Das Haus steht in Böblingen, oben am Friedhof,
1-A-Lage dort. Malermeister Kalkbrenner (56) wollte
aufmessen, der Auftrag war verlockend. Innen, außen, oben unten, Farbe, Lack, Feinputz, Stuck und dann Vinyl und Stoffe und so weiter, alles in allem um die 300.000 Euro, ganz grob geschätzt – verdammt verlockend eben. Dieser Job würde dem Kalkbrenner endlich mal wieder richtig Spaß machen. Lange nicht so einen Auftrag an Land gezogen. Zumal der Herr der Villa, ein pensionierter Vorstand aus dem urschwäbischen Autobau, über alle Zweifel absolut erhaben war. Der Herr Ex-Vorstand hat richtig Kohle, sozusagen. Die Sache war fast schon in trockenen Tüchern, das Angebot längst akzeptiert. Malermeister Kalkbrenner wollte heute Details klären, wollte die Wünsche notieren, weitere Vorschläge machen und dem zukünftigen Kunden Anregungen geben. Kalkbrenner hatte Sohn Harald (31) und noch zwei Gesellen im Schlepptau. Sohnemann fuhr auf den Hof und stellte den Malerbus neben den Porsche Panamera. Geselle Kurt schaute sich den Panamera näher an. Und Geselle Mike meinte: „A Läbe lang nix gschafft, nur dumm gschwätzt, un nu schiebe se dem alde Sack sei Rente hinde nei.“ Geselle Kurt rümpfte die Nase: „Des braucht kei Mensch, so einen.“ Doch, Malermeister Kalkbrenner brauchte so einen. So einer stand auf dem Balkon und hörte zu. Aber Kalkbrenner bekam ihn nicht. Dafür eine freundliche Absage mit Zuffenhausener Wappen oben rechts. Merke: Gib gut acht, mit wem du zum Kunden fährst und was du dort sagst!
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