Startseite » Allgemein »

Eine ziemlich wasserdichte Sache

Allgemein
Eine ziemlich wasserdichte Sache

Holzfaserbasierte Wärmedämm-Verbundsysteme haben viele positive Eigenschaften. Feuchtetoleranz gehört jedoch nicht zu ihren Stärken. Um Ausführungsmängel in den Anschlussbereichen zu vermeiden, sollte besser auf spezielle vorgefertigte Fensteranschluss-Systeme zurückgegriffen werden.

Rainer Blum/Sabine Euler, Gutex

Holzfaserbasierte WDV-Systeme haben sich im Holzbau und in der Sanierung seit mehr als zehn Jahren etabliert. Sie gelten als eine Alternative, die insbesondere durch ihre bauphysikalischen Eigenschaften wie Diffusionsoffenheit, Kapillaraktivität sowie den Einsatz ökologischer Ressourcen überzeugt.
Besonderes Merkmal im Vergleich zu „klassischen“ WDVS-Lösungen auf mineralischem Untergrund ist jedoch eine Gewerketeilung während der Systemapplikation: Die Holzfaserdämmplatten werden meist durch den Holzbauer verarbeitet, die nachfolgende Putzbeschichtung erfolgt durch den Maler oder Stuckateur. Als weiteres Gewerk kommt der Fensterbauer mit ins Team, der in der Regel nach der Dämmplattenmontage und vor der Putzbeschichtung Fensterrahmen sowie Fensterbänke einbaut – genau hier wird dann in der klassischen Anschlussvariante die dauerhafte Dichtebene im Fensterbereich erstellt.
Die Koordination der Bauabläufe in diesem feuchtetechnisch sensiblen Bauteilanschlussbereich stellt die beteiligten Unternehmen sowie Bauleiter und Architekt nicht selten vor große Herausforderungen. Bei Ausführungsmängeln kann es nämlich schnell zur Feuchteanfälligkeit des Gesamtsystems kommen.
Fensteranschlusslösungen
Trotz hochwertiger am Markt erhältlicher Bordabschlussprofile, Fugendichtbänder etc. sind holzfaserbasierte WDV-Systeme beim klassischen Anschluss leider wenig oder gar nicht fehlertolerant. Die kombinierte Ausführung durch verschiedene Gewerke erschwert zudem die sichere Ausführung.
Zur Reduzierung des Planungs- und Koordinationsaufwands bieten System-anbieter seit einiger Zeit abgestimmte, sichere Fensteranschlusslösungen an. Diese werden vom Zimmerer direkt bei der Fassadendämmung mitinstalliert und bilden den optimalen Ausgangspunkt für die Putzbeschichtung. Wesentlicher Vorteil: Im Gegensatz zu klassischen Anschlussvarianten basieren diese Systeme auf einer Dichtungsebene unterhalb der Fensterbank. Besonders vorteilhaft ist auch, dass die Fensterbankmontage nachträglich – also nach der Putzbeschichtung – erfolgen kann. Weiterer Vorteil für die Zeit der Bauwerkserrichtung: die Fensterbrüstung ist durch eine dämmende Keilplatte sicher vor Feuchteeintritt über die Schichtenfugen geschützt, eine Durchfeuchtung hinter dem WDVS durch die Bewitterung von außen ist nicht mehr zu erwarten.
Schlagregensicherer Anschluss
Das Fensteranschluss-System basiert auf bereits werkseitig beschichteten Holzfaserdämmplatten mit integrierten Anschlussprofilen. Die feuchteabweisende Beschichtung ersetzt im Leibungsbereich den Unterputz. Die integrierten Kantenprofile mit Anschlussbewehrung erlauben eine einfache Verbindung mit der Flächenbewehrung. Im System sind verschiedene Dichtungs-Zusatzprodukte vorgesehen, die eine schlagregensichere „Rahmenausbildung“ vor dem Fenster ohne Berücksichtigung der Fensterbank ermöglichen. Das Fensteranschlussprofil wird beweglich mit dem Fensterrahmen über eine Silikon-Schlauchdichtung verbunden. Ein pastöser Dichtkleber stellt sicher, dass die verbleibenden Holzfaser-Stirnkanten der Platten feuchteabweisend versiegelt angeschlossen werden. Ein Fensterbankdichtband sowie eine vorgefertigte Fensterbankdichtecke in Kombination mit einer sicheren konstruktiven Wasserführung schließen das Bauteil im Brüstungsbereich schlagregensicher an.
