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Objekt der Superlative

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Objekt der Superlative

Die Installation „Changing Room“ war ein Höhepunkt der Architekturbiennale – für die Handwerker wie auch für die Lieferanten eine Herausforderung.

Martina Noltemeier

Die Architekturbiennale Venedig gilt als eine der angesehensten Architekturausstellungen der Welt. Sie gibt einen Überblick über aktuelle Strömungen in der Architektur und stellt dabei eine Verbindung zwischen Kunst und Architektur her.
Präsentiert werden dem Publikum Projekte verschiedenster Nationen: Die Besucherzahlen erreichen inzwischen 300.000. Die 11. Architekturbiennale „Out There: Architecture Be-yond Building“ unter der Leitung von Aaron Betsky fand vom 14. September bis zum 23. November 2008 in den Giardini und dem Arsenale statt. Wie immer waren Projekte der renommiertesten Architekturbüros zu sehen. Der niederländische Beitrag stammt vom Architekturbüro UNStudio. Das Büro wird vom 1957 geborenen Architekten Ben van Berkel zusammen mit der Kunsthistorikerin Caroline Bos in Amsterdam mit rund 150 Mitarbeitern betrieben. Zu den bekanntesten Projekten des niederländischen Erfolgsduos zählen die Erasmusbrücke in Rotterdam – eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in den Niederlanden – sowie das spektakuläre Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart, durch das das Architektenteam einer breiten Bevölkerung bekannt geworden ist. Das Objekt „Changing Room. Couture of Architecture“ ist eine von 21 Installationen im Arsenale, den ehemaligen Schiffswerften mit Hallen aus dem 16. Jahrhundert, auf einer Insel, circa 600 Meter vom Festland entfernt.
Das ganz in Weiß gehaltene Objekt hat eine Länge von rund 15 und eine Höhe von rund drei Metern. Die Idee hierzu stammt aus einem Experiment mit einem Seil, in das ein Knoten mit drei Schlaufen gebunden wurde. Daraus entstand die Idee des „Twist“ als einer in sich gedrehten Geraden. Die Installation – platziert zwischen historischen Säulen – besteht aus bogenförmigen Kurvenbahnen, die sich durch verschiedene Beamer-Projektionen und Licht-Effekte vielschichtig gestalten. Die wechselnden Effekte erzeugen Veränderungen im Raum und ändern sich mit dem Erscheinen der Besucher, die mit Farbe und Licht überschüttet werden. Trotz der Komplexität der Formen strahlt das elegante Objekt Ruhe und Schlichtheit aus.
Der „Changing Room“ – wechselnde Räumlichkeiten – stellt die zentrale Frage: Welche Faktoren haben Auswirkungen auf die architektonische Umgebung in unserer gegenwärtigen, sehr instabilen und sich ständig verändernden Lebens- und Arbeitswelt? Die Struktur der Installation ist ebenso flexibel wie textil; Böden, Decken und Wände gehen fließend ineinander über. Im Inneren trifft der Besucher auf eine kaleidoskopische Welt, in der sich Menschen präsentieren, zum Zusehen einladen und Veränderung anstreben in der Konzeptualisierung des sich verändernden Raumes.
