Maler-Universität in Paris

In Frankreich gibt es seit einem halben Jahr eine hochkarätige Fortbildungsstätte für Maler.

Es ist ein großer Begriff, den die Franzosen für ihre neue Fortbildungs-Institution wählten: Université Européenne des Métiers de la Finition, salopp und mit Blick auf die Strukturen in Deutschland übersetzt mit „Maler-Universität“. Das, was Universitäts-Präsident Frédérick Maurès und Vizepräsident Patrick Fouassier im Pariser Vorort Créteil geschaffen haben, ist beeindruckend. Das Malerhandwerk und die verwandten Gewerke sollen durch die Uni insgesamt nach vorne gebracht werden, hauptsächlich über den Weg der Mitarbeiter-Qualifizierung. Folgende Schlagworte sind als Hauptargumente für die Gründung zu hören:

Kompetenz-Entwicklung
Aufwertung des Berufs
Aufbau eines Wissens-Pools
Zusammenarbeit mit soliden europäischen Partnern

Eine Hand ist das Symbol des Maler-Hauptverbandes GPPF in Frankreich und auch der Maler-Universität. Dort sieht man die Hand sogar in zweifachem Sinne: die Theorie gibt der Praxis die Hand, die Praxis reicht sie ihrerseits der Theorie. Das Ganze wird in einen Slogan gefasst, der sich zwar übersetzen, doch nicht so schön reimen lässt wie im französischen Original: Deux mains pour demain, in etwa „zwei Hände für Morgen, für die Zukunft“. Die Hand soll also das gemeinsame Werkzeug der Praxis und der Theorie darstellen.

Die Universität verfügt über gute technische und auch logistische Einrichtungen. Die Infrastruktur ist auf einen hochkarätigen Ausbildungsbetrieb zugeschnitten. Für Schüler, die von auswärts kommen und kein eigenes Zimmer in Paris haben, stehen 13 Zimmer im Universitätsgebäude zur Verfügung. Alle Zimmer verfügen über ein eigenes Bad und haben Internet-Anschluss. Dazu gibt es einen Gemeinschaftsraum und eine Küche. So soll auch die Kommunikation der Auszubildenden untereinander gefördert werden. Der Hörsaal hat insgesamt 80 Plätze. Im Gebäude findet sich eine „Fassade“, an der bei jeder Witterung Außenarbeiten aller Art geübt werden können.

In Paris-Créteil werden folgende Fächer unterrichtet:

Technik
Sicherheit, Gesundheit
Vorschriften und Regelungen
Arbeitsgestaltung
Buchführung, Lohn
Kenntnisse wie z.B. Kommunikation; Kunstgeschichte

An der Université Européenne des Métiers de la Finition bemüht man sich auch um den Auf- und Ausbau zu Partnern in anderen Ländern. Eine enge Zusammenarbeit gibt es bereits mit vier Ländern:

Deutschland, Mainz – Handwerkskammer Mainz
Italien, Arezzo – Formazione sensa Frontiere
Schweden, Stockholm – The Colour School
Spanien, Barcelona – Institut Gaudi de la Construcció

Partner aus der Industrie unterstützen die Maler-Universität, beispielsweise in Deutschland der Hersteller Henkel.

Die Universität arbeitet auch eng mit zwei weiteren Aus- und Fortbildungsinstitutionen in Paris zusammen: mit der IFIDEC in Pantin und mit der IBTP in Issy-les-Moulineaux, beides renommierte Einrichtungen.

Was war der Antrieb für den Aufbau der Universität? Vize-Präsident Patrick Fouassier wollte nicht nur die Ausbildung, sondern auch den Ruf der Maler verbessern: „Viele Kunden haben direkt Angst vor dem Handwerker, weil oft Qualität, Sauberkeit und das Auftreten der Mitarbeiter nicht stimmen. Das muss sich schnell ändern.“ Präsident Frédérick Maurès sieht für die Absolventen der Maler-Universität beste Chancen: „Es läuft gut in Frankreich und die Unternehmen sehen, dass sie bessere Erträge mit bestens ausgebildeten Leuten realisieren können. Es gibt eine riesengroße Nachfrage nach guten Leuten seitens der Malerbetriebe.“

Diese hochkarätige Fortbildungs-Einrichtung scheint dem Bedarf des Marktes also bestens gerecht zu werden. In Frankreich wird man jedenfalls dieses Modell forcieren.

Ulrich Schweizer

Kontakt:

Université Européenne des Métiers de la Finition