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Dämmung auf Dämmung

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Dämmung auf Dämmung

Durch die Aufdopplung alter Dämmsysteme wird das Haus wärmer eingepackt, zugleich spart dieses Verfahren in vielen Fällen die zeit- und kostenintensive Entsorgung des Altsystems und bindet vorhandene (und bezahlte) Ressourcen in das neue Dämmsystem ein.

Stephan Scholz, Sto

Die Gas- und Ölpreise steigen, die Heizkosten belasten immer spürbarer die Bewohner, vor allem in un- bzw. wenig gedämmten Gebäuden. Bis in die 80er Jahre hinein waren wenige Zentimeter Dämmung WLG 045 üblich: 1976 betrug die durchschnittliche Dämmstoffstärke gerade mal fünf Zentimeter. Heute sind bessere Effizienzwerte gefordert: Die hohen Kosten ebenso wie der Klimawandel führen dazu, dass sehr gutes Dämmen wirtschaftlich sinnvoll ist. Mittlerweile liegt die Dämmstoffstärke im Schnitt bei zehn Zentimetern, Tendenz steigend. Besonders sparsame Häuser erhalten oft sogar einen Wärmeschutz von mehr als 20 Zentimetern Stärke. Auch die Dämmstoffe selbst wurden verbessert und weisen weit geringere Wärmeleitzahlen auf – Standard heute ist die WLG 035 und besser. Heutige Fassadendämmungen wirken also bei gleicher Stärke besser als vor 20 Jahren. Fazit: Alt-Dämmungen brauchen ein zeitgemäßes „Upgrade“.
Einfach drauf statt runter
Bislang hieß es: Abriss des Alt-Systems vor der Neu-Montage. Das aber führt zu relativ hohen Kosten, schließlich fallen durch die Demontage Arbeits- und Entsorgungskosten an – obwohl die alten Dämmungen bauphysikalisch meist nicht zu beanstanden sind und funktionieren. Warum also die Alt-Dämmung nicht erhalten und in ein neues System integrieren? Das spart nicht nur Sanierungskosten, sondern schont auch die Nerven der Bewohner und senkt den Ressourcen-Verbrauch. Dieses Direkt-Recycling nennt sich Aufdoppelung und wurde in den letzten Jahren bereits in Objekt-Einzelfällen praktiziert. Allerdings oft auf Risiko des Verarbeiters, weil die Aufdoppelung über keine bauaufsichtliche Zulassung verfügte.
Zugelassen und sicher
Inzwischen sieht die Situation anders aus: Im April 2007 erteilte das Deutsche Institut für Bautechnik die erste allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für ein Aufdoppelungs-System an Sto. Seitdem steht eine sichere Möglichkeit zur Verfügung, die vielen Alt-Dämmungen zu vertretbaren Kosten auf den aktuellen energetischen Stand zu bringen. Verglichen mit der konventionellen Sanierung des Deckputzes kommen lediglich die Kosten für Dämmplatten, Fensterbänke und Anschlüsse hinzu. Die steigenden Energiekosten berücksichtigt, rechnet sich die Aufdoppelung allemal, für Mietwohnungen verbessert sich das Vermarktungspotenzial durch reduzierte Nebenkosten.
Marktvolumen steigt
Der Aufdoppelungs-Markt wird in den kommenden Jahren stark wachsen, während die Dämmung des Baubestandes auf hohem Niveau stagniert und die Neubau-Nachfrage tendenziell zurückgeht. Gute Perspektiven also für Fachhandwerker, die auf Erfahrung mit Wärmedämm-Verbundsystemen verweisen können, denn die Aufdoppelung unterscheidet sich kaum von den bekannten Montageschritten. Die Aussichten sind auch deshalb so gut, weil viele Dämmsysteme der ersten Stunde nach drei Jahrzehnten ohnehin zur Renovierung anstehen.
Neben einer unbedingt durchzuführenden bauphysikalischen Berechnung als Voraussetzung für die Aufdoppelung ist die Tragfähigkeit des alten Systems unabdingbar. Um die Standsicherheit nachzuweisen, sind in der bestehenden Fassadendämmung mehrere „Fenster“ bis auf den tragenden Untergrund zu öffnen. Sie erlauben einen Blick auf den Aufbau und den Zustand des Altsystems. Beträgt dessen Klebeflächenanteil mehr als 40 Prozent, ist die Tragfähigkeit gewährleistet. Die Zahl der (Alt-)Dübel spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle, da das Gesamtsystem verdübelt wird. Im Gegensatz zur konventionellen Applikation ist eine vollflächige Verklebung erforderlich, kombiniert mit der bis in das tragende Mauerwerk reichenden Verdübelung nach DIN 1055–4. Vorgeschrieben ist, die neuen Dämmplatten fugenversetzt zu den alten Platten anzuordnen, die übrigen Arbeitsschritte entsprechen dem bekannten Vorgehen.
Die Zulassung umfasst Alt-Dämmungen mit Dämmplatten aus EPS, Mineralwolle oder Mineralwolle-Lamellen und beschränkt die Gesamtdicke des Doppelsystems. EPS auf EPS darf maximal 300 Millimeter dick werden, EPS auf Mineralwolle bzw. -Lamellen höchstens 200 Millimeter. Der gleiche Wert gilt für mineralisch auf mineralisch oder mineralisch auf organisch.
Zwar wird die Aufdoppelung Energieschleudern nicht in Passivhäuser verwandeln. Doch weil das Gros der Transmissionsverluste über die Fassadenfläche erfolgt, reduziert sich der Wärmebedarf durch die neue Dämmung spürbar. Das entlastet nicht nur Mieter und Eigentümer, sondern erhöht auch die Attraktivität der Immobilie. Daher sind die ersten Wohnungsbaugesellschaften dazu übergegangen, bei Sanierungen auf Balkone zu verzichten und investieren stattdessen in die Optimierung der Fassadendämmung per Aufdoppelung.

