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Ateliergespräch in Ludwigsburg

Die Auftaktveranstaltung für die „Ateliergespräche“ der Environmental Colour Design Association ECDA fand in Ludwigsburg statt.
Ateliergespräch in Ludwigsburg

Man merkt Prof. Christian Kandzia bei seinem Vortrag die Freude an, die ihm die Arbeit mit der Farbe macht und man spürt es und sieht es bei den Gebäuden, die er vorstellt. Er beginnt mit dem Olympiastadion von 1972 und erzählt, wie ihn auch heute noch das transparente Dach und seine Anpassung an die umliegende Landschaft fasziniert, dass er manches Mal, vor lauter Schauen, die Autobahnausfahrt verpasst.

Erstes Ateliergespräch
22 Malermeister, Architekten, Innenarchitekten und Designer aus dem Großraum Stuttgart trafen sich am 17. Januar 2015 im barocken Ludwigsburg zum ersten Ateliergespräch – eine Veranstaltungsreihe, ins Leben gerufen von der ECDA, der Environmental Colour Design Association, mit dem Hintergrund, an verschiedenen Orten, bei unterschiedlichen Gastgebern einen Dialog über verschiedene Aspekte der Farbe und der Farbgestaltung zu führen. Die Designerin Gerlinde Berger von Berger line Design öffnete die Türen ihres Ateliers im ehemaligen Wagenhaus der Reinhardtkaserne, heute Film- und Medienzentrum. Inmitten ihrer künstlerisch gestalteten Schallabsorber eröffnete sie die Veranstaltung mit einem freundlichen Willkommen. Ihr folgte Farbdesigner Roland Aull, Präsident der ECDA, mit seinen „Positionen zur Farbe“.
Prof. Christian Kandzia, international angesehener Architekt und Farbgestalter, berichtete im Anschluss aus seiner langjährigen Tätigkeit im Büro Behnisch & Partner. Man merkt schnell, es geht ihm um Transparenz, um die Aufhebung der Trennung zwischen innen und außen, um Übergänge aus der Landschaft in den Innenraum und umgekehrt. Häufig kann man nicht mehr unterscheiden, welche Farben entstehen durch das Licht und welche sind wirklich angelegt. Beides vermischt sich, so entsteht eine flüchtige und immer wieder sich verändernde Poesie der Farbe und des Lichts. Kandzia: „Es ist am tollsten, wenn es so wenig erkennbar ist und trotzdem wirksam.“ Und für ihn ist es wichtig, „egal, wo man sich im Gebäude befindet, man muss immer auf etwas Schönes zugehen.“
Wirkung erfahren
Seine Farbigkeit wirkt oft verhalten und kann zum Teil nur schwer auf Fotografien einfangen werden, wie immer wenn Farbe subtil eingesetzt wird. Prof. Christian Kandzia meint dazu: „Die Wirkung lässt sich oft nur im Durchschreiten der Gebäude erfahren, beim genaueren Hinsehen, überhaupt müsste man viel häufiger die realen Gebäude besuchen und sich nicht mit gut fotografierten Publikationen zufrieden geben.“ Die Farben legt er vor Ort auf der Baustelle fest, „das kann kein Computerausdruck ersetzen“. Ideen entwickelt er im laufenden Bauprozess, etwas wird hinzugefügt, wenn es soweit ist und nicht von vornherein vorgeschrieben. Das erfordert natürlich die Beherrschung des Metiers und ein gutes Verhältnis zu allen am Bau Beteiligten.
Herangehensweise
Schnell zeigte sich, wie unterschiedlich die Herangehensweise der Gestalter an das Thema Farbe ist. Warum kommt Farbe in der Architekturausbildung nach wie vor nicht vor? Wie kommt der Architekt dann zu seinen Farbfestlegungen, oder arbeitet er deshalb so häufig nur mit Weiß und Materialfarbigkeit? Allein dieses Thema bot genug Zündstoff, um ganze Diskussionsrunden zu füllen, aber es wurden noch viel mehr Themen aufgeworfen. Wann ist der richtige Zeitpunkt Farbe zu planen? Wie gehe ich damit um, dass in Zukunft alles leuchten wird, Folien, Wände, alles wird möglich sein. Woher weiß ich überhaupt, ob meine Planung die Nutzer unterstützt? Warum verhalten sich Architekten in ihrer Planung oft autoritär? Wie lässt sich das mit der Planung von Gebäuden mit verpflichtendem Aufenthalt, wie Schulen, Krankenhäusern und Seniorenheimen vereinen? Ist es sinnvoll, so wie in den Vereinigten Staaten, die POE, die Post Occupied Evaluation einzusetzen, um zu überprüfen, nach Bezug und Inbetriebnahme des Gebäudes, ob es wirklich den Nutzen hat, für den es geplant wurde? Wie lässt sich die Wirksamkeit von Farbgestaltung messen? Wie kann man die eventuell entstehenden Zusatzkosten durch eine ausgearbeitete Farbplanung ökonomisch begründen? Wer kennt Untersuchungen, die belegen, dass eine auf die spezielle Situation bezogene Gestaltung mit Farbe, beispielsweise eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus oder niedrigere Krankheitsraten der Schüler und Lehrer in Schulen, mit sich bringt. Viele Fragen, viele Antworten und manches, das offen blieb, inspirierte zum Nachdenken und eines ist ganz gewiss – Farbe lässt keinen kalt.
Claudia Bau
Die ECDA wurde 2013 als europäischer Berufs- und Interessensverband der Farbdesigner, Farbpsychologen und Milieugestalter gegründet. Die ECDA unterstützt die fachliche Qualifizierung und Weiterbildung ihrer Mitglieder und arbeitet an der Entwicklung eines eigenständigen Berufsverbands. Die ECDA versteht sich als Anlaufstelle für interdisziplinäre vernetzte Informationen zu allen Aspekten des Farbdesigns und der Milieugestaltung.
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