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Farbe in Präzision: Dekorationsmaler-Messe „The Salon“ in New York

Dekorationsmaler-Messe „The Salon“ in New York
Farbe in Präzision

Friederike Schulz ist eine erfolgreiche Dekorationsmalerin. Ein guter Dekorationsmaler muss sich auch in der Künstler(farben)branche auskennen. Deshalb reist Friederike Schulz viel, auch ins Ausland, um sich weiterzubilden und Gleichgesinnte zu treffen. Im Frühjahr hat sie nicht nur die Dekorationsmaler-Messe „The Salon“ in New York City besucht, sondern auch den Farbenhersteller Golden Artist Colors in New Berlin/USA. Hier lesen Sie ihren Bericht dazu. Und auch in den gibt kommenden Malerblatt- Ausgaben gibt die Hamburgerin in einer exklusiven Serie Einblicke in ihre Arbeit.

Friederike Schulz

Zum 22. Mal fand im April dieses Jahres „The Salon“ statt. 2017 war New York City Austragungsort des jährlich stattfindenden internationalem Treffens der Dekorationsmaler. Ein Heimspiel für die Firma „Golden Artist Colors“ und ihren Geschäftsführer (CEO) Mark Golden, der fast von Anfang an diese Zusammenkunft unterstützt.

1980 hat Mark Golden gemeinsam mit seinem damals 67 Jahre alten Vater die Firma in einem alten Schuppen auf dem Land gegründet. Angefangen haben die beiden mit Künstleracrylfarben. Später wurde das Angebot erweitert – um Gele und Binder sowie spezielle Oberflächenbeschichtungen, wie z. B. hochmatte klare Acryllacke. Im Vordergrund steht auch heute noch das Ziel, Farben von hoher Qualität für Künstler herzustellen. Die Nähe zu den Künstlern ist Golden deshalb besonders wichtig. Hierfür werden Ateliers besucht, Gespräche geführt und Materialanforderungen diskutiert. Diesen engen Kontakt pflegt Mark Golden seit über 20 Jahren auf der Messe „The Salon“ auch zu den Dekorationsmalern. Das ermöglicht die Entwicklung neuer Produktlinien, die direkt auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sind. Im Laufe der Zeit ist die Produktpalette von der reinen Acrylfarbenproduktion auch auf das Herstellen feinster Künstlerölfarben und um Materialien für die Wandgestaltung angewachsen.

Die Firma Golden Artist Colors hat ihren Sitz in New Berlin im Staat New York. Der frühere alte Schuppen wurde bald durch ein neueres, modernes Gebäude ersetzt. Mittlerweile hat die Firma rund 200 Mitarbeiter, die seit 2010 mehrheitliche Eigentümer des Unternehmens sind. Schon beim Betreten des Hauses fragt man sich, wo an diesem Ort eine Produktionsstätte für Farben sein soll? Mark Golden erklärt: Um das Landschaftsbild nicht zu stören, wurde die gesamte Herstellung in den „Boden“ verlegt und nur die Büroräume mit der Verwaltung und den Besprechungsräumen, sowie einzelne Atelierräume befinden sich ebenerdig.

Bei der Führung durch die Werkhalle wird deutlich, wie aufwendig es ist, hochwertige Farben zu fabrizieren. Allein 14 riesige Tanks sind gefüllt mit Basisbestandteilen, die zur Herstellung von Acrylfarbe benötigt werden. Hinzu kommt: Acrylfarbe ist Chemie und es bedarf vieler Sicherheitsbereiche, Schutzkleidung und Abzugsanlagen. Das Schmutzwasser aus der Produktion wird in einem hauseigenen System gereinigt, berichtet Mark Golden stolz. Bis zu 66 Prozent des Wassers wird wiedergenutzt. Der kontaminierte Rest müsse zwar fachgerecht entsorgt werden, der Verbrauch von Frischwasser werde dadurch aber stark reduziert.