Das bogenförmige, schwungvolle Objekt stellte an die ausführenden Unternehmen logistisch, technisch und handwerklich die höchsten Ansprüche: 1.000 Kilometer von der eigenen Werkstatt entfernt, erschwerte Arbeitsbedingungen aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit und geringem Tageslicht. Die Schreinerarbeiten führte die p&p GmbH aus Fürth im Odenwald durch. In nur vier Wochen gelang es ihr, die Pläne von UNStudio exakt vor Ort zu realisieren, so dass sich die gerundeten Flächen perfekt aneinanderreihen. Der „Changing Room“ wurde aus MDF-Platten geschaffen, indem kleinteilige Formen geleimt und aneinandergesetzt wurden. Es war eine echte Herausforderung, die Rundungen stabil zu gestalten, weil kein Bogen dem anderen gleicht und darüber hinaus auch keinerlei statische Berechnungen existierten.
Auch die Anfertigung des gerundeten Bodens aus Resopal (Hochglanz) gestaltete sich äußerst schwierig. Für die Maler- und Lackierarbeiten sorgte der Malerbetrieb Fath, ebenfalls aus Fürth im Odenwald. Michael Fath war mit 21 Jahren einer der jüngsten Malermeister in der Region um Fürth und bereits zwei Jahre später geprüfter Restaurator mit der Aufnahme in die Fachkartei der Akademie des Handwerks. 1996 gründete er seinen Betrieb. Das Leistungsspektrum umfasst alle Bereiche des Maler-, Stuckateur- und Restaurationshandwerks.
Die Lackierarbeiten bei der Architekturbiennale waren für Michael Fath eines seiner spannendsten Projekte. Bei der Vorbereitung wurde der Malerbetrieb Fath durch den Schleifmittelhersteller Jöst aus Wald-Michelbach tatkräftig unterstützt. In drei Wochen wurde das Objekt gespachtelt und lackiert: Zweieinhalb Wochen dauerten allein die aufwändigen Spachtelarbeiten, die Lackierarbeiten eine halbe Woche. Hierbei wurde eine Tonne Spachtelmasse für rund 1.000 Meter Fugen verbraucht. Die bis zu fünf Zentimeter breiten Fugen mussten geschlossen werden, wozu auch Gewebe verwendet wurde. Aufgrund des im Wasser stehenden und kaum gedämmten Gebäudes herrschte eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die die Trocknung verzögerte. Die 490 Quadratmeter großen Flächen wurden nach dem Auftrag der Grundierung mit insgesamt 100 Litern eines glänzenden, hochwertigen, kratz- und stoßfesten Polyurethan-Acryllacks gespritzt. Weiterhin wurden ein Haftgrund und ein Haftprimer verarbeitet. „Die Zusammenarbeit mit dem Sponsor Caparol und die Produktqualität bewährte sich bestens. Alles funktionierte wunderbar, obwohl die Randbedingungen nicht immer optimal waren. Es ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe“, so Michael Fath. „Wir sind sehr zufrieden mit dem weichen Finish aller Oberflächen, die mit unglaublicher Hingabe gestrichen und verputzt wurden und so die räumliche Konsistenz unseres „Changing Room“ perfekt interpretieren“, lobte der Star-architekt Ben van Berkel, Mitbegründer und Inhaber des UNStudios, die Ausführung der Malerarbeiten.