kompakt
Die Aufdopplung alter Dämmsysteme bringt viele Vorteile mit sich: das zeitaufwändige und teure Entfernen und Entsorgen des Altsystems entfällt, außerdem werden vorhandene Ressourcen eingebunden. Die erste bauaufsichtliche Zulassung erteilte das DIBt im April 2007 an Sto (Zulassungsnummer Z 33.49-742). Zur Aufdopplung erlaubt sind die Dämmsysteme StoTherm Classic, StoTherm Vario, StoTherm Mineral, StoTherm Mineral L, StoTherm Classic MW und StoTherm Classic L.
Weitere Informationen zur Aufdopplung und zu den Systemen gibt´s bei
Sto
Tel.: (07744) 57-1010/Fax: -2010

PraxisPlus
Die Aufdoppelung unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von der Montage eines neuen WDVS. Die neuen Dämmplatten werden direkt auf das Altsystem verlegt, im Fugenversatz und mittels ganz flächiger Verklebung. Zusätzlich werden Dübel im massiven Mauerwerk verankert. Sie leiten die Windsoglasten an den tragenden Untergrund weiter. Schließlich folgt der Unterputz mit systemzugehörigem Gewebe, nach dessen Trocknung wird der Oberputz aufgetragen und strukturiert.
Vor und während der Ausführung sind bei der Aufdoppelung lediglich die folgenden Details zu beachten:
  • bauphysikalische Berechnung
  • Prüfung Altsystem: System öffnen und kontrollieren
  • Klebeeignung Altputz: prüfen, ggf. grundieren
  • Verklebung Neusystem: vollflächig
  • Zusätzliche Dübel: nach Zulassung Z-33.43–61 (geklebt und gedübelt)
  • EPS-System. bis 42 kg/m² und 200 mm Dicke
  • EPS-System: bis 28 kg/m² und 300 mm Dicke
  • MW, MW-L System: bis 60 kg/m² und 200 mm Dicke
  • MW/EPS Mischsystem: bis 42 kg/m² und 200 mm Dicke
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