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Europäische Bildungsstätte Lehmbau

Europäische Bildungsstätte Lehmbau
Kreativ mit Lehmputzen

Europäische Bildungsstätte Lehmbau: Lehmputze punkten mit ökologischen und baubiologischen Qualitäten. Der Lehrgang „Gestalter/-in für Lehmputze (HWK)“ spannt einen Bogen von der Verarbeitung von Lehmputzen bis hin zu zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten.

Autorin: Irmela Fromme

Vielen ist bekannt, dass Lehmputze über hohe ökologische und baubiologische Qualitäten verfügen. Aber auch ästhetisch kann dieses Material einiges bieten. Die Fortbildung „Gestalter/Gestalterin für Lehmputze (HWK)“ zeigt nicht nur die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten auf, sondern auch den Weg, neue Gestaltungskonzepte zu entwickeln.

Baustoff Lehm

Obwohl, oder vielleicht eher weil, Lehm ein uralter Baustoff ist, hat er es nicht leicht, seinen Platz im modernen Baugeschehen zu behaupten. Im Zuge der zunehmenden öffentlichen Diskussion um Nachhaltigkeit könnte er aber eine ernst zu nehmende Rolle spielen. Im Gegensatz zu anderen Mörteln wird sein Bindemittel nicht gebrannt und kann so eine recht gute CO2-Bilanz aufweisen. Außerdem ist er gut wiederverwendbar. Der zunehmenden Zahl an Kunden geht es neben den ökologischen Qualitäten vorrangig um die baubiologischen. Denn schadstofffreie Wände sind gut für ihr eigenes Wohlbefinden.

Ein Hauptgeschäftsfeld im Bereich Lehmbau sind die Lehmputze, -edelputze und -farben, betrifft also die Wandoberflächen, meistens im Innenbereich.

Vielseitiges Material

Lehm ist der älteste natürliche Mörtel. Er besteht aus einem mineralischen Korngerüst und einem Bindemittel, dem Ton. Allerdings ist Lehm nicht gleich Lehm. Abhängig von seiner Entstehung ist nicht nur das Korngerüst sehr verschieden, sondern auch die Menge und Qualität der Tonminerale. In der Regel werden vorgefundene Lehme durch Sieben, Zugaben von definierten Sandkörnungen und/oder Faserstoffen modifiziert, um als Putzmörtel einsetzbar zu sein: sei es als selbst hergestellte Baustellenmörtel, sei es als Produkt aus dem reichhaltigen Angebot auf dem Markt.

Ungestrichene Lehmputzflächen sind aufgrund ihrer homogenen, feinen Struktur recht beliebt. Ihr natürlicher, meistens brauner Farbton kann aber nur begrenzt eingesetzt werden. Deshalb wurden Lehmedelputze als Dünnlagenbeschichtung (1 – 3 mm Dicke) entwickelt. Sie bestehen aus dem Bindemittel Ton(mehl) und sehr feinen hellen Sanden (0 – 0,8 oder 0 – 1mm) und werden in einem großen – meist naturfarbenem – Spektrum angeboten, sodass sich ein neues Gestaltungsfeld eröffnet hat. Die hohe Plastizität des Materials ermöglicht darüber hinaus, reliefartige Strukturen bis hin zu ornamentalen Schmuckelementen herzustellen.

In dem Lehrgang wird der Bogen gespannt von der Ausführung von Lehmputzen bis hin zum Einsatz zahlreicher Gestaltungsmöglichkeiten. In einem ständigen Prozess zwischen Erforschen und Experiment, Theorie und Praxis werden die grundlegenden Wirkmechanismen erarbeitet und ein praxisnaher Bezug zu Farbtheorie und Raumgestaltung hergestellt. Auf Praxisbaustellen können die Teilnehmenden in Teams die erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen in realen Raumsituationen umsetzen.

Europäische Bildungsstätte Lehmbau: Lehrgang und Abschlüsse

Die Fortbildung besteht aus drei Modulen: Grundlagen (I), Gestaltung (II) und Geschäftsfeld Lehmputze (III).

Jeder Teil kann mit einer Prüfung unter Regie der HWK Schwerin abgeschlossen werden. Der erfolgreiche Abschluss aller drei Teile führt zum Zertifikat „Gestalter/Gestalterin für Lehmputze (HWK)“. Die Absolventen können dieses nutzen, um eine Eintragung in die Handwerksrolle als Betrieb im Sektor Lehmputze zu bewirken. Es ist jedoch ratsam, die zuständige HWK vor der Anmeldung zum Lehrgang zu kontaktieren.

