Auf der Bühne

Jahrzehntelang kämpften Fachleute um die staatliche Anerkennung der handwerklich-künstlerischen Berufe Bühnenmaler und Bühnenplastiker. Im September 2007 sind die ersten sieben Jahre der seit August 2000 stattfindenden dualen Ausbildung abgeschlossen. Zeit, Resümee zu ziehen und über die weiteren beruflichen Möglichkeiten der Absolventen zu berichten.

Maler und Plastiker besuchen zusammen im Blockunterricht an zwölf Wochen im Jahr die Berufsschule der Gewerbeschule Baden-Baden.

Im ersten Ausbildungsjahr findet eine gemeinsame Grundausbildung statt. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr werden die Lerninhalte zum Teil fachspezifisch getrennt. Die Ausbildungsverträge der Betriebe sind immer auf die jeweilige Fachrichtung spezifiziert, da jede der Ausbildungen umfangreiche praktische Lerninhalte aufweist und viel Übung benötigt.

Unter anderem werden Entwurfsarbeit, künstlerische Gestaltung, kunst- und theatergeschichtliche Grundkenntnisse, Anatomie und Proportionslehre sowie berufsbezogene Spezialtechniken vermittelt. Im Vordergrund steht die Vermittlung von Teamarbeit und Sozialkompetenz mit Hilfe von projektbezogenem Arbeiten.

Die Statistik der vergangenen Jahre zeigt, dass die Absolventen im Vergleich zu anderen Lehrberufen und auch akademischen Ausbildungen gut Fuß in der Arbeitswelt fassen.

Die Gewerbeschule Baden-Baden hatte und hat im Fachbereich seit September 2000 insgesamt 179 Schüler, davon 126 in der Fachrichtung Bühnenmalerei und 53 Bühnenplastiker. Der ehemalige „Männerberuf“ zeichnet sich heute durch einen deutlichen Frauenüberhang aus. Von den genannten Schülern sind 137 weiblich, 42 männlich. Das Durchschnittsalter liegt während der Lehrzeit bei ca. 23 Jahren.

Beide Ausbildungen sind ein gutes Sprungbrett für jegliche künstlerisch-handwerkliche Berufsausübung oder Weiterbildung. Highlights bilden hier die Doppelqualifikation Bühnenmaler und Bühnenplastiker, das angeschlossene Studium für Bühnenmaler oder Bühnenplastiker an der staatlichen Fachhochschule in Dresden, das Studium an der Schauspielschule in Berlin (Fachrichtung Puppenspiel) oder das Studium der freien Bildhauerei an der staatlichen Akademie für bildende Künste in Karlsruhe und in Dresden.

Seit 2003 fördert die Landesstiftung Baden-Württemberg u. a. die Weiterbildung der Auszubildenden für Bühnenmalerei und -plastik. Dank ihrer finanziellen Unterstützung und mit Hilfe der organisatorischen Arbeit der Europäischen Medien- und Event-Akademie (EurAka) können zahlreiche Weiterbildungsseminare angeboten werden. So finden in diesem Rahmen in Baden-Baden regelmäßig wöchentliche Aktzeichenkurse statt, sowie von der EurAka zertifizierte Wochenendseminare mit z. B. den Schwerpunkten Modellieren in Ton, Schnitzen mit Polystyrol oder PU-Schaum, Bildaufbau mit deckenden Farben, Holzimitation, Bühnenbild und Fotografie. Zusätzlich finden Vorträge zum Thema Beleuchtung und Theatergeschichte statt.

Ab 2008 bietet die Gewerbeschule Baden-Baden die Zusatzqualifikationen „Technisch-künstlerischer Bühnenmaler“ oder „Technisch-künstlerischer Bühnenplastiker“ als Bildungsalternative an. Die IHK Karlsruhe, Leitkammer für die Berufsausbildung der Bühnenmaler/-plastiker, wird den erfolgreichen Abschluss der Zusatzqualifikation zertifizieren.

Inhaltlich befasst sich die Zusatzqualifikation in beiden Fachgebieten mit der Figurendarstellung. Für die Prüfung muss eine Projektarbeit und ein Werkstück erstellt und vor der Prüfungskommission vorgeführt werden. Es ist angedacht, die Inhalte der Zusatzqualifikation auch als Weiterbildungskurs der EurAka für Bühnenmaler und Bühnenplastiker anzubieten, die ihren IHK-Abschluss bereits erworben haben und denen ebenfalls die Möglichkeit der Qualifizierung geboten werden soll.

Die Qualität der Berufsausbildung Bühnenmaler/-plastiker ist durch die staatliche Anerkennung offensichtlich gestiegen. In der Gewerbeschule Baden-Baden kommen in jedem Ausbildungsjahr 20 bis 25 junge Bühnenmaler und Bühnenplastiker aus der ganzen Bundesrepublik zusammen und verbringen drei gemeinsame, arbeitsame und anregende Jahre. Sie lernen von- und miteinander. Auch deren Ausbilder treffen sich einmal jährlich in Baden-Baden, um die Erfahrungen der verschiedenen Theater auszutauschen, aktuelle Informationen zu erhalten, Wünsche und Kritik zur Ausbildung zu äußern. So wird der Informationsaustausch in den Berufen flächendeckend verbessert. Es hat sich ein lebendiger Campus entwickelt, der den Austausch von Meinungen und Erfahrungen fördert, aber auch eine Plattform für Veranstaltungen besonderer Art bietet.

Kontakt:

Louis-Lepoix-Schule

Gewerbeschule Baden-Baden

Abteilung Farbe/Bühnenmaler

Balger Straße 15

76532 Baden-Baden

Tel.: (07221) 931-946/ Fax: -960

Kontakt Zusatzqualifikation: IHK Karlsruhe, Claus Millot

Fachbereich Bühnenmaler

Tel.: (0721) 174-219/Fax: -279

oder:

Europäische Medien- und Event- Akademie, Harald Prieß

Tel.: (07221) 931-314/Fax.: -300