Alle fünf Jahre erstellt der Burschenverein Ismaning einen neuen Maibaum. Eine Mischung aus traditionellen Handwerkstechniken und modernen Beschichtungsstoffen ermöglicht diese Standzeit.
Wolfgang Conrad
Vielerorts werden am 1. Mai in Bayern von Burschen und Männern in Tracht die traditionellen Maibäume in die Senkrechte gestemmt. Dies gelingt allerdings nur bis zu einer Höhe von 14 Metern. Der 34 Meter hohe und 3,5 Tonnen schweren Baumstamm von Ismaning lässt sich nur mit Kraneinsatz aufstellen.
Die sach- und fachgerechte Aufrichtung des Baumstammes übernimmt wie immer der Ismaninger Burschenverein. Bereits Ende März fängt alles an: Der rohe Baumstamm aus dem Starnberger Forst wird behutsam in der Unterfahrt eines Bauernhofes auf Holzböcken abgelegt. Schon hier beginnt das damit verbundene bayerische Brauchtum. Nebenbei wird ein Fass Bier angezapft, gegrillt und das Wachstüberl besetzt. Denn aufgepasst: Nach wie vor ist der beliebte Maibaumklau mit nachfolgender Auslöse immer noch eine dazugehörige lustige Dreistigkeit.
Die Gestaltung
Für die anstrichtechnisch einwandfreie weiß-blaue Gestaltung sorgt ehrenamtlich der Malereibetrieb Lohmaier in Person des Junior-Meisters Marcus Lohmaier, einem Mitglied des Ismaninger Burschenvereins. Nach dem Abschälen und Glatthobeln sowie Grob- und Feinschleifen des Holzstammes unter seiner Anleitung, werden Transportkratzer im Holzstamm mit 2K-Spachtel ausgespachtelt und nachfolgend geschliffen. Darauf folgt ein wasserbasierter, vorbeugender Holzschutz gegen Befall durch holzverfärbende und holzzerstörende Pilze. Jetzt wird ein hochdeckender, weißer Isoliergrund auf Wasserbasis aufgetragen, der wirkungsvoll das Durchschlagen farbiger Holzinhaltsstoffe wie Gerbsäure oder holzeigene Farbstoffe verhindert. Der zweimal – mit Zwischenschliff – aufgetragene, seidenglänzende, weiße Deckanstrich bietet Schutz vor Regen, UV-Strahlung und Algenbildung. Das Bändern, Abschnüren für den blau zu windenden Streifen erfolgt zuerst in der doppelten Breite, danach werden die Abschnitte, wieder mit der Schnur, halbiert.
Erst nach der visuellen proportionalen Kontrolle der im Verhältnis stehenden, sich nach oben verjüngenden Abstände wird das Malerkreppband über die Schnur geklebt und die Vereinsmitglieder können wieder tatkräftig helfen, den blauen Anstrich aufzurollen. Die anfängliche Bandbreite liegt bei einem Stammdurchmesser von 50 Zentimeter bei 1,30 Meter, die sich auf 45 Zentimeter bei einem Durchmesser von 20 Zentimetern an der Spitze verringert.
Die Farben sind nicht festgelegt, haben sich wohl über Jahrzehnte als Sonderausmischungen verfestigt. Das Blau ist etwas dunkler als Himmelblau nach RAL 5015, das Weiß ist heller als Reinweiß.
Pünktlich am 1. Mai wird unter Beteiligung von 1.000 Zuschauern, der neue weiß-blaue Baumstamm mit seinen zwölf schönen Bildtafeln in seine stählerne Halterung gehoben. Höhepunkt ist die kirchliche Segnung und der feierliche Bandltanz vom Trachtenverein Stamm – mehr Volksfest im bayerischen Lebensgefühl gibt es nicht.
praxisplus
Eingesetzte Materialien:
Sikkens Cetol BL Aktiva BP Holzschutz
Consolan Wetterschutz Isoliergrund weiß
Consolan Wetterschutzfarbe reinweiß
Sikkens Rubbol – BL Ventura Satin
himmelblau
Der Maibaum ist ein Stück Bayern, eine Tradition, die auf mindestens 450 Jahre zurückgeht. Im 18. Jahrhundert galt er als Symbol für das Staats- und Selbstbewusstsein freier Gemeinden. Heute steht er für Heimatliebe, Bodenständigkeit und Traditionsbewusstsein.
Weitere Informationen rund um den Maibaum:
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