Wir nehmen seit vielen Jahrzehnten an Berufsbildungsmessen in unserer Region teil und stellen unsere Berufe in den Schulen direkt vor. So haben wir ein großes Netzwerk aufgebaut. Über dieses rekrutieren wir mittlerweile viele gute Bewerber für unsere Bewerberwoche. Dieses Jahr hatten wir 100 jugendliche Bewerber die wir getestet haben. 50 Bewerber wurden als geeignet eingestuft und mit unseren Betrieben im Rahmen eines Speed-Datings zusammengeführt. Zur Zeit laufen die Praktika, aber ich bin zuversichtlich, dass hier zahlreiche Ausbildungsstellen entstehen. Ich glaube, dass gerade die Arbeit mit den Berufsberatern zu mehr und besseren Bewerbern führt.
Wir haben immer noch genügend Bewerbungen. Was mir allerdings sehr am Herzen liegt ist die öffentliche Wahrnehmung unseres Berufes. Meine Azubis erzählen immer wieder, dass sie nicht viel Anerkennung erhalten, wenn sie erwähnen, dass sie Maler lernen. Dieser Handwerksberuf bietet sehr viele Möglichkeiten sich zu profilieren. Ich rufe deshalb alle kleinen Handwerks betriebe auf, nicht aufzuhören mit der Ausbildung. Natürlich haben sich die Ansprüche der Jugendlichen geändert, wenn sie jedoch nach einiger Zeit feststellen, dass sie etwas können und eine konsequente Führung genaue Regeln definiert, kann Ausbildung gelingen.
Nach meiner Wahrnehmung wird zunehmend erkannt, dass der Ausbildungsmarkt sich vom Anbieter- zum Bewerbermarkt gewandelt hat. Daher verstärken viele vorausschauende Betriebsinhaber ihre Aktivitäten im Bereich Azubi-Marketing und -Recruiting. Auch aus dem Kreis der Geflüchteten konnten so schon einige Ausbildungsverhältnisse entstehen. Dieser Bewusstseinswandel ist nicht zuletzt auch auf unsere Anstrengungen im JOBSTARTER Projekt Go2Bau zurückzuführen, über das die Betriebe für das Thema Ausbildung sensibilisiert werden konnten.
Für uns ist es sehr schwer geworden, geeignete Auszubildende zu finden. Das Interesse an Handwerksberufen ist leider nicht sehr groß. Wir besuchen bereits Azubi-Speedatings in Schulen, außerdem stelle ich mich als Unternehmer in Schulklassen vor und erzähle über meinen Berufsalltag. Wir planen in nächster Zeit eine Kooperation mit einer Schule in der wir in einer Projektwoche mit „unseren“ Materialen arbeiten, z.B. einen Raum mit Lehmputz zu verschönern.
Interessant finde ich den Ansatz Berufsabitur wie es momentan in Köln für das Elektrohandwerk angeboten wird, eine duale Ausbildung mit Abitur.