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Für die Tonne

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Für die Tonne

Werner Schledt

Die Amerikaner reißen die Fenster auf, wenn sie die Heizung regulieren wollen – wir in Deutschland schweißen uns in Styropor ein. So stand’s fast wörtlich im Kommentar einer der überregionalen Zeitungen zu Überlegungen der Bauministerien, die erst Ende 2014 erlassenen neuen Richtlinien für die Verarbeitung von Dämmstoffen weiter zu verschärfen. Nach Informationen eines großen deutschen Nachrichtenmagazins denkt man darüber nach, um gedämmte Fassaden herum eine Art Schutzzone vorzuschreiben, in der z.B. auch Mülltonnen nicht mehr ungeschützt stehen dürfen. Dem Magazin zufolge wird von Experten sogar ein Parkverbot vor wärmegedämmten Häusern diskutiert. Ausgangspunkt für solche Überlegungen sind Statistiken der Brandschützer, denenzufolge die Flammen von brennenden Müllcontainern oder Fahrzeugen auf gedämmte Fassaden übergriffen und möglicherweise zu Brandbeschleunigern wurden. Obwohl Versuche bewiesen haben, dass Autos und Mülltonnen eine potenzielle Gefahrenquelle sind, hält die Feuerwehr nichts von solchen bürokratischen und schwer kontrollierbaren Abstandsregeln und schlägt stattdessen vor, die gedämmten Fassaden nachzurüsten. Das würde natürlich teuer. Auch wenn die Dämmstoffhersteller samt der Deutschen Umwelthilfe die neuen Debatten für „aufgebauscht“ halten – schaden werden sie dem Anliegen der Energieeinsparung allemal.
Was für eine Frage
„Wie wichtig ist Ihnen die Berichterstattung über Alternativen zur etablierten Innungs- und Verbandslandschaft?“, wollte das Malerblatt wissen. Was für eine Frage. Auch wenn fast 70 Prozent der antwortenden Leser die Berichterstattung über eine solche Alternative für unwichtig halten, ist die Information darüber doch fraglos wichtig. Unsere erfolgreiche Fachorganisation bedarf zwar eines Mitbewerbers sicher nicht. Aber das Bedürfnis nach Informationen über solche Entwicklungen in unserer Fachzeitung sollten wir schon haben. Als unbeteiligte Leser könnten wir nur schwerlich mitreden.
Kräftig gesucht: Arbeitskräfte
Schon in fünf Jahren werden in Deutschland 1,8 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungsinstituts Prognos. Mehr noch als die steigende Tendenz ist der Trend Anlass zur Sorge: Die Fachkräftelücke wird größer – insbesondere bei uns Dienstleistern – und die Akademiker werden immer mehr. Erhöhen wird sich auch die Zahl der Unqualifizierten. Logisch, dass Experten eine Verbesserung des Bildungsniveaus fordern.
Wie schwierig das ist, zeigt ein Blick auf die Bildungspolitik: Die Hauptschule soll abgeschafft werden – für den neuen Schultyp wird sich schon ein eindrucksvoller Name finden. Wenn was nicht funktioniert, nennt man es einfach um. So wurde aus der Hilfsschule zuerst die Sonderschule und aus der schließlich die Förderschule. Geholfen hat das den jungen Menschen bei der Stellensuche freilich nicht. Worte, nichts als Worte.
App-solut richtungweisend
Digitalisierung statt Zettelwirtschaft. Das sorgt für Effizienz und macht den Kopf frei. Beinahe hätte ich überlesen, dass es Malermeister Michael Heil ist, der das sagt und ein Forschungs- und Förderprojekt zur Digitalisierung für Bauhandwerker koordiniert. In einem der Pilotunternehmen, einem hessischen Malerbetrieb, läuft die Projektsteuerung mittlerweile fast komplett digital. App-solut richtungweisend.
Positive Negativzinsen
Negativzinsen nicht nur für Sparkonten. Es gibt sie auch bei der Finanzierung von Renovierung und Modernisierung. Im Idealfall übersteigt der Zuschuss die Zinsen. Aus den anhaltenden Niedrigzinsen und den Programmen der staatlichen Förderbank lässt sich viel mehr machen. Viel mehr von den Eigentümern und auch Mietern der Wohnungen und Gebäude, von denen in Deutschland rund zwei Drittel älter als 35 Jahre sind, was für Immobilien fast schon ein Greisenalter ist. Insbesondere die Programme „Energieeffizientes Sanieren“ und „Altersgerechtes Umbauen“, die man nicht nur beim Kauf renovierungsbedürftiger Immobilien, sondern auch für spätere Modernisierungen in Anspruch nehmen kann, sind großzügig ausgestattet und attraktiv. Bisher galt die Förderung der Energetischen Modernisierung nur für Immobilien, die älter als 20 Jahre sind. Ab August wird sie auf Gebäude mit Baujahr vor dem 1. Februar 2002 erweitert.
Das Programm „Altersgerechtes Umbauen“ ist kein Rentnerprogramm – es rentiert sich auch für uns.
Neben den infolge des demografischen Wandels bekannten notwendigen Maßnahmen, wie bequeme Bäder, breite Türen oder schwellenlose Böden, wird ja auch der Schutz vor Einbrüchen und eine bessere Beleuchtung gefördert. Das technische Know-how dazu ist vorhanden. Wenn fundierte Beratung, Information und wirksame Werbung dazukommen, lässt sich dieser wachsende Markt erfolgreich erschließen.
Hätte ich nie gedacht, dass sich so viele erwachsene Menschen Zeit zum Malen nehmen – Malzeit. Als die schottische Textildesignerin Johanna Basford in der Finanzkrise Flaute hatte, gestaltete sie Verpackungen und Verkaufsmaterial für Kultunternehmen wie Starbucks und Nike – aus Kostengründen nur linear und in schwarz-weiß. Dabei fiel ihr auf, dass Bekannte und Freunde – oft heimlich – zu den Buntstiften der Kinder griffen und die Motive ausmalten. Flugs machte sie ein Malbuch für Erwachsene. Und das wurde ein Bestseller mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren.
Nicht mal ein Fünftel der Beschäftigten hat eine emotionale Bindung an den Arbeitgeber und ist bereit sich für die Firmenziele voll einzusetzen. Das Beratungsunternehmen Gallup führt die schlechten Werte darauf zurück, dass Firmenleitbilder sich nicht leben lassen, wenn sie den Mitarbeitern ohne deren Beteiligung übergestülpt werden.

praxisplus
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
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Tel.: (06109) 34208
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