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Künstlerische Wandgestaltung im öffentlichen Raum.

Ein Rathaus als Zentrum des kommunalen Geschehens, als Ort der Begegnung und der Kommunikation – diesen Anspruch greift die Künstlerin Ursula Eichert mit ihrem Gestaltungskonzept für das Rathaus in Olpe auf und definiert damit öffentlichen Raum als Lebensraum: „Ich möchte authentische, charakterhafte Räume gestalten, die in Beziehung zum Menschen stehen und in denen man sich gerne aufhält.“

Das Rathaus der Stadt Olpe wurde zwischen 1975 und 1978 nach den Plänen des Essener Büros Allerkamp Architekten GmbH auf dem Gelände eines ehemaligen Franziskanerinnen-Klosters erbaut. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Bau- und Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt worden, zum Beispiel eine Brandschutzsanierung oder die EDV-Vernetzung des Gebäudes. Jüngste bauliche Veränderung war die Umgestaltung der so genannten Ratsetage mit Ratssitzungssaal, Trauzimmer und dem Büro des Bürgermeisters. Im Rahmen des Umbaus wurde an Stelle des alten Sitzungszimmers ein kleineres Trauzimmer gebaut, was eine erwünschte Erweiterung des Foyers zur Folge hatte. Das neue Foyer ist großzügig angelegt, drei umlaufende Fensterbänder sorgen für eine lichte Helligkeit. Die ursprünglich in orange-brauner 70er-Jahre-Farbigkeit gehaltenen Decken und Wände wurden in Weiß und Grau gefasst, den dunklen Bodenbelag ließ man durch einen hellen Parkettboden ersetzen.
Die Verantwortlichen der Stadt wünschten sich neben der räumlichen und farblichen Auffrischung auch eine künstlerische Ausgestaltung der neuen Ratsetage. In Ursula Eichert fanden sie eine Farbgestalterin, deren Ansatz es ist, das Zusammenspiel von Architektur, Material, Farbe und Funktion auch unter thematischen Aspekten zu gestalten.
Die Vorgaben der Auftraggeber waren klar umrissen: Der Verzicht auf politisch deutbare Farben und das Herstellen eines Bezugs zum ehemaligen Kloster der Franziskanerinnen. Abgesehen davon jedoch konnte Ursula Eichert ihre Vorstellungen umsetzen. „Die Ratsetage ist ein Ort an dem Begegnung und Kommunikation stattfindet, ein Ort des öffentlichen wie privaten Lebens. Hier geht es um Gemeinschaft, hier werden Lebensräume geschaffen und gestaltet“, beschreibt sie ihr Konzept. „Für mich stand schnell fest, dass ich mit meiner Arbeit diese Themen visualisieren und transportieren möchte.“
In zurückhaltender Farbigkeit aber mit umso stärkeren Motiven hat die Künstlerin Worte und Symbole zueinander in Beziehung gesetzt, um ihren Ansatz bildhaft zu machen.
Eine Wandfläche des Trauzimmers gestaltete sie schriftkünstlerisch, zwei weitere Wände mit Bildmotiven.
Wort und Bild
Das Schriftbildelement „Das Wort“ ist reliefartig von der vertikalen, blaugrau gefärbten Putzfläche abgesetzt und in der Materialfarbe unbehandelt belassen. „Der in mehreren Sprachen und unterschiedlichen Typographien gestaltete Begriff steht für die Kraft des Wortes und die Möglichkeiten der Begegnung und Kommunikation,“ formuliert Ursula Eichert ihre Gedanken. „Ich habe den Schriftzug ganz bewusst ungefärbt belassen – Weiß ist für mich eine wertfreie, friedensbezogene Farbe.“
Das horizontale Bildelement mit dem Titel „Du“ und dem Motiv einander zugewandter Profile ist in seiner abstrahierenden Darstellung und der reduzierten Farbpalette weniger Portrait als Sinnbild menschlicher Begegnung. Ursula Eichert: „Impuls meiner Gestaltung war hier ein Satz des Philosophen Martin Buber, wonach alles wirkliche Leben Begegnung sei und der Mensch am Du zum Ich werde.“
Das dritte Element verweist auf die Historie des Ortes und zeigt in expressivem Gestus eine Ansicht des ehemaligen Franziskanerinnenklosters vom Fluss Olpe aus gesehen, da diese Ansicht im rechten Bildteil die Grabkapelle der Gründerin des Ordens Maria Bonzel andeutet.
Alle Wandflächen mit Wort- oder Bildmotiven setzen sich mit ihren intensiven Blau-Grautönen von den angrenzenden hellgrau gestrichenen Wänden ab. Wiederkehrendes Element ist ein auberginefarbener Farbstreifen, der mit einem mineralischen Glättespachtel gearbeitet ist und die drei Motive optisch verbindet.
Farbe und Putz
Ursula Eichert verwendete für die Umsetzung ihrer Bildideen ausschließlich silikatische Produkte der Firma Keim. Um der Komplexität der gewählten Themen auch in der Ausführung zu entsprechen, entschied sie sich für ein Zusammenspiel von eingefärbtem Putz, reliefartig hervorgehobenen Flächen und der Anwendung von Glättespachtel und Silikatkreiden. So entstanden lebendige Oberflächen mit unterschiedlichen Strukturen und farblichen Nuancen. „Mit Mineralfarben zu arbeiten hat auch mit meinem Bedürfnis nach Authentizität zu tun, mich begeistert ihre natürliche Ausdruckskraft und samtmatte Optik“, sagt die Künstlerin. „Außerdem überzeugt mich die Qualität der Keim’schen Mineralfarben bei jedem meiner Projekt aufs Neue – da erlebe ich später garantiert keine ‚bösen Überraschungen’.“
Die künstlerische Ausgestaltung im Zusammenwirken mit der offenen Architektur und der großzügigen Belichtung verleiht dem Raum eine faszinierende Atmosphäre, und so wird die Ratsetage mittlerweile auch gerne von Kommunalpolitikern für gesellige Treffen und von Hochzeitgesellschaften für festliche Empfänge nach der Trauung genutzt. Begegnung in allen Dimensionen.
Bauherr:
Kreisstadt Olpe
Wandgestaltung:
Ursula Eichert, Drolshagen und Berlin
Produkte:
Keim Silikat-Kreiden, Fixativ, Design-Lasur, Universalputz
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