Im ersten Schritt werden die Anschlussprofile auf dem Fensterrahmen angebracht. Die Profile werden auf Maß abgelängt. Um eine optimale Dichtheit zur Leibungsplatte herzustellen und eine Feuchteaufnahme über nicht beschichtete Platten-Stirnkanten zu verhindern, wird in einem gekennzeichneten Kanal des Profils der pastöse Dichtkleber eingebracht. Die Laibungsplatte wird auf der Rückseite mit Dichtkleber versehen und danach in das Fensteranschlussprofil eingeschoben. Das Profil verfügt außerdem über eine Schutzlasche zur Befestigung einer Schutzfolie während der Putzarbeiten. Werden keine Raffstoren eingebaut (sonst kommen spezielle Raffstorekästen zum Einsatz), wird der Sturzbereich ebenfalls mit Leibungsplatten hergestellt. Danach werden die senkrechten Leibungselemente mit etwa drei Millimetern Abstand unter die Sturzplatte gesetzt. In der Fuge zwischen den Profilen erfolgt eine fugenfüllende Abdichtung mit dem pastösen Dichtkleber. Danach kann die untere Keilplatte eingepasst werden. Zur Aufnahme der Keilplatte dient ein Fensteranschlussprofil, welches unter dem Blendrahmen des Fensters angebracht ist. Die Keilplatte wird horizontal ausgerichtet und mit mindestens fünf Grad Neigung nach vorne eingebaut. Die Fugen zwischen den vorbeschichteten Platten werden wiederum fugenfüllend mit Dichtkleber geschlossen. Der Brüstungsbereich ist so auch unter Energieeffizienzgesichtspunkten optimal ausgeführt.
Im linken und rechten Eckbereich werden auf der Keilplatte vorgefertigte, selbstklebende Dichtecken gut an die Oberflächen angedrückt. Anschließend werden die drei Anschlussfugen der Keilplatte mit dem Fensterbank-Dichtband überklebt. Hierdurch entsteht eine dichte Wanne zwischen Leibung, Fensteraufsatzprofil und Keilplatte. Die Bordprofile zur Aufnahme der Fensterbank werden nun – ebenfalls vollflächig mit Dichtkleber auf beiden Schenkeln versehen – aufgesetzt, ausgerichtet und mit dem Unterbau des Fensterblendrahmens verschraubt.
Die so erstellte Brüstung stellt nun bereits die Dichtebene der Fassade dar, über die außenseitigen Profile mit Anschlussbewehrung ist ein einfacher Anschluss an die nachfolgende Putzbeschichtung möglich. Dabei wird im Leibungsbereich auf den Unterputz verzichtet, der Oberputz kann mit Kellenschnitt direkt an den Schenkel des Bordprofils angrenzend appliziert werden.
Idealerweise nach den Putzarbeiten ist die Fensterbank zu montieren. Es sind sowohl Aluminium- als auch Steinfensterbänke möglich. Hierzu wird Dichtkleber auf die Keilplattenoberfläche aufgetragen und die Fensterbank eingesetzt. Bei dem Dichtkonzept wird unterhalb der Fensterbank ein Kanal für ablaufendes Wasser belassen, konsequenterweise ist – entgegen dem klassischen Anschluss – keine Abdichtung zwischen Fensterbank und Brüstungskante auszuführen. Hierdurch kann jegliche Feuchtigkeit unterhalb der Fensterbank (also auch Kondensat) schnell austrocknen.
Holzfaserbasierte WDVS sind beim klassischen Anschluss wenig oder gar nicht fehlertolerant.

praxisplus

Ein holzfaserbasiertes Fensteranschluss-System für die sichere Ausführung bietet Gutex mit „Implio“ an. Weitere Informationen:
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de