Als K.W. Jeter (Blade Runner) 1985 durch einen Leserbrief an das Science-Fiction-Magazin Locus den Begriff „Steampunk“ kreierte, konnte noch niemand ahnen, was sich daraus entwickeln würde. Erst 20 Jahre später griffen in den USA Heimwerker und Bastler – die sogenannten „Maker“ – die Idee auf. Sie begannen, im viktorianischen Stil moderne Geräte und Maschinen zu gestalten, bauten außergewöhnliche Fahrzeuge oder erstellten spannende Kostüme.
Steampunk nutzt die Ästhetik des viktorianischen Zeitalters und verbindet sie mit moderner Technik. Aus diesen Ideen hat sich eine bunte und vielfältige Bewegung entwickelt, die auch die Musik-, Film-, Mode- und Möbelindustrie begeistert. Wichtiger Bestandteil sind auch Kreativtechniken für die Innenraum.
Stilelemente des Steampunks
Steampunk stellt mehr dar als nur einen kuriosen Stil: Willkommen in der Welt der dampfenden Schiffe, ratternden Zahnräder und rostigen Nieten, wo das verrückte, überladene und geheimnisvolle des Steampunks zu finden ist. Oft sind Gegenstände im Steampunk-Stil nur wenig funktional, jedoch auf ihre eigene Art und Weise schön und geheimnisvoll. Außerdem werden hier gute Taten durch das Aufwerten alter Schätze oder durch Upcycling scheinbar wertloser und weggeworfener Materialien und Gegenstände vollbracht.
Das Faszinierende dabei ist, dass nur durch Aufbringen von Nieten, Zahnrädern oder sogar alten Rohrelementen oder Thermostaten ein neues völlig individuelles Stück entsteht. Im Malerhandwerk wird das Gestalten mithilfe von Kreativtechniken und Beschichtungen an Wänden, Möbeln und weiteren Geräten möglich. Auch ornamentale Verzierungen finden hierbei Gebrauch und vintageaussehende Metallic-Beschichtungen sind jedes Makers Traum.
Symbole
Wenn man darüber nachdenken würde, welches das Steampunk-Symbol schlechthin ist, wäre das Zahnrad das erste, was einem einfallen würde. Das Zahnrad vertritt die Symbolik der hochwertigen und funktionellen Handwerkskunst. Die besten und langlebigsten Uhren sind im Besitz eines mechanischen Uhrwerks.
Kreativtechnik: Lord Steven Rusty
Die erste hier vorgestellte Werktechnik Lord Steven Rusty wurde nach dem Vorbild eines veralteten, zerfallenden Fabrikuhrwerks entwickelt und beschäftigt sich viel mit Upcycling. Die Besonderheit hierbei sind die zweckentfremdeten Zahnräder, die sehr wohl auch als Wanddekoration fungieren können. Durch eine spezielle Rostoptik mit einer Echtrostfarbe wurden diese schönen und feingliedrigen Schmuckstücke zu etwas Neuem verarbeitet.
Teil 2 der Serie finden Sie hier:
Kontakt zur Schule:
www.farbegestaltung.de
Der Träger wird mithilfe einer Lammfellwalze mit einer speziellen Echtrostfarbe beschichtet, welche echte Metallbestandteile enthält.
Anschließend wird der Träger für eine bessere Deckkraft ein zweites Mal beschichtet.
Jetzt werden die Zahnräder mithilfe eines Montageklebers auf den Träger gesetzt. Sie können nach Belieben platziert werden.
Sobald das Klebematerial erhärtet ist, können die Zahnräder mit demselben Material beschichtet werden.
Zuletzt, nachdem der Anstrich getrocknet ist, wird eine spezielle Rostaktivator-Lösung gespritzt. Dies kann nach Bedarf erfolgen: Entweder werden einige Tropfen oder Läufer platziert oder die Fläche wird vollflächig besprüht.
Hier handelt es sich um echten Rost. Ein Überarbeiten der Kreativtechnik ist nur nach einem isolierenden Anstrich möglich, da die Korrosion sonst durchschlagen würde.
Foto: Caparol
Zur Person
Margarita Vulfert, 1993 in Russland geboren, wanderte mit zehn Jahren nach Deutschland aus und schloss ihre Schullaufbahn mit der mittleren Reife ab. Sie absolvierte die Ausbildung zur Malerin/ Lackiererin bei der Firma Knäpple GmbH in Sigmaringen und schloss diese mit einer Auszeichnung ab. Nach zweijähriger Tätigkeit als Maler/Lackierergesellin besuchte sie ab 2017 die Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart. Der Abschuss zur staatlich geprüften Gestalterin und Malermeisterin erfolgte ebenfalls mit einer Auszeichung. Zurzeit ist sie bei der Petruv Farb- und Raumgestaltung in Hettingen als staatlich geprüfte Gestalterin und Malermeisterin beschäftigt.
Im November erhielt sie den Dr. Murjahn-Förderpreis 2018.Die Jury begündete: „Gestalten mit Steampunk ist eine Neuheit im Malerhandwerk. Bisher ist dieser Begriff weitgehend unbekannt, geschweige denn, dass Oberflächentechniken diesem Genre Ausdruck verliehen. Margarita Vulfert entdeckte einen neuen Trend, der in sehr aufwendiger Weise in außergewöhnlichen Oberflächen umgesetzt wird. In ihrem Buch beschreibt sie detailliert, wie solche Gestaltungen mit unverwechselbarem Charakter gelingen. Alltägliche Gegenstände werden so zusammengefügt, dass eine futuristische, industrielle Optik entsteht. Margarita Vulfert leistete Pionierarbeit auf einem bisher unbekannten Terrain. Die damit verbundene Erweiterung gestalterischer Möglichkeiten bietet dem Malerhandwerk insgesamt neue Optionen, speziellen Kundenwünschen gerecht zu werden“. Für Margarita Vulfert hat der Dr. Murjahn-Förderpreis denn auch eine sehr große Bedeutung: „Ich habe noch nie etwas gewonnen. Der Förderpreis zeigt mir nun, dass es Menschen gibt, die meine Arbeit für besonders halten, was eine Bestätigung für die Richtigkeit meiner Berufswahl ist.“