Endlosschleife hochglanzlackiert
Malermeister Michael Fath und seine Mitarbeiter schufen in Venedig bei der Architekturbiennale an der Installation „Changing Room“ eine edle Hochglanz-Oberfläche.
Ulrich Schweizer
Nicht jeden Tag wird einem ein solcher Auftrag beschert, auch wenn man in seinem Kundenkreis für höchstwertige Malerarbeiten bekannt ist. Malermeister Michael Fath wurde von p&p Holzbau angesprochen, ob er nicht für die Architekturbiennale bei der Installation „Changing Room“ mit seinen Mitarbeitern die Oberflächen hochglanzlackieren wolle. Michael Fath wollte, klar, weil dieser Auftrag wieder eine neue Herausforderung darstellte. Es gab diverse Besonderheiten zu akzeptieren, vor allem eine: die Arbeiten sollten direkt in Venedig ausgeführt werden – und das in der relativ heißen und schwülen Ausstellungshalle, einer historischen Schiffswerft auf einer kleinen Insel. Die Installation, der die Idee einer „Endlosschleife“ zugrunde liegt, sollte hochglanzlackiert werden.
Auf das „Abenteuer“ ließen sich neben dem Meister noch seine beiden Gesellen Heiko Fuhr und Mustafa Jaman ein sowie der Auszubildende Marcel Kohl. Michael Fath gründete seinen Malerbetrieb im Odenwälder Fürth 1996 und bildete sechs seiner Mitarbeiter aus – von der Pike auf und kann dadurch auch bei ganz speziellen Einsätzen wie demjenigen in Venedig immer auf gute Leute zurückgreifen.
Und wie man sich auf eine solche Baustelle fern der Heimat vorbereitet? „Wir sind immer vom Schlimmsten ausgegangen.“ Augenzwinkernd sagte Michael Fath das. Und jeder, der ihn kennt, weiß, dass das nichts anderes heißt als professionelle Planung und Arbeitsvorbereitung. Nichts überlässt der Odenwälder Malermeister dem Zufall, vollends nicht, wenn jeder Fehler sofort eine Menge Geld kosten würde. Quasi kein Tageslicht, kein Fenster, kein Durchzug, Hitze und überall Staub vom historischen Gebäude. Das waren die Rahmenbedingungen. Michael Fath hatte engagierte und erstklassige Mitarbeiter, das wusste er. Und er wollte auch seinen Maschinenpark und die benutzten Materialien für die Spachtel- und Lackierarbeiten optimieren. Caparol lieferte Akkord-Spachtel, Gewebe, Haftprimer und den kratz- und stoßfesten Polyurethan-Acryllack. Um das arbeitsintensive Schleifen so gut wie möglich zu rationalisieren, ließ sich das Fath-Team von Schleifmittel-Spezialisten beraten, die mit Herzblut dabei sind: Peter Jöst und sein Sohn Christian vom gleichnamigen Schleifmittelhersteller in Wald-Michelbach.
Die Schleifmittel wurden exakt auf die verwendeten Materialien abgestimmt. Gearbeitet wurde mit einer Flex-Schleifgiraffe und mit einem Exzenterschleifer. „Die Rundungen waren schwierig, doch gerade das spornte uns noch mehr an“, so Michael Fath. „Und weil wir prinzipiell mit modernen Maschinen und Materialien arbeiten, waren wir hier ebenfalls auf dem neuesten technischen Stand.“ Reibungslos funktioniert alles aber nur, wenn die Hersteller am selben Strang ziehen. „Für uns war es eine Ehrensache, unseren Kunden zu beraten und ihm das geeignete Material mit auf den weiten Weg zu geben“, so Christian Jöst. Sein Vater Peter freut sich, dass die Jöst GmbH als Mittelständler in vielen Bereichen besser ist als der mächtige Wettbewerb: „Sogar die großen Hersteller schauen immer, was es Neues bei Jöst gibt.“ Dass die empfohlenen Schleifmittel exakt die richtigen waren, das konnte keiner besser beurteilen als das Fath’sche Viererteam nach 14 Tagen Dauerschleifen. Michael Fath verrät, dass er noch eine weitere „Sicherheitsstufe“ eingebaut hatte, bevor er sich auf das Kunstwerk stürzte: „Wir probierten alles vorher an kleinen Testflächen aus dem gleichen Material, weil wir genau wussten, wir brauchen eine hundertprozentig glatte Oberfläche. Da durfte wirklich nichts schiefgehen. Diesbezüglich wollten wir so wenig wie möglich Überraschungen erleben.“ Das Ergebnis war so, dass es von jeder Menge Biennale-Besucher angeschaut und „begangen“ wurde. Und die Architekten von UNStudio waren mehr als zufrieden.

kompakt
Malermeister Michael Fath sorgte mit Experten aus seinem Betrieb und aus den Unternehmen der Hersteller für eine absolut perfekte Oberfläche beim Kunstobjekt „Changing Room“ der Architektur- biennale in Venedig.
Malerbetrieb Michael Fath
Tel.: (06253) 22594
Jöst GmbH
Tel.: (06207) 9410-0, Fax: 2463
Caparol
Tel.: (06154) 71-0
Flex Elektrowerkzeuge
Tel.: (07144) 828-0
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