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Sakrale Innenarchitektur

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Sakrale Innenarchitektur

In Bonn haben Architekten die Möglichkeiten des Trockenbaus genutzt um zwei zwei alte Industriehallen in ein modernes Kirchenzentrum umzuwandeln. Dabei standen sie vor der Herausforderung, die alte „Hülle“ bestehen zu lassen.

Unter der Ägide des Kölner Büros Noesser Padberg Architekten wurden in Bonn zwei Industriehallen teilweise abgetragen, unterkellert und in den alten Außenmaßen für eine Nutzung als Gemeindezentrum der Freien evangelischen Gemeinde wieder hergestellt. Gemäß städtischer Auflagen sollten die Außenmaße des ursprünglichen Gebäudekomplexes erhalten bleiben, so dass das gesamte neue Nutzungskonzept allein über die Innenraumarchitektur umgesetzt werden musste. Den Mittelpunkt der westlichen Halle bildet ein kreisrunder, bis zu 500 Besucher fassender Gottesdienstraum, dessen konzentrische Form eine dem klassischen Amphitheater ähnliche akustische und optische Raumqualität schuf. Eine weitläufige Empore mit schmalem Deckenrand, filigranem Geländer und lichten Deckenöffnungen im rückwärtigen Bereich ist räumlich nicht abgetrennt, sondern großzügiger Teil des Kirchenraumes. Eine elliptische Laterne bildet als Lichtschleuse den vertikalen Gegenpol zu den sonst eher horizontal liegenden Raumformen.

Keine vorgefertigten Formteile
Für den kompletten Innenausbau in trockener Bauweise unter besonderer Berücksichtigung der raumakustischen Anforderungen war die Troka GmbH + Co. KG aus Köln verantwortlich. Geschäftsführer Klaus Arbeiter erinnert sich: „Im Gemeindesaal waren für uns sicherlich die anspruchsvoll-sten Trockenbauleistungen zu erbringen. Frei schwebende und diverse elliptische Akustikdeckensegel wurden von uns komplett ohne ein einziges vorgefertigtes Formteil erstellt. Ein hohes Maß an Detailgenauigkeit war also gefordert.“ Herausforderungen, mit deren erfolgreicher Bewältigung Troka im Februar 2008 den Sieg in der Kategorie Raumakustik der Rigips Trophy 2007 erringen konnte.
Insgesamt hat das Troka-Team mit durchschnittlich sechs Mitarbeitern auf der Baustelle rund 1.000 Quadratmeter Deckenfläche montiert, etwa die Hälfte davon als Akustikdecken.
Gerade dem Spannungsbogen zwischen rechteckiger Hallenarchitektur und runder Raumanmutung konnte man vor allem dank leicht zu verarbeitender Gipskartonsysteme gerecht werden. Raummittig unterhalb der Holzdachkonstruktion mit elliptischem Anschluss an den Luftraum der Empore wurde eine erste „Rigiton“-Lochdecke eingezogen. Diese wurde etwa einen Meter tief mit Schnellabhängern abgehängt. Die Einbauhöhe hier lag bei circa acht Metern über dem Fußboden.
Darauf folgte die elliptische Schürzenausbildung vom Saalbereich bis Oberkante Brüstung der Empore. Die Decke über den Sitzreihen der Empore wurde mit einem elliptisch ausgebildeten Deckensegel aus „Rigiton-Lochplatten 15/30“ (Lochdurchmesser 15 mm, Lochachsabstand 30 mm) und frei umlaufendem Rand bekleidet. Das fugenlose Deckensystem gestaltet ein einheitliches und architektonisch elegantes Deckenbild und verbessert die Raumakustik deutlich hörbar.
Über den hinteren Sitzreihen im Parterre wurden ebenfalls akustisch wirksame Deckensegel als Kreissegmente mit vertikalen Abschottungen und freien Deckenrändern montiert. Diese wurden aufgrund der geringeren Deckenhöhe direkt von der Betondecke abgehängt. Über dem Vortragsbereich erstellten die Trockenbauprofis eine Lüftungsdecke als Kreissegment mit umlaufend zurückspringenden vertikalen Abschottungen. Bis zu 60 cm tief abgehängt nimmt dieser Bereich die umfangreiche Lüftungstechnik auf. „Die Lüftungsdecke haben wir aus glatten Gipskartonplatten montiert, da vom Vortragenden aus gesehen ja durchaus eine gewisse Schallreflexion nach hinten in den Raum gewünscht war. Über den Sitzreihen sowie in der Lichtlaterne sollte hingegen der Widerhall über die Lochdecken einreguliert werden“, erklärt Klaus Arbeiter.
Raum der Stille
Voll zur Geltung kommen die raumakustischen Eigenschaften der verwendeten „Rigiton“-Lochdecken von Rigips auch in den an den Gemeindesaal grenzenden Räumlichkeiten. Hier befindet sich das Foyer des Zentrums, das unter dem vorhandenen Dachoberlicht der alten Kranbahn eine großzügige, teilweise offene Galerie für die Café- und Bücherei-/Buchstuben-Nutzung erhielt.
Insgesamt sechs frei schwebende Gipskarton-Lochplatten-Deckensegel, zwischen den ursprünglichen Stahlträgern direkt an verstärkte Weitspannträger abgehangen, sorgen hier für die raumakustische Aufwertung der Räumlichkeiten. Im Obergeschoss des Foyers findet sich der dem Gottesdienstraum mit gegenläufiger Rundung gegenübertretende „Raum der Stille“ – ein Andachtsraum mit schwebendem Deckensegel aus „Rigiton“-Lochdecken, zurückgesetzter vertikaler Abschottung und darin installierter indirekter Beleuchtung.
„Der Titel ,Raum der Stille’ sagt eigentlich schon alles aus und motivierte uns, einen Ort zu schaffen, der diesem Namen auch tatsächlich gerecht wird. Das indirekte Licht sowie das Tageslicht, das durch Glasbausteine in der Wand zum Foyer herein scheint, wird von der fugenlosen Deckenkonstruktion und den gestrichenen Massivwänden sanft zurückgeworfen. Gleichzeitig tritt nur wenig Nachhall auf, was die gewünschte ruhige Atmosphäre schafft.“
Bautafel
Bauherr:
Freie evangelische Gemeinde Bonn
Architekten:
Noesser Padberg Architekten, Köln
Planung Akustik:
Dorff Schwinn & Partner, Bonn
Trockenbau:
Troka Trockenbauweise und Akustik GmbH & Co. KG, Köln
Systemberatung:
Hardy Keller, Saint-Gobain Rigips GmbH
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