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Herstellung von Malerpinseln: Mit trockenen Händen an die Schweineborsten

Herstellung von Malerpinseln
Mit trockenen Händen an die Schweineborsten

Bis zu 5.000 Pinsel verlassen pro Tag die im Jahr 1790 gegründete „Augsburger Pinsel- und Bürstenfabrik“. Das im bayrischen Schwaben ansässige Unternehmen zählt europaweit zu den ältesten seiner Branche.

Andreas Ehrfeld

Leidenschaft ist das Erste, was im Gespräch mit den beiden Geschäftsführern der Augsburger Pinsel- und Bürstenfabrik, den Brüdern Thomas und Stefan Waldhier, auffällt. Leidenschaft für ihre Produkte, also Malerpinsel und Bürsten in sämtlichen Varianten. Seit 1941 ist das Unternehmen ein Familienbetrieb, mittlerweile in dritter Generation geführt. Mit Thomas Waldhiers 25-jähriger Tochter Teresa, die derzeit ebenfalls in der Pinselproduktion tätig ist, scheint die Zukunft des Betriebs gesichert. Wie gut bei den Waldhiers gearbeitet wird, hat auch die Stadt Augsburg 2014 offiziell anerkannt, indem sie das Unternehmen mit dem Siegel „Qualität made in Augsburg“ auszeichnete. Die Stadt würdigt damit das wirtschaftliche Engagement von Unternehmen für ihre außerordentliche Produkt- und Dienstleistungsqualität.
Produktion
Das Hauptaugenmerk liegt auf der halbautomatischen Produktion von qualitativ hochwertigen Malerpinseln und Bürsten. Bei einigen Arbeitsschritten ist die Pinselherstellung reine Handarbeit. Um diese ausführen zu können, legt der für die Produktion zuständige Geschäftsführer Stefan Waldhier auf zunächst erstaunliche körperliche Voraussetzungen wert: „Ganz wichtig ist, dass die Mitarbeiter trockene Hände haben.“ Warum das so ist, schiebt der Bürsten- und Pinselmacher-Meister gleich hinterher: „Das Besteckungsmaterial darf nicht an den Händen kleben bleiben, sonst wird gerade bei der Arbeit mit hochwertigen Besteckungsmaterialien ein kleines Vermögen vernichtet.“
Die Naturborsten kommen aus China, da es dort noch frei lebende Schweine gibt. Die Borsten dienen den Tieren als Wind- und Wetterschutz. Den (armen) deutschen Schweinen, die in Massentierhaltung ihr Dasein fristen, wachsen solche Borsten nicht mehr. Erst recht nicht in der äußerst kurzen, durchschnittlichen Lebensdauer eines Mastschweins, die nur bei etwa sechs Monaten liegt. Da aber auch die Chinesen zunehmend zu Wohlstand kommen und der dortige Fleischkonsum steigt, ist es immer schwieriger, an den „Rohstoff Borste“ zu gelangen, so der Geschäftsführer. Auch aus diesen Gründen geht der Trend immer mehr zu synthetischen Besteckungsmaterialien. So gibt es zum einen rein synthetische Pinsel und Bürsten, zum anderen welche, die im Mischverhältnis 50:50 aus Schweineborsten und künstlichen Fasern bestehen.
Geänderte Anforderungen
Mit der Arbeitswelt des Malers änderten sich auch die Ansprüche an sein Arbeitsmaterial: „Früher brauchte der Maler spezielle Pinsel, um die Holzfensterrahmen zu lackieren. Mit dem Aufkommen der Kunststofffenster sinkt jetzt auch die Nachfrage nach solchen Arbeitsgeräten“, so der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Pinsel- und Bürstenhersteller. Zu schaffen machte den Pinselproduzenten auch der Trend, Wände zu tapezieren. Inzwischen gehe aber die Entwicklung wieder dahin, dass viel mit Farbe gearbeitet werde, und der Maler verschiedene Mal- und Wischtechniken wieder verstärkt an die Wand bringen dürfe.
Abgeschrägte Beschneidpinsel eignen sich sehr gut für präzise Arbeiten, wie das Abgrenzen aufeinanderstoßender Flächen. Bei einem Malerpinsel kommt es außerdem auf den ausreichenden Zwischenraum zwischen den Borsten an, damit die Farbe gut aufgenommen wird.Weitere Feinheiten verstecken sich an den Fasern: Sind diese vier bis fünf Mal (natürlich oder maschinell) gespalten, nehmen sie deutlich mehr Lasur auf als ungespaltene. Fasern, die konisch zulaufen, eignen sich besonders für den Auftrag wasserverdünnbarer Farben und Lacke, erklärt Stefan Waldhier.
Direkt zum Endkunden
Sieben Außendienstmitarbeiter kümmern sich um den Vertrieb der in Augsburg gefertigten Produkte. „Besucht werden die Endkunden, nicht der Großhandel“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Waldhier. Neben den Malerbetrieben zählen auch Industriebetriebe und Bootswerften zu den Kunden des Traditionsunternehmens. Angeboten werden rund 150 unterschiedliche Pinsel der „Marke Zirbelnuss“ in bis zu zwölf verschiedenen Größen. Die Pinselfertigung dauert je nach Modell zwischen 30 Sekunden und acht Minuten. Zu dieser Vielfalt von Pinseln und Bürsten werden auch Roller, Werkzeuge, Klebebänder und Abdeckmaterialien für den Malerbedarf im Sortiment mit angeboten. Also ein „Rundumsorglos-Paket für Maler“, geschnürt von den leidenschaftlichen Pinselproduzenten, den Brüdern Waldhier aus Augsburg.

praxisplus
Augsburger Pinsel- und Bürstenfabrik
Josef Merz GmbH & Co. KG
Gögginger Straße 65
86159 Augsburg
Tel.: (0821) 5704100
Fax: (0821) 5704141
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