjatinstraße mit zwei Kollegen das Architekturbüro „Köckeritz + Zipp Architekten“ betreibt. Er ist in Sachen Denkmalschutz ein Kenner der Materie, war unter anderem an den Planungen zum Wiederaufbau der Semperoper beteiligt.
Denn ihre Wassernähe hat auch einen Nachteil. Tritt die Elbe über die Ufer, besteht die Gefahr, dass das Wasser auch vor der Kirche nicht Halt macht. Ihr Sandsteinmauerwerk hat schon vielen Hochwassern standgehalten, ohne Folgen geblieben sind sie allerdings nicht. Das bisher letzte Hochwasser im Juni 2013, als der Pegelstand der Elbe in Dresden weit über acht Meter anstieg, hatte vor allem im Innenraum des Gotteshauses beträchtlichen Schaden angerichtet. Es hinterließ eine stark durchfeuchtete Kirche sowohl was die Bausubstanz als auch die reichlich vorhandenen Holzbauteile betraf. Der Kircheninnenraum lebt von seinen zweigeschossigen Emporen, der ansehnlichen Kreutzbach-Orgel an der Westseite und dem an der nördlichen Kirchenwand befindlichen Altar, über dem sich die Kanzel befindet.
Den Auftrag, das Gebäudeensemble in den „Vor-der-Flut-Zustand“ zurückzuversetzen, erhielt Köckeritz auf der Wanderschaft von München nach Venedig telefonisch. Auftraggeberin und Auftragnehmer hatten in unterschiedlichen Gremien zusammengearbeitet und wussten, was sie voneinander zu halten haben. Zugute kam dem Architekten, dass unmittelbar nach der Flut fachkundige Gemeindemitglieder eine Aufgabenstellung für die Sanierung von Kirche, Pfarrhaus, Jugendzentrum und dazugehörigen Außenanlagen zu Papier gebracht hatten, die sich als eine solide Grundlage für das Sanierungskonzept erwies. Die Kosten beliefen sich auf ungefähr 180 000 bis 200 000 Euro.
Was den Kirchenbau betraf, waren geringfügige Ausbesserungen am Sandsteinmauerwerk notwendig. Voraussetzung für den weiteren Fortgang der Arbeiten war aber vor allem, Mauerwerk und Inventar gründlich austrocknen zu lassen. Unterstützt wurde der Trocknungsprozess durch eine Wandheizung im Altarbereich, die von einer im Dachraum untergebrachten Wärmepumpe gespeist wird. Um den Prozess bei erneuten Wassereinbrüchen beschleunigen zu können, sah das Sanierungskonzept das Anbringen zweier Gittertüren an den Haupteingängen vor, die im Bedarfsfall eine ständige Durchlüftung der Räume ermöglichten. Eine beauftragte Gerüstbaufirma war zugleich damit beauftragt, bei zu erwartendem Hochwasser unverzüglich Gestühl und weitere Holzteile zu demontieren und für die Lagerung geeignete Regale vorzuhalten.
Erprobtes und Bewährtes
Im Herbst des Jahres hatte die Kirche in ihrer Gesamtheit die Trockenheitswerte erreicht, die die farbliche Aufarbeitung der Innenräume mit ihrem beträchtlichen Holzanteil gestatteten. Geringe Losgrößen ließen eine beschränkte Ausschreibung zu, was dazu führte, dass bekannte und bewährte Firmen zum Zuge kamen. Dazu gehört unter anderem die traditionsreiche Pirnaer Malerfirma Christian Kotte. Sie nahm sich der Holzbauteile an, für die die Ausschreibung produktneutral erfolgt war. In diesem Fall setzte Kotte auf Erprobtes und Bewährtes. Er entschied sich für Capalac Seidenmatt-Buntlack. Der seidenmatte Lack bietet gute Farb- und Glanzstabilität, hohes Stand- und Deckvermögen und eine bestmögliche Kantenabdeckung. Der Farbentwurf orientierte sich an der vorherigen Farbgebung mit ihrem grauweißen Grundton und dem Graugrün der Schmuckelemente.
Stimmig eingebunden
Blickfang im Kircheninneren sind die zweifarbigen Brüstungen der in Skelettbauweise errichteten umlaufenden Emporen mit ihren Füllungen und Schattenbändern, die von sich nach oben verjüngenden einfachen hölzernen Säulen getragen werden. Stimmig auch die Einbindung der Orgel in das Farbkonzept, deren Gehäuse gleichfalls mit einen Neuanstrich bedacht wurde. Rund 600 Quadratmeter Holzflächen und -teile erhielten durch den Anstrich mit dem Seidenmatt-Buntlack ihre Ausstrahlung zurück und verbreiten in der kleinen Kirche am Elbufer eine andachtsvolle Stimmung. Sorgfältig trugen die Maler nach dem Reinigen und Anschleifen des Holzes Capalac AllGrund als Haftgrundierung auf, ehe sie die Decklackierung aufbrachten. Architekt Köckeritz freut sich ebenso wie die Kirchengemeinde und Besucher über das gelungene Werk.

Bautafel
Objekt: Sanierung der ehemaligen Schifferkirche Maria am Wasser, 01326 Dresden-Hosterwitz, Kirchgasse 6
Auftraggeber: Kirchengemeinde Maria am Wasser, 01326 Dresden, Kirchgasse 6
Sanierungskonzept und Baubegleitung: Architekturbüro Köckeritz und Zipp, Dr. Walter Köckeritz, 01259 Dresden, Putjatinstr. 26
Malerarbeiten Holzbauteile: Malerfirma Christian Kotte, 01796 Pirna, Lohmener Str. 9
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