Oberstes Ziel der Gründung war es, Ausbildungskapazitäten zu bündeln und sich in der Region besser zu vernetzen. Einer dieser fünf Malerbetriebe ist Farben Krista aus Frastanz nahe Dornbirn. Heike Seekamp ist in diesem Betrieb für die Ausbildung zuständig, koordiniert zudem den Verein der „Buntstifte“. „Der Mangel an Lehrlingen und die größer werdenden Lücken in der Ausbildung an sich, waren mit ausschlaggebend für die Gründung des Lehrlingsverbundes“, sagt Seekamp. Diese Lücken hätten auch damit zu tun, dass nicht jeder Betrieb jede Dienstleistung anbieten könne. Gerade in Vorarlberg gäbe es viele Spezialisten. Eine Handvoll hat sich unter dem Dach des Vereins zusammengefunden.
Die Experten
Die Fachgebiete sind so vielfältig, wie eben auch unser Handwerk ist: In Frastanz, bei Farben Krista, soll den Auszubildenden das Thema Putz vermittelt werden. Mit fetzcolor aus Alberschwende ist ein Malerbetrieb dabei, dessen Geschäftsführer Michael Fetz sich den Themen Restaurierung und Vergoldung verschrieben hat. Fetz war außerdem 2011 Trainer und österreichischer Juror bei den WorldSkills in England. Hannes Hagen von „Präzision Farbe“ aus Lustenau, belegte bei den WorldSkills 1993 in Taiwan den ersten Platz, erhielt sechs Mal in Folge das Sigel „Ausgezeichneter Lehrbetrieb“ vom Land Vorarlberg, im Jahr 2014 wurde er sogar zum „staatlich ausgezeichneten Ausbildungsbetrieb“ ernannt. Hagen bereitet mit den Jugendlichen die Lackplatte für deren Abschlussprüfung (LAP) vor. Markus Hagspiel, Malermeister aus Rankweil, lehrt den Auszubildenden das Tapezieren inklusive der richtigen Untergrundvorbereitung. Manfred Klocker vom gleichnamige Malermeisterbetrieb in Dornbirn, kümmert sich um die theoretischen Anforderungen der Abschlussprüfung.
Workshops
Fünfmal jährlich gibt es bislang die eintägigen Workshops, in denen die Lehrlinge aller genannten Betriebe zusammenkommen. Dabei werden Grundlagen in jeweils einem der vorgestellten Themengebiete vermittelt. „Die Workshops haben unter anderem das Ziel, den Jugendlichen die Angst vor den Prüfungen zu nehmen“, so Seekamp. Angedacht ist außerdem, dass die Lehrlinge auch über einen längeren Zeitraum in einem anderen Betrieb hospitieren. Dies ist selbstverständlich frei von Zwang, kein Jugendlicher muss gegen seinen Willen in einen anderen Malerbetrieb.
Sämtliche Unternehmen sind im Umkreis von etwa 20 Kilometern erreichbar. Probleme in Sachen Mobilität sollten also ausgeschlossen sein. Allein an Mut scheint es den Jugendlichen bislang zu fehlen: Noch ist der Wunsch nach einem Reinschnuppern bei einem anderen Betrieb nicht sonderlich ausgeprägt.
Ehrgeizige Ziele
Wunsch des Verbundes war es, bei jedem Landeswettbewerb einen Lehrling der Buntstifte auf dem Siegertreppchen zu haben. Dies ist seit Gründung des Vereins vor fünf Jahren auch durchgehend gelungen. „Auch die Durchfallquote bei der Abschlussprüfung liegt bei Buntstift-Lehrlingen deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt“, freut sich Alexander Krista, Geschäftsführer von Farben Krista. Nicht nur für die Auszubildenden hat der Verein Vorteile, auch für die unter dem „Buntstifte-Dach“ beteiligten Firmen ergeben sich Chancen: „Der Konkurrenzgedanke ist komplett weggefallen, die Chefs der jeweiligen Betriebe sprechen sich untereinander ab, die Lehrlinge helfen sich gegenseitig“, so Krista. Zudem gebe es unter den beteiligten Betrieben eine Art Gentlemans-Agreement: man werbe sich gegenseitig keine Azubis ab. Eine positive Mundpropaganda helfe zudem: Schnell habe sich herumgesprochen, wie gut die Ausbildung in diesem Lehrlingsverbund funktioniere. Das strahlt auch auf die beteiligten Unternehmen ab.
Da die Ausbildung in Österreich finanziell vom Staat gefördert wird, bleibt dem Verein ein Budget für einen Ausflug mit Übernachtung. Der letzte fand im Herbst 2018 statt. Dieser wird von allen Beteiligten als großer Erfolg bewertet: Alexander Krista und Heike Seekamp beeindruckte besonders das Miteinander der Gruppe.
Weitere Informationen:
www.buntstift.info
PraxisPlus
Wer Interesse hat, ähnliches wie die Buntstifte auf die Beine zu stellen,
sei es in Deutschland oder Österreich, der kann sich an Heike Seekamp wenden. Sie gibt gerne Hilfestellung bei der Bildung eines solchen Zusammenschlusses.
Der Konkurrenzgedanken
ist komplett weggefallen,
die Chefs der jeweiligen
Betriebe sprechen sich
untereinander ab, die Lehrlinge helfen sich gegenseitig