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Naturnah gestalten

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Naturnah gestalten

Lehmputze beeinflussen das Raumklima positiv. Daneben lassen sich moderne Lehmputze rationell verarbeiten und bieten einen großen Gestaltungsspielraum.

Dr. Klaus Rupp/Dipl.-Ing. Constance Brade/Wolfgang Beck, BaumitBayosan

Mit Lehm wurde ein alter Baustoff neu entdeckt und das nicht ohne Grund. In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, die mit wachsendem Interesse an diesem Material gerade auch in der jüngsten Vergangenheit durchgeführt wurden, bestätigten sich die vielfältigen, positiven Eigenschaften. Durch das Vermögen eines tonigen Lehms, bis zu fünfmal mehr Feuchtigkeit im Vergleich zu herkömmlichen Kalkzement- oder Gipsputzen aufnehmen zu können, stellt sich eine optimale und nur gering schwankende Raumluftfeuchte ein. Dabei zeichnet sich Lehm durch ein hohes Feuchteaufnahmevermögen und die schnelle Abgabe der Feuchtigkeit aus. Für den schnellen Feuchtigkeitsaustausch spielen die ersten oberflächennahen Schichten eine wesentliche Rolle. So kann man auch schon mit dünnen Schichten von wenigen Millimetern einen positiven Effekt erzielen. Größere Schichtdicken sorgen für eine höhere Gesamtspeicherkapazität. Weiterhin wurde in den wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt, dass schädliche Luftbestandteile (z.B. Zigarettenrauch) und auch sonstige Gerüche (Küche) durch Absorption im Lehmputz deutlich reduziert und schnell gebunden werden. Allergischen Reaktionen wird positiv entgegenwirkt.
Aber neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen sind ganz besonders die subjektiven Empfindungen beim Betrachten und Anfassen von Lehmputzoberflächen bemerkenswert. Diese, sowie einige Verarbeitungstipps, sollen nachfolgend im Mittelpunkt stehen.
Maschinell verarbeitbar
Oft verbindet man mit dem Einsatz von Lehm sehr aufwändige Verarbeitungs- und Applikationstechniken und einen hohen Anteil von Handarbeit. Vielleicht war das auch mal so, aber mit den modernen Lehmputzen hat man es heute geschafft, die Anforderungen an die ökologisch und baubiologisch ausgerichteten Ansprüche der Gebäudeeigentümer mit den gängigen und rationellen Verarbeitungstechniken zu verbinden. Lehmbaustoffe für den Alt- und Neubau werden mittlerweile von vielen Baustoff-Händlern angeboten und sind nicht mehr auf wenige Anbieter beschränkt. Auf den Einsatz moderner Maschinentechnik bei der Lehmputzapplikation muss heute niemand mehr verzichten.
Für fast alle Untergründe
Lehmputze sind auf fast allen Untergründen und Mauerwerksarten einsetzbar. Da der Lehmputz am Untergrund ausschließlich durch die mechanische Verkrallung haftet, muss der Untergrund eine gewisse Rauigkeit aufweisen. Ungeeignet als Untergrund sind z.B. Tapeten. Auch bestimmte Holzwerkstoffe können nicht direkt mit Lehmputz beschichtet werden, hier sind Putzträger erforderlich. Aber sonst gibt es für fast alle Untergründe Möglichkeiten der Vorbehandlung oder des direkten Verputzens. Sinnvoll ist es, diese mit dem Materialhersteller vor Beginn der Putzarbeiten abzuklären.
Grundbeschichtung
Für den Putzauftrag auf einem saugfähigen Putzgrund wird in aller Regel nach dem leichten Vornässen eine Lehmhaftschlämme vollflächig, aber dünn aufgetragen, entweder mit dem Quast oder, viel rationeller, aufgesprüht. Auf die noch feuchte Haftschlämme wird der Lehmunterputz mit herkömmlicher Maschinentechnik aufgespritzt. Beim Anfahren der Maschine kann die Lehm-Haftschlämme als „Schmiermittel“ eingesetzt werden. Kalkschlämme sollte nicht verwendet werden, da die Bindigkeit und damit die Festigkeit des Lehms herabgesetzt wird. Die ca. 10 bis 15 mm dicke Putzschicht wird mit der Kartätsche verzogen und auf Fläche gebracht. Die Oberfläche wird für den späteren Feinputzauftrag entsprechend abgestoßen und aufgeraut. Bezüglich notwendiger Gewebearmierungen gelten für Lehmputze dieselben Regeln wie für Kalkzementputz. Vor dem Auftrag des Lehmfeinputzes ist es wichtig, dass der Lehmunterputz ausreichend getrocknet ist. Nur wenn der Trocknungsvorgang vollständig abgeschlossen ist, kann eine schwindrissfreie Oberfläche sichergestellt werden. Ohne zusätzliche Trocknungsmaßnahmen, wie Raumbeheizung und Lüftung, sind unter Umständen sehr lange Trocknungszeiträume von mehreren Wochen möglich. Deshalb sollte die Trocknung durch solche Maßnahmen beschleunigt werden. Auch Schimmelbildung auf dem chemisch neutralen Lehmputz wird dadurch vermieden.
Schlussbeschichtung
