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Meister in Form und Farbe 2007

Aus- & Weiterbildung
Meister in Form und Farbe 2007

Bereits zum zehnten Mal fand Anfang des Jahres die Ausstellung „Meister in Form und Farbe“ statt. Und einmal mehr konnten die Besucher sich von dem gestalterischen Können junger Malermeisterinnen und -meister überzeugen.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Besonders interessant ist die Ausstellung selbstverständlich für die derzeitigen Meisterschülerinnen und -schüler, hoffen sie doch, die eine oder andere Anregung für ihre eigene Prüfungsarbeit mit nach Hause nehmen zu können. Wenn sich eine solch spezielle Ausstellung aber über zehn Jahre hält, dann lässt das vermuten, dass sie auch Beachtung von anderen Personen findet. Ein Besuch im Regierungspräsidium am Rondellplatz in Karlsruhe, wo die Ausstellung untergebracht ist, bestätigt dies. Ein älteres Pärchen wandert ebenso zwischen den Musterplatten umher wie eine junge Familie. Und ab und zu schnappt man dazwischen natürlich auch Fachsimpeleien auf. Den Wortfetzen und den Gesichtsausdrücken der Ausstellungsbesucher – egal, ob Laien oder Profis – ist immer wieder eines zu entnehmen: große Bewunderung für das, was die frisch gebackenen Meisterinnen und Meister da geschaffen haben.
Die Wand zum Wein
Redlich verdient hatte sich Michael Johannes Ochs (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart) eine Auszeichnung für seine herausragende Meisterprüfungsarbeit. Er hatte sich mit der Gestaltung einer Weinhandlung befasst. Dabei setzte er auf natürliche, aber edle Materialien, wie Tadelakt und Lehmputz. Doch nicht die Auswahl der Materialien, sondern vielmehr deren Verarbeitung, machten die Kreativität des jungen Malermeisters deutlich. So ragen aus der hellen Tadelakt-Oberfläche beispielsweise verschiedenfarbige Flaschenböden. Der Lehmputz in mehreren erdigen Rottönen, wurde bewusst uneben aufgespachtelt, um ein antikes Ambiente zu schaffen. Sprüche rund um das Thema Wein, die sowohl auf den Lehmputz als auch auf verwittert anmutende Holzbretter aufschabloniert wurden, geben der Arbeit den letzten Schliff und schaffen immer wieder die Verbindung zum Produkt, das in dem Ladengeschäft angeboten wird: den Wein.
Jubiläum als Anlass
Das 25-jährige Jubiläum des elterlichen Malerbetriebes nahm Simone Schönhöfer (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart) zum Anlass, den Ausstellungs- und Besprechungsraum der Firma neu zu gestalten. Für die Wandflächen entschied sie sich für eine „Jubiläums-Spachteltechnik“. Malerblatt-Lesern dürfte diese nicht ganz neu sein. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Malerblatts ließ die Redaktion nämlich eigens hierfür eine mehrfarbige Spachteltechnik entwickeln, in der immer wieder die Zahl 75 auftauchte (siehe Malerblatt 9/2005, S. 68). Simone Schönhöfer hatte die 75 gegen die 25 ausgetauscht und die Farben der Spachtelmassen etwas variiert. Die Jury würdigte Simone Schönhöfers Arbeit mit einer Auszeichnung.
Wie könnte ein Messestand für einen Terrarien- und Wüstenzoo aussehen? Mit dieser Frage hatte sich Gabriele Nufer (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart) befasst. Passend zum Lebensraum der Tiere wählte sie erdige Farbtöne für die Wandgestaltungen. Auch die eingesetzten Materialien hatten einen Bezug zu den Bewohnern des Zoos.
Die Blicke auf sich ziehen
So spannte die junge Malermeisterin etwa Schlangenhäute auf die Wandfläche auf oder stellte mithilfe derselben Gipsabdrücke her, die sie an der Wand befestigte. Für die großflächige Putztechnik, die die Terrarien umgibt, setzte sie ein Schellack-Sand-Gemisch selbst an, das sie mit den Händen strukturierte und nach dem Trocknen partiell lasierte. Ein Messestand für einen Terrarien- und Wüstenzoo könnte wohl kaum passender gestaltet werden. Dieser Meinung war auch die Jury und vergab dafür eine Auszeichnung.
Ebenfalls um die Gestaltung eines Messestands, nämlich den eines Speed- skater-Herstellers, kümmerte sich Arne-Eric Arnold (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart) und konnte dafür eine Auszeichnung entgegennehmen. Er entwickelte einen stilisierten Speedskater-Schuh als Logo, ausgeführt in Lacklasur auf Acrylglas. Die Konturen führte er in Schlagaluminium aus. Als Blickfang für den Messestand entschied er sich für die Silhouette eines Skaters, die er mit einem Effektlack überzog.