In jedem Fall können Absolventen des Lehrgangs mit dem Zertifikat ihre Spezialisierung zum Ausdruck bringen, in ihre Berufspraxis einbeziehen und weiterentwickeln:

Teil I soll die Teilnehmenden befähigen, Lehmputze und die Restaurierung von Lehmflächen fachgerecht auszuführen – auf der Grundlage von eines vertieften Materialverständnisses.

In Teil II können die Teilnehmenden den Lehrgang auch dazu nutzen, individuelle Gestaltungsschwerpunkte herauszufinden und zu erproben. Diese können sie perspektivisch in Gestaltungsvorschläge im Rahmen einer fundierten Beratung integrieren.

Teil III „Geschäftsfeld Lehmputze“ dient dazu, Grundlagen im Bereich Marketing zu erwerben, die für eine selbstständige Arbeit als Spezialist*in hilfreich sind.

Europäische Bildungsstätte Lehmbau

Seit 2005 bietet die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau unter dem Dach des FAL e.V. ein – inzwischen recht umfangreiches – Kursprogramm zum ökologischen Bauen an. 2019 wurde der FAL als Bildungszentrum für Nachhaltigkeit NUN-zertifiziert (Norddeutsch und nachhaltig). 2020 begann die ökologische Sanierung des Werkstattgebäudes nach Plänen des Büros ZRS, Berlin. Nach der Fertigstellung soll die Bildungsstätte als Kompetenzzentrum für ökologisches Bauen weiterentwickelt werden und aktiv an der Vernetzung regionaler Akteure mitwirken. Inzwischen agiert die Bildungsstätte als eigenständige gGmbH.

Ort und Rahmenbedingungen

Die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau hat ihren Sitz im mecklenburgischen Ort Wangelin, in dem sich auch das Herzstück des FAL, der Wangeliner Garten befindet. Die Durchführung der Fortbildung findet in einer Freiluftwerkstatt und auf einer Praxisbaustelle, ggf. mit reduzierter Teilnehmerzahl statt. Dies ermöglicht die die Durchführung der Fortbildung unter Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienekonzept.

Bei Um- und Neubauten, die auf benachbartem Gelände als Veranstaltungsgebäude, Café und Unterkünfte errichtet wurden, kamen als Hauptbaustoffe sind Stroh, Lehm und Holz zum Einsatz. Die Besichtigung der Gebäude ist – sofern sie nicht belegt sind – während des Lehrgangs möglich. Auch ist der Besuch des Lehmmuseums im Nachbarort Gnevsdorf im Kurs inbegriffen. Die Kursteilnehmenden können Unterkünfte oder Campingstellplätze anmieten.


Weiterbildung zum Gestalter/-in für Lehmputze (HWK) / 2021

Teil I: Grundlagen Lehmputze (76 Stunden), Dozenten: Michael Fritsch, Lehmbauer; Burkard Rüger, Lehm- und Strohballenbau

Teil II: Gestaltung (96 Stunden) Dozent/-innen: Irmela Fromme: Lehm-und Feinputze; Andrea Silbermann; Farbgestalterin; Andreas Otto,Lehmbauer

Teil III: Marketing (24 Stunden), Dozent: Friedrich Mierau, Zimmermeister, Fachkraft Strohballenbau

Veranstaltungsort:
Europäische Bildungsstätte für Lehmbau gGmbH
Dorfstr. 27–28
19395 Ganzlin / OT Wangelin
Tel.: 038737 – 33 79 90

Kursangebot
Mai 2021:
Teil I: 03. – 07. Mai und 10. – 14. Mai; Prüfung: 20. + 21. Mai
Teil III: 17. – 19. Mai: Prüfung 20. Mai

September 2021:
Teil II: 06. – 11. und 13. – 18. September; Prüfung 20. September

Teilnahmevoraussetzungen:
Gesellen und Gesellinnen einschlägiger Bauberufe, Personen mit ausreichend handwerklicher Erfahrung in Lehmbau oder Wandgestaltung bzw. Abschluss Fachkraft im Lehmbau.

Infos, Anmeldung und Kontakt:
www.lernpunktlehm.de
anfrage@lernpunktlehm.de
u.herz@lernpunktlehm.de

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