Vor dem Lehmoberputzauftrag wird die Unterputzlage leicht vorgenässt. Auf diese folgt der Lehmoberputz in einer Schichtstärke von zwei bis drei Millimetern. Ob nun klassisch mit Filzbrett, Holzbrett oder Glättkelle strukturiert, mit besonderen Effektstoffen versetzt, mit natürlichen Farbtönen im mediterranen Flair gestaltet oder einfach nur der Fantasie freien Lauf gelassen wird, es lassen sich ganz nach dem persönlichen Geschmack individuelle Oberflächen erzielen.
Auch mit Farbanstrichen lassen sich Lehmputze beschichten. Bei der Auswahl der Farbsysteme sollte aber auf mineralische Bindemittel geachtet werden. Beschichtungen auf Lehm verringern die in der Einleitung genannten oberflächenwirksamen Stoffaustauschprozesse. Je dichter (dampfdichter) ein Anstrichsystem, umso weniger Feuchte kann in die Lehmputzoberfläche eindringen, die positive Beeinflussung des Raumklimas bleibt aus. Auch so genannte Naturharzfarben können diesen negativen Effekt mit sich bringen. Geeignet sind deshalb z.B. Kalk-Kaseinfarben oder auch bestimmte Silikatfarben.
Ein ganz eigenes Flair besitzen jedoch farbige Lehmputze, die durch eine dezente, wolkige Optik sehr angenehm auf das Auge wirken und nicht die „Sterilität“ ausstrahlen, die man von vielen einheitlichen Farbflächen kennt.
Gefilzte Oberflächen erhält man durch die Bearbeitung der Flächen mit dem roten Filzbrett zur „groben“ Vorbereitung der Flächen. Die Feinstruktur wird dann mit dem weißen Schwammbrett hergestellt. Je nach Güte der Fläche, kann auch gleich mit dem weißen Schwammbrett gearbeitet werden. Wichtig ist der so genannte zweite Filzgang mit dem dann trockenen weißen Filzbrett zu einem Zeitpunkt, an dem der Lehmputz zwar noch feucht, aber nicht mehr schmierig ist. Dadurch wird das lose, an der Oberfläche sitzende Filzkorn beseitigt, und die Tonpartikel werden nochmals in die Oberfläche eingerieben. Durch diesen abschließenden Arbeitsgang wird ein nachträgliches Kreiden oder Sanden der Oberfläche vermieden.
Geglättete Oberflächen erzielt man mit flexiblen Glättkellen. Der Arbeitsaufwand ist hier sehr hoch, und durch die im Lehmputz enthaltene Körnung wird die Oberfläche auch nicht so glatt, wie man das beispielsweise von Kalkglätten kennt. Diese Flächenbearbeitung wird deshalb höchstens bei Kleinflächen zur punktuellen Gestaltung angewendet.
Bei höheren Beanspruchungen, z.B. in Fluren, Kinderzimmern etc., kann die Oberfläche mit einem silikatischen Fixativ (verdünntes Wasserglas) durch Einsprühen verfestigt werden. Bei der Nachfestigung sollte darauf geachtet werden, dass der Lehmputz nicht satt getränkt wird, da sonst graue Schleier auf der Oberfläche zu sehen sind.
Übrigens ist eine direkte, dünnlagige Beschichtung, z.B. mit den farbigen Lehmputzen, auf vielen „Altuntergründen“ möglich, sodass der Altputz nicht zwangsläufig entfernt werden muss. Eine hervorragende Möglichkeit, bei Modernisierungen schnell und ohne übertriebenen Aufwand Räume neu zu gestalten und gleichzeitig die vorteilhaften Eigenschaften des Lehmputzes zu nutzen.
Bei der Raumgestaltung muss auch auf das Gestaltungselement Stuck nicht verzichtet werden. Einfache Stuckformen und Abwicklungen können mit Lehmputzen erstellt werden. Wichtig bei der Ausführung ist die mehrlagige Verarbeitung, wobei die unterste Schicht immer vollständig ausgetrocknet sein muss.
Effekte
Wird dem naturbelassenen oder farbigen Lehmoberputz z.B. ein Perlmuttsand zugemischt, so entsteht ein besonderes Glitzern.
Durch den Zusatz von Schwarzglas in einen weißen Lehmputz wird eine gewisse Natursteinoptik erreicht.
Mit einer Trichterpistole entsteht bei einem farbigen Lehmoberputz eine gleichmäßige Spritzputzstruktur. Zusätzliche Effekte erzielt man durch den Einsatz von Schablonen und mehrerer Farben.
Die beschriebenen Oberflächen zeigen nur einen Ausschnitt aus den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten mit Lehm. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Hier heißt es ausprobieren und ein eigenes Designprogramm in Lehm kreieren. Mit Lehmputzen eröffnen sich Möglichkeiten seinen Kunden individuelle Vorschläge für die Raumgestaltung, abseits von Standardputzen und -oberflächen, anzubieten.
Ein umfangreiches Sortiment an Lehmputzen bietet Baumit Bayosan an. Es umfasst eine Lehm-Haftschlämme, einen groben und einen feinen Lehmputz sowie farbige Lehmputze in acht Farben. Weitere Informationen erhalten Sie bei BaumitBayosan Tel.: (08324) 921-0/Fax: -470 www.baumitbayosan.com
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