Als ich kürzlich am späten Abend durch meine Heimatstadt ging, begegnete ich „meinem“ Augenarzt. Ich grüßte diesen netten Mann und er stutzte zuerst. Dann grüßte er mich auch und entschuldigte sich in etwa so: „Ich erkannte Sie nicht gleich, weil ich meine falsche Brille trage und die auch noch schmutzig ist.“ Diese Begründung war dann für einen Augenarzt doch entwaffnend ehrlich. Ich schmunzelte – und der Herr Doktor war mir noch sympathischer als vorher schon. Schnitt.
Bei einer Fortbildungsveranstaltung für das Malerhandwerk unterhielten sich in der Kaffeepause zwei Unternehmer. Einer erzählte, dass bei einem Kunden von ihm etwas gnadenlos schief gelaufen war. Er ging gleich zum Kunden und sagte, dass er persönlich „Mist gebaut“ habe. Besagter Kunde sei dann geradezu begeistert gewesen, dass der Handwerksmeister einen Fehler eingestand und sich entschuldigte: „Normalerweise streiten die Handwerker doch alles ab und suchen einen anderen Schuldigen“, sagte wohl der Kunde. Der Malermeister hatte also gepunktet, weil er offen und sofort seinen Fehler eingestand, ohne herum zu „eiern“ und ohne andere als mögliche Fehlerquellen ins Spiel zu bringen. Was kann man daraus lernen? Es gibt anscheinend immer weniger Menschen, die Verantwortung für Fehler übernehmen. Handelt man hier anders als die Mehrheit, bringt das aus Sicht des Kunden deutlich Pluspunkte.
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