Eine Menge Handarbeit

Ein wesentlicher Teil der Herstellung erfolgt in Handarbeit. Die einzelnen Etiketten bemalen die Mitarbeiter mit der Originalfarbe in einem Trockenraum, die Tuben bekleben sie nach dem Befüllen von Hand. Das Besondere: Durch den Farbaufstrich auf den Etiketten kann der Kunde auf Anhieb den Farbton und die Deckkraft erkennen. Qualitätskontrollen sorgen für die hohe Güte in der Fabrikation. Bei der Produktion von Softgel (farbloser transparenter pastöser Überzug) beispielsweise wird die Masse bei einem langsamen Gießprozess per Augenschein kontrolliert. Zudem wird darauf geachtet, dass keine Pigmente den Herstellungsprozess verunreinigen. Der hohe Standard der Acryl- und Ölfarben zeigt sich in der feinen Pigmentierung. Die Pigmente werden fein gemahlen und durchlaufen mehrere Messerstufen. Bei der ersten Pigmentdispersion wird die Farbintensität sichtbar: Die in Flaschen angebotenen Liquid-Produkte (unverdünnt einsetzbare Farben mit leicht flüssiger Konsistenz) besitzen die gleiche Deckkraft wie die Tubenprodukte. Sie sind mit einem speziellen Medium verdünnt, das der Farbe eine ausgezeichnete Streichfähigkeit verleiht.

Um die Farbtonstabilität der einzelnen Produkte sicherzustellen, wird das Material regelmäßig unter entsprechendem Licht abgemustert. Jeder Farbton wird einer Metamerieprüfung unterzogen, das bedeutet einen Farbabgleich bei Tages- und Kunstlicht. Allein 16 Mitarbeiter sind an diesem Ort mit der Entwicklung der Produkte beschäftigt. 2007 bei „The Salon“ in Utrecht wurden die Slow-Drying Acrylics zum ersten Mal in Europa präsentiert – länger offenstehende Acrylfarben, die in der Kunst und im Handwerk Anwendung finden. Die lange Offenzeit hat Vorteile: Bei der Imitationsmalerei von Holz und Marmor z. B. hat man ähnliche Gestaltungsmöglichkeiten wie bei der Arbeit mit Ölfarben aber starke Geruchsbelastungen werden vermieden.

Im Dialog mit den Kunden

An die Entwicklungsabteilung von Golden wenden sich Handwerker, Künstler und Museen mit ihren Fragen und Wünschen. Das Unternehmen ist bestrebt, alles Mögliche zu tun, um zu einer machbaren Lösung zu gelangen. Hierzu wird im Labor der Herstellungsprozess exemplarisch durchlaufen. Aus Museen kommen häufig Fragen zur Farbtongleichheit bei Kunst- und Tageslicht. Künstler- und Handwerkeranfragen sind hingegen meist speziellerer Natur. Die Dekorationsmalerin Lucretia Moroni etwa wollte im großen Stil auf Glas mit Siebdruck arbeiten. Sie bat Golden um Hilfe, daraufhin wurde ein Material entwickelt, das den gegebenen Anforderungen entsprach. Ohne diese Forschungsprozesse wäre die Ausführung des Auftrags wahrscheinlich fraglich gewesen, ohne die Idee aber wäre das Produkt vielleicht noch nicht auf dem Markt. Im Sommer 2017 bringt Golden in den USA neue Produkte für den großflächigen Wandgestaltungsbereich auf den Markt – Glass Bead Textures (Glasperlentexturen), Krackeliermittel, Sandsteinstrukturen, Perlmuttfarben. Derzeit ist ein Vertrieb in Europa nicht geplant, aber eine solche Produktpalette wäre hier in den Malerfachgeschäften sicherlich interessant. Wissbegierige können sich im kommenden Jahr vom 3. bis zum 6. Mai in Leeuwarden bei „The Salon“ in den Niederlanden informieren. Man kann jetzt schon gespannt sein, was Golden auf seiner Reise in die Kulturhauptstadt 2018 dabei haben wird.


praxisplus

The Salon:

1996 trafen sich zum ersten Mal eine Handvoll Dekorationsmaler in Quimiac/Frankreich, um gemeinsam zu malen. Daraus entwickelte sich die Idee eines internationalen Treffens für Dekorationsmaler. „The Salon“ war geboren und findet seitdem jährlich in einem anderen Land statt und wird jeweils von einem der über 250 Mitglieder aus mittlerweile über 20 Ländern organisiert.

Die Teilnahme an „The Salon“ wird von einer Jury überwacht, sodass stets ein hoher Standard gewährleistet ist. Die Veranstaltung ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich und beinhaltet neben einer umfangreichen Ausstellung auch einen großen Bereich, in dem vor Ort Techniken live vorgeführt werden.

Ziel der Organisatoren ist der Erhalt und das Weiterführen dekorativer Wandgestaltungstechniken.

Weitere Informationen:

www.salonleeuwarden2018.com

www.goldenpaints.com

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