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Pigment wird Farbe wird Stadt

Dass Farbe auch Kulturgut ist, vergisst man im Alltag nur zu leicht. Gut, wenn es immer wieder Anlässe gibt, die Dinge anders zu betrachten. Dazu drei Bücher und eine Ausstellung.
Pigment wird Farbe wird Stadt

Armin Scharf

Das Gewerbemuseum in Winterthur zeigt immer wieder höchst spannende Ausstellungen. Aktuell die bis 28. November verlängerte und überaus sehenswerte Schau „Farbe: Obsession und Spiel“ sowie die nicht minder bunte Ausstellung „Farbpigmente Farbstoffe Farbgeschichten“ (bis 2. Januar 2011).
Über Pigmente
Bisher war es nicht einfach, sich eingehend über Pigmente oder Farbstoffe zu informieren – mit dem Buch „Farbpigmente Farbstoffe Farbgeschichten“ ist das Vergangenheit. Die namensgleiche Schau im Gewerbemuseum begleitet das Buch, zeigt seinen aufwendigen Herstellungsprozess im 14-Farbdruck, die 317 manuell erstellten Farbmuster und die zugehörigen Pigmente in Reinform. Muster reiht sich an Muster, die Stefan Munt- wyler mehrfach lasiert hat, um die Dichte zu erreichen, die dem trockenen Pigment am nächsten kommt.
Das großformatige, 252 Seiten starke Buch zeigt Erdfarben, Mineralfarben, synthetische Pigmente, Farbstoffe. Kurze Texte, dazu die natürliche Quelle oder die chemische Strukturformel beschreiben jedes Pigment, dazu kommen elf ausführliche Geschichten, etwa zum legendären Ferrarirot oder zu den ersten Farben der Menschheit. Acht Kunstwerke von Giotto bis Polke werden pigmenttechnisch analysiert, ein umfangreiches Glossar rundet das empfehlenswerte Kompendium ab. Sieben Autoren, auch der deutsche Pigmentexperte Georg Kremer, zeigen die facettenreiche Welt der Pigmente. Und auch, dass Schwarz nicht Schwarz ist.
Farben kennen
Aus Pigmenten werden Farben. Im Buch „128 Farben“ mit seinen großflächigen, im Vierfarbendruck erstellten Mustern zeigt Autorin Katrin Trautwein, Leiterin von kt.Color in der Schweiz, Farben, die sich „auf die ältere Tradition der Ästhetik berufen“. Will heißen: Farben, die eine Geschichte haben und nicht nur per Zahlencode in einem systematisierten Farbraum schwirren. Und so erhalten die Farben plötzlich ein anderes Gesicht, werden substanzieller, greifbarer und vor allem einzigartig. Neben den wohlklingenden Namen wird jeder Farbe eine Quelle, eine Geschichte, Eigenschaften und Pigmentierungsdetails zugeordnet. Und – quasi als Tribut an die Moderne – die angenäherte Codierung im CMYK- und RGB-Farbraum. Auch für dieses, als Ringbuch aufgemachte Werk gilt: Es weist über die Farbe hinaus und unterstreicht deren kulturelle Funktion.
Stadt unter der Lupe
Und irgendwann dann kommt die Farbe in die Stadt, bzw. die Stadt zur Farbe. Genau dies zeigt das dritte Buch in der Reihe, das ebenfalls aus der Schweiz kommt. „Farbraum Stadt: Box ZRH“ ist eigentlich nur zu einem Drittel echtes Buch. Der Rest: Ein bunter Stadtplan und 96 Farbkarten. Hinter diesem Werk steht das Haus der Farbe in Zürich, das damit seinen Farbatlas der schweizerischen Metropole vervollständigt hat. 41.000 Gebäude wurden in den vergangenen Jahren erfasst, analysiert und im Stadtplan verankert. Die Farbkarten wiederum greifen einzelne Bauten detailliert heraus, stellen die jeweiligen Farbanteile quantitativ zu einer Gesamtsicht zusammen. So manches scheinbar unfarbige Haus zeigt sich dann polychrom. Im Buch findet sich derweil die Geschichte der Farbplanung im städtischen Kontext, die Idee der Farbbox und die Problematik bunter Bauten. Alles zusammen ist mehr als nur eine mit gestalterischer Leichtigkeit umgesetzte Dokumentation Züricher Verhältnisse.
Die Ausstellungen „Farbpigmente Farbstoffe Farbgeschichten“ (bis 2.1.2011) und „Farbe: Obsession und Spiel“ (bis 28.11.2010) sind im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen,
„Farbpigmente Farbstoffe Farbgeschichten“, herausgegeben von Stefan Muntwyler, Hanspeter Schneider, Gewerbemuseum Winterthur. Alataverlag, 2010. 252 Seiten, gebunden, 69 Euro.
„128 Farben“ von Katrin Trautwein. Birkhäuser-Verlag 2010. 296 ringgebundene Seiten mit 128 ganz- seitigen Farbmustern, 69,90 Euro.
„Farbraum Stadt: Box ZRH“, herausgegeben vom Haus der Farbe. Kontrast-Verlag 2010. Buch mit 224 Seiten, 96 Farbporträts, 1 Stadtplan, 86 Euro.
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