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Trocken halten

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Trocken halten

Ein ausgeklügeltes Feuchtigkeitsmanagement ist im Gebäudeschutz essenziell – gerade auch bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Immer häufiger kommen daher Siliconharzfarben zum Einsatz. Die modernen Farbsysteme sind wasserabweisend und gleichzeitig atmungsaktiv.

Frank Haas

Was einer Fassade am meisten zusetzt, ist die so genannte Wechselbeanspruchung, der permanente Wechsel zwischen Durchfeuchtung und Trocknung. Dringt Feuchtigkeit in eine Fassade ein, dann kommt das Baumaterial in Bewegung“, erklärt Prof. Dr. Helmut Weber, Lehrbeauftragter an der TU München und Inhaber des Kompetenzzentrum für Bautenschutz und Bausanierung in Ebersberg. „Es quillt und schwindet wieder bei Trocknung. Auch Frostschäden sind dann möglich.“ Durch diese mechanische Belastung entstehen dann Risse, die eine Wasseraufnahme weiter begünstigen und Putzabplatzungen, Salzausblühungen und Pilzbefall fördern.
Nur eine Fassadenbeschichtung, die diese Klima- und Feuchtigkeits-schwankungen ausgleicht, kann sich in diesem Spannungsfeld als wirksam erweisen. Durch eine hohe Trocknungstendenz muss sie für eine geringe Wechselbeanspruchung im Baukörper sorgen. Prof. Dr. Weber: „Nehmen Sie das Lotusblatt oder den Pinguin. Oder nehmen Sie feuchtigkeitsregulierende Sportbekleidung – es ist immer das gleiche Prinzip: geringe Wasseraufnahme, erhöhte Wasserabgabe, hoher Wohlfühlfaktor, lange Lebensdauer.“ Hochwertige Siliconharzfarben, wie sie am Markt von zahlreichen Herstellern angeboten werden, sind exakt nach diesem Prinzip konzipiert. Sie leiten Wasser, das meistens in Form von Regen auf ein Gebäude trifft, an der Außenwand ab. Gleichzeitig sind sie diffusionsoffen und helfen, Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk abzuführen.
Vielseitige Siliconharzfarben
Zurückzuführen sind die feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften auf das spezielle Bindemittel einer Siliconharzfarbe, das Siliconharz. Es bildet beim Trocknen der Farbe eine regelmäßige Molekularstruktur, die sich, vereinfacht ausgedrückt, wie ein Regenschirm verhält und die Wasseraufnahme verhindert. Dampfförmiges Wasser kann dennoch durch die poröse Gitterstruktur entweichen.
Ohne Zusatz von hydrophobierenden Additiven sind Siliconharzfarben allein auf Grund ihrer Molekülstruktur dauerhaft wasserabweisend. Bei anderen Farben, die ihre Hydrophobie durch Additive erreichen, können nach Aussagen Prof. Dr. Webers Auswascheffekte und chemischer Abbau nicht ausgeschlossen werden. Dadurch könne auch die Langzeitwirksamkeit entscheidend sinken. „Bei Siliconharzfarben sind die wirksamen Bestandteile fest in der Farbe und mit dem Baustoff verankert und können auch nicht ausgewaschen werden. Sie sind ja das Bindemittel, das die ganze Beschichtung zusammenhält.“
DIN-Norm schafft Orientierung
Die Hochwertigkeit einer Fassadenbeschichtung ist nach Aussagen des Experten klar zu erkennen: „Jedes Produkt ist nach DIN EN 1062 eindeutig klassifiziert.“ Hochwertige Farben besitzen eine Wasserdurchlässigkeitsrate (w) kleiner als 0,1. Das bedeutet, ein Quadratmeter Fassade nimmt während der ersten Stunde des Beregnungsvorgangs weniger als 0,1 Liter Feuchtigkeit auf. Um gleichzeitig eine ausreichende Wasserdampfdurchlässigkeit zu gewährleisten, muss der so genannte sd-Wert kleiner als 0,1 sein. „In diesem Fall würde das bedeuten, dass die aufgetragene Beschichtung einen Diffusionswiderstand gegen Wasserdampf besitzt, der geringer ist als der einer 0,1 m dicken Luftschicht“, erläutert Prof. Dr. Weber. „Bis auf wenige Ausnahmen sind nur Siliconharzfarben derart feuchtigkeitsregulierend.“
Einsatz beim WDVS
Siliconharzfarben funktionieren auf sämtlichen mineralischen Beschichtungen, auch auf Silikatfarben. Durch ihre gute Haftung homogenisieren sie auch unterschiedliche Untergründe.
Geradezu ein Muss sind Siliconharzfarben im Zusammenhang mit Wärmedämm-Verbundsystemen, ist Prof. Dr. Weber der Meinung. Hintergrund: Eine Wärmedämmung führt zu einer veränderten Oberflächenphysik. Die Fassade wird nur noch von außen durch die Sonne beheizt. Nachts kühlt sie ab. Es kann Tauwasser entstehen und die Fassade wird stärker feuchtebelastet als die ungedämmte Fassade. Diese nächtliche Feuchtebelastung und der durch die Dämmschicht reduzierte Wärmefluss von innen nach außen führen zu einer langsameren Trocknung, wodurch häufig Algenbewuchs gefördert wird. Die Diffusionseigenschaft von Siliconharzfarben macht sich bei diesen Vorgängen positiv bemerkbar.
Umdenken im Denkmalschutz
Selbst die Zahl der Denkmäler, die mit Siliconharzfarben beschichtet werden, steigt kontinuierlich. „Je facettenreicher eine Fassade ist – man denke etwa an eine Rokokofassade -, desto größer ist die Angriffsfläche für die Witterung“, so Prof. Dr. Weber. „Hinzu kommt, dass sie auch sehr gut lasierend eingestellt werden können, dass sie chemisch neutral sind und somit auch im Natursteinbereich erfolgreich verwendet werden können.“ Auf Grund dieser speziellen Funktionen denken derzeit immer mehr Denkmalämter und Denkmalpfleger um, und setzen auf die bauphysikalischen und denkmalgerechten Eigenschaften der Siliconharzfarben, auch wenn der ursprüngliche historische Anstrich ein anderer war. Beispiele dafür sind das Schloss Bellevue in Berlin und das Schloss Haimhausen bei München. Beide Gebäude wurden erst vor kurzem auf Grund von Wirtschaftlichkeitsüberlegungen mit Siliconharzfarben beschichtet.
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