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Historische Techniken auch am Neubau

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Historische Techniken auch am Neubau

Farbe und Ornamentik sind an den heutigen klassischen Bauten aus Glas, Stahl und Beton nur noch selten zu finden. Jedoch können auch an sterilen Neubauten mit wenigen Mitteln und bereits auf kleinen Flächen zeitlose Dekore eine große Wirkung entfalten.

Hans Jürgen Ronicke

Unsere Neubauten sind in den letzten über 50 Jahren sachlich, funktionell, aber auch oft sehr langweilig gestaltet worden. Farbe und Ornamentik sind an den heutigen klassischen Bauten aus Glas, Stahl und Beton nur noch selten zu finden. Gute Vorgaben des Bauhauses sind oft mit schlechten Proportionen und unschönen Ergänzungen kopiert worden. Dazu kommt noch vielerorts von den Fertighaus-Herstellern ein wilder, bunt gemischter Stilmix. Beispielsweise finden sich als schlechte Kopien Friesenhäuser im Alpenraum, nachgemachtes Fachwerk an der Nordsee oder Harzer Blockhäuser in Großstädten u.v.a. nebeneinander.
In diesem Beitrag soll gezeigt werden, wie gesichtslose, neue Gebäuden mit wenigen Mitteln und bereits auf kleinen Flächen vom Maler ein besseres Aussehen erhalten können. Das kann durchaus mit wenigen, passenden, einfachen Formen und Farben auf kleinen Teilbereichen bis zur schicken Hausnummer erfolgen. Solche gut und auch zurückhaltend ausgeführten Gestaltungselemente bewirken selbst als kleine Teilfläche sehr viel.
Aufgabe des Malers könnte es sein, hier effektvolle Ergänzungen auszuführen. Die Ausführungen sollten fröhlich farbig – ja, aber nie kunterbunt sein. Dabei genügt es oft, sich auf einfache, zeitlose Ornamente aus den Grundformen Quadrat, Rechteck, Kreis und Dreieck zu beschränken. In den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die derzeit erbauten seelenlosen Wohnblocks von Bruno Taut vorbildlich für uns bis heute farbig ergänzt.
Viele historische Malertechniken bieten sich dafür in modernisierter Form für die unterschiedlichen heutigen Fassadenuntergründe und Innenwände an. Die Sichtbetonflächen werden nicht immer wie erforderlich geschützt. Kalziumaustritte zerstören anschließende Naturholz- und andere Wandflächen. Mit einer mehrfarbigen Gestaltung mittels mineralischer Betonlasur wird das Problem doch auch als „Kontrast“ gut gelöst.
Farbtöne passend zur Region
Für moderne Neubauten in Holzbauweise hat ein farbiger Anstrich mit historischen Leinöl-/Standölfarben viele Vorteile. Lichtechte, wetterfeste Oxidpigmente kommen infrage. Mit unterschiedlichen Farbtönen, passend zu der jeweiligen Region, ist auch die Optik solcher oft uniformen Holzhäuser zu verbessern. Farblose Anstriche haben sich hier trotz der Versprechen für absolute UV-Beständigkeit von der Lackindustrie doch wohl nicht immer bewährt.
Der Autor vertritt die Ansicht, dass sich zu dunkle Lasuren (Modefarbe Ebenholz) und zu dunkle, deckende Anstriche außen zu sehr aufheizen. Das sollte vermieden werden. Auch Lasuren in grellen Modefarben halten außen nur selten ihren Farbton. Da lobe ich mir meine historischen Oxidfarben.
An jedem neuen Gebäude bieten sich kleine eigenständige Bereiche an, die sich für eine ornamentale Gestaltung anbieten . Vorbild können auch Reihenhaussiedlungen aus den 1930er-Jahren sein. Derzeit hatten die Hauseingänge unterschiedliche farbige, ornamentale Ergänzungen im Werkbundstil.
Mit Kontrasten in historischen Techniken können auch die heutigen monotonen weißen Innenwände belebt werden. Hier erleben Lehm, Kalk und Leimfarben eine Renaissance. Lehmedelputze mit großer Farbpalette neben Weiß und Schwarz sind aktuell. Zuschläge verstärken die interessante Optik noch. Mit Kalk-, Kalkkasein- und Leimfarben können viele historische Techniken auch am Neubau ausgeführt werden. Schablonieren, Wischen, Wickeln, Tupfen u.a. trägt immer die persönliche Handschrift des Malers. Dazu zählen auch Holz- und Marmorimitationen, sowie Naturstein- nachahmungen. Interessant sind auch Wandgestaltungen wie um 1900 mit noch geretteten Originalrollen und Rollapparaten. Mit zeitgemäßer Farbigkeit und sachlichen Ornamenten kann auch ein Neubau belebt werden.
Der Maler muss diszipliniert in einfachen Formen und gekonnter Farbigkeit objekt- und kundenorientiert arbeiten. Weniger ist hier oft mehr. Zum Schluss ein noch heute gültiger, ernst zu nehmender Satz vom Lehrmeister des Autors: „Mit dem kleinen Pinsel holst du dir den Kunden, um bei ihm mit dem großen Pinsel Geld zu verdienen!“

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Bruno Taut (1880 bis 1938), Architekt und Stadplaner, wirkte in Berlin und Magdeburg. „Farbe ist Lebensfreude“ war sein Motto bei der Aufwertung von ihm konzipierter Wohnsiedlungen. Seine einmaligen Farbsituationen machten ihn weltberühmt. Schlichte Fassaden udn einfache Baukörper, vergleichbar mit unserer heutigen Situation wurden von ihm mit derzeit ungewöhnlicher Farbigkeit aufgewertet. Aus grauen Mietskasernen sind lebendige liebenswerte Wohnobjekte entstanden.

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Materialien, Werkzeuge und Vorlagen für die Ausführung historischer Techniken bieten u.a.:
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