Der Kundenauftrag ist eine Wandgestaltung mit experimenteller Kalligrafie in einem Wohnzimmer. Mein Entwurf bietet für die Umsetzung zwar viele Anhaltspunkte, aber eine hundertprozentige Gleichheit kann und will ich bei einer experimentellen Gestaltung nicht erzielen.
Der erste Schritt ist die Herstellung der großen Schriftvorlagen. Die Schriftart habe ich im Internet ausgewählt und spiegelverkehrt in der richtigen Größe ausgedruckt. Um hier eine eigene Note einzubringen, wurden einzelne Elemente an den Buchstaben ergänzt. Grundsätzlich arbeitet man von hinten nach vorne. Das heißt, zuerst entsteht der farbige Hintergrund. Darauf malt und schreibt man die experimentellen kalligrafischen Details.
Experimentelle Kalligrafie: Die Dimensionen übertragen
Um die Größendimensionen auf die Wand übertragen zu können, zeichne ich mir ein Raster über den Entwurf. Zum Anzeichnen von Linien und für Vorzeichnungen arbeite ich mit weichen Bleistiften und wenig Druck. Je weniger Graphit auf der Wand ist, desto leichter ist später das Entfernen. Außerdem besteht bei dicken Bleistiftlinien die Gefahr, dass sie sich mit der Feuchtigkeit lasierender Farben verstärken.
Experimentelle Kalligrafie: Spontan arbeiten
Zur Vorbereitung der Ausführung der Texte habe ich diese im Maßstab 1:1 auf Papierstreifen vorgeschrieben und an die Wand gehängt. So lassen sich Fehler vermeiden und Ergebnisse besser abschätzen. Schleicht sich durch das spontane Arbeiten bei einer experimentellen Kallegrafie doch ein Fehler ein, kann dieser auf einfarbigen, deckend gestrichenen Untergründen im Wandfarbton „übertupft“ werden. Besteht der Hintergrund aus mehrschichtigen Lasuren, muss der Farbton nachgemischt und nur der Fehler retuschiert werden. Oft bietet sich auch eine kreative Fehlerbehebung an. Man kann bspw. vergessene Buchstaben in Zwischenräume einfügen oder – wenn möglich – als Ligatur mit dem vorherigen oder nachfolgenden Buchstaben verbinden.
Um einen einheitlichen Hintergrund zu schaffen, wird die Wand mit Glattvlies tapeziert und mit weißer Dispersionsfarbe gestrichen.
Jetzt werden die Feinheiten gesetzt: hier beispielsweise einen weißen Schriftzug auf schwarzem Untergrund.
Zum Abschluss sind weiteren Details keine Grenzen gesetzt. So lasse ich „Läufer“ von oben nach unten entstehen.
Während der Arbeit bin ich immer wieder einen Schritt zurückgetreten: So bekommt man noch zusätzliche Gestaltungsideen.
Die Wand wird ausgemessen und das Grundraster, das im Entwurf eingezeichnet ist, wird auf die Wand übertragen.
Damit scharfe Kanten entstehen, wird das vorgezeichnete Grundraster mit Klebeband abgeklebt. Wichtig: Das Klebeband ohne Wellen anbringen.
Nach dem Abkleben der ersten Grundraster werden die entstandenen Felder mit roter Farbe zwei- mal gestrichen.
Nachdem der erste Anstrich trocken ist, werden die Felder für die schwarzen Elemente abgeklebt und ebenfalls zweimal gestrichen.
Die vorgezeichneten Schablonen auf Transparentpapier werden auf die Wand gelegt, nachgezeichnet und so übertragen.
Durch das Nachzeichnen bleiben sichtbare Linien stehen. Die Buchstaben habe ich mit einem Plattpinsel gezeichnet.
Für die experimentelle Kalligrafiearbeit habe ich einen einfachen Korrekturstift verwendet. Hier lautet das Motto: Einfach drauflos schreiben.
Um mehr Dynamik zu erzeugen, habe ich stellenweise die weiße Schrift mit einem dickeren Marker nachgezogen.