Wie lässt sich das Foyer einer Bank angemessen gestalten? Einen Vorschlag hierfür lieferte Daniel Haselberger (Badische Malerfachschule, Lahr) mit seiner Meisterprüfungsarbeit, für die er eine Auszeichnung erhielt.
Gäste willkommen heißen
Ein besonderer Blickfang im Eingangsbereich sollte nach Daniel Haselbergers Vorschlag der Aufzug sein, dessen Türen teils aus Glas, teils aus Metall gefertigt sind. Während auf den Glasflächen sandgestrahlte Münzausschnitte zu sehen sind, entschied er sich für die Metallteile für eine ganz besondere Lackierung: ein feinfädiges Spinnennetz in Schwarz-Weiß. Auch diese Technik hatte das Malerblatt seinen Lesern bereits vorgestellt (Malerblatt 11/2003, S. 50). Die Wandflächen, die den Aufzug umgeben, gestaltete Daniel Haselberger mit einer plastischen Pinselstruktur, die er in dezentem Grau beschichtete. Wie der Eingangsbereich eines Designmuseums gestaltet sein könnte, zeigte Andreas Melcher (Badische Malerfachschule, Lahr) in seiner von der Jury ausgezeichneten Meisterprüfung. Runde Öffnungen in der Wandfläche geben den Blick auf die Ausstellungsstücke frei. Der intensive pinkfarbene Hintergrund bringt diese zusammen mit der Beleuchtung voll zur Geltung. Für die Wandgestaltung, in die die Öffnungen eingelassen sind, hatte sich Andreas Melcher bewusst für eine zurückhaltende Farbigkeit entschieden. Die grob strukturierte Spachtelmasse wurde in Grautönen zunächst deckend gestrichen, anschließend patiniert.
Viel Sehenswertes
Nach Ägypten versetzt fühlte sich der Betrachter der Meisterprüfungsarbeit von Kerstin Ulmer (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart). Für die Wandflächen einer Shisha-Bar lieferte die Malermeisterin vielfältige Gestaltungsvorschläge, die in der Materialauswahl und der Farbigkeit harmonisch aufeinander abgestimmt waren. Einen durch sein Auftragsverfahren antik wirkenden Lehmputz bemalte Kerstin Ulmer mit einem Pharaonenauge; auf einen Streifen aus Sand, den die kreative Malerin mit Klebstoff und Haarspray (!) fixierte, schablonierte sie ägyptische Schriftzeichen. In einer Technik arbeitete Kerstin Ulmer getrocknete Gräser in einen Lehmputz ein, in einer anderen hob sie die Abdrücke der Pflanzen farbig hervor. Insgesamt hatte Kerstin Ulmer eine stimmige Arbeit mit umsetzbaren Wandtechniken geschaffen, die nach Meinung der Redaktion eine Auszeichnung durchaus verdient hätte.
Auch in den anderen Meisterprüfungsarbeiten, die keine Auszeichnung erhalten hatten, waren viele kreative Techniken zu entdecken. Mario Mühl (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart) zeigte mit einem Wandbild für die Empfangshalle einer Modeschule, dass man mit einer Spachteltechnik auch figürlich zeichnen kann. Für ein Wohnhaus im Bauhaus-Stil fertigte René Rérat (Badische Malerfachschule, Lahr) eine perfekte Betonimitation aus grau lasierter Gipsspachtelmasse. Jörg Schneider (Ferdinand Steinbeis-Schule, Ulm) hatte eine orientalische Wellness-Lounge kreiert. Ein Sandsteinimitat als Fenstereinfassung war dabei ein Blickfang. Sonja Dosch (Schule für Farbe und Gestaltung, Stuttgart) imitierte per Schwammstempeltechnik ein Mosaik für die Wandgestaltung eines Thermalbads. Einzelne Mosaiksteinchen legte sie kupferfarben an und setzte so partielle Glanzlichter.

Gestaltungswettbewerb
Meister in Form und Farbe ist ein Gestaltungswettbewerb mit Ausstellung und wird gemeinsam von den Meisterschulen Karlsruhe, Lahr, Mosbach, Reutlingen, Stuttgart und Ulm, dem Landeinnungsverband Baden-Württemberg und dem Regierungspräsidium Karlsruhe veranstaltet.
Der Gestaltungswettbewerb ist zweistufig und richtet sich jeweils an die Absolventinnen und Absolventen der Meisterprüfungen des Vorjahres. In der ersten Stufe wählen die Meisterschulen die Arbeiten für die Ausstellung aus. Eine landesweit zusammengesetzte Jury vergibt in einem weiteren Schritt Auszeichnungen.
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