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Farbe und Architektur: Die Farbigkeit von Bauwerken

Teil 1: Farbigkeit von Bauwerken
Farbe und Architektur

Der Gestaltung von Bauwerken und damit von unserem Lebensumfeld kommt eine große Verantwortung zu. Eine wichtige Basis dafür bilden die Beziehungen der Farbe zur Form, zum Material und zum Licht. – Teil 1

Autor | Fotos: Prof. Klaus Friesch

Alle Dinge, die uns umgeben, sind farbig. Entweder aufgrund ihrer Materialeigenfarbigkeit oder weil wir sie farblich bearbeiten. Darin liegt das ambivalente Verhältnis zwischen Farbträger und Farbe begründet. Mittels Farbe verändern wir die Erscheinung von Gegenständen und dies hat wiederum große Auswirkungen auf die Wahrnehmung derselben.

Farbe und Architektur

Dies gilt vor allem auch für die Farbigkeit von Bauwerken. Sie sind mit die ältesten, von Menschenhand geschaffenen Objekte. Aufgrund ihrer Vielzahl, Langlebigkeit, der Größe der Objekte und der Vielfalt der Erscheinungen ist Architektur für uns alle stets gegenwärtig. Der Gestaltung von Bauwerken kommt daher eine hohe Verantwortung zu. Farbe als Außenoberfläche ist dabei das kurzlebigste Gestaltungselement. Ein Bauwerk erfährt so nicht nur bei der Errichtung eine Farbgebung durch den Architekten, sondern meist auch mehrmals bei Instandhaltungs- oder Instandsetzungsarbeiten von Personen, die an der Planung und Errichtung nicht beteiligt waren. Daher ist es notwendig, sich als Farbgestalter mit dem Farbträger Architektur auseinanderzusetzen.

Farbe und Architektur
Foto/Skizzen: Prof. Klaus Friesch

Farbe ist ein Gestaltungsmittel und steht in der Architektur in Beziehung zur Form, zum Material und zum Licht. Alle vier stehen in einem engen Wechselspiel zueinander. Sie lassen sich einzeln als Teilaspekte betrachten, aber im Sinne der Gestaltungspsychologie wirken sie immer zusammen und sind damit „als Ganzes mehr als die Summe ihrer Teile“. Dennoch lohnt es sich, diese Beziehungen zunächst einzeln zu betrachten.

Farbe und Architektur – Teil 2

Form – Material

Form kann sich nur durch Material verwirklichen, im Umkehrschluss bedingen Materialien Konstruktionsmethoden und führen zu typischen Formerscheinungen. Ein anschauliches Beispiel sind die in Deutschland noch weitverbreiteten Fachwerkbauten.

Form – Licht

Licht bringt Formen zur Geltung und in Verbindung mit Schattenwirkungen wird Räumlichkeit erlebbar. Formen wiederum ermöglichen durch Lenkung die Inszenierung von Licht. Das Pantheon in Rom mit seiner halbkugelförmigen Dachkonstruktion und runden Deckenöffnung bezieht daraus seine zeitlos-faszinierende Wirkung.

Form – Farbe

Mit Farben können Formen interpretiert werden. Dies kann zur Verdeutlichung der Form, aber auch zu deren Kaschierung/Tarnung verwendet werden. Farbe entscheidet stark über die Lesbarkeit von Formen. Andererseits benötigt Farbe als Anstrichstoff immer einen Farbträger. Die Arbeiten des Architekten Bruno Taut zu Beginn des 20. Jh. zwischen Tradition und Moderne haben dieses Verhältnis intensiv ausgelotet.

Material – Farbe

Jedes Material bringt eine typische Materialeigenfarbigkeit mit, die für Gestaltungen geschätzt wird und direkt zum Einsatz kommt. Umgekehrt ist Farbe immer Material. Lösemittel, Bindemittel und Pigmente – wir reden von Körperfarben. Die Pigmente als farbgebende Substanzen ermöglichten in der Entwicklungsgeschichte eine stete Verfeinerung der Kunst, mit Materialien umzugehen, diese zu verändern und die Palette der Farbmittel technisch zu erweitern und damit die Gestaltungsmöglichkeiten zu vergrößern. Das in der Grafik gezeigte Ziegelrot dient als Bezeichnung einer Farbnuance, gibt damit aber nur unvollständig die harmonische Fülle an Rotnuancen eines alten Scheunendachs wieder.

Material – Licht

Licht erfüllt Materialien mit Leben. Das Zusammenspiel von Absorption, Reflexion, Transmission, Refraktion und Remission als Verhaltensmöglichkeiten von Lichtwellen im Oberflächenbereich von (Bau-)Stoffen beschreibt nüchtern physikalisch die beeindruckende Vielfalt von Materialerscheinungen wie z. B. den faszinierenden Glanz von Metallen, den wir zum Beispiel mit der langen Tradition von Vergoldertechniken für die Architekturgestaltung erschlossen haben.

Farbe – Licht

Alle Farbwahrnehmung hängt am Licht. Farbliche Schönheit ist abhängig von der Qualität des Lichts, der Lichtfarben, und der Qualität der Körperfarben. Eine unifarbene, rötliche Putzoberfläche wird im Streiflicht zum Leben erweckt und zeigt an diesem Beispiel, dass das hier beschriebene Große aus Licht, Form, Material und Farbe sich auch immer im Kleinen einer einfachen Wandoberfläche wiederfindet.

Ausblick

Mit diesem ersten Teil startet eine Artikelserie, die das Auge für Architekturfarbigkeit sensibilisiert. Dabei soll kein Regelwerk entstehen. Die Serie liefert aus der Analyse der Gestaltungstraditionen heraus Anregungen für eine eigenständige Beschäftigung mit Grundfragen zur Farbigkeit von Bauwerken.

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