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Vom Schild bis zur Krone

Aus- & Weiterbildung
Vom Schild bis zur Krone

Wappen entwickelten sich aus den Kampf- und Schutz-schilden, mit denen ab Mitte des 12. Jahrhunderts die Ritter ihre Herkunft demonstrierten. Bei ihrer Restaurierung muss auf eine originalgetreue Wiedergabe geachtet werden.

Wolfgang Conrad

Der Ursprung der Wappen ist im hohen Mittelalter zu finden. In der Mitte des 12. Jahrhunderts begannen die Ritter, auf ihren Kampf- und Schutzschilden bestimmte Zeichen anzubringen, um ihre Herkunft zu demonstrieren. Der so markierte Wappenschild kennzeichnete ursprünglich nur die Einzelperson, er wurde dann aber erblich und stand für die ganze Familie.
Wappen wurden überall dort angebracht, wo Befugnisse, Ansprüche und Repräsentation bekundet werden sollten. Aus dem einfachen Wappenschild entwickelten sich die Wappen mit dem Schild als Hauptteil, dem Helm mit der Helmdecke, der Helmkrone und der Helmzier. Die dargestellten Helmdecken entsprachen dem Tuchstück, welches den Helm und einen Teil der Rüstung bedeckte, um die Sonneneinstrahlung auf die metallenen Harnische zu mildern. Als Helmzier bezeichnet man die an den Wappenhelmen angebrachten Kennzeichen in Form von Hörnern, Flügeln, Federn oder Wiederholungen der Wappenschildsymbole.
Im Laufe der Zeit bekam das Wappenwesen eine große Bedeutung und es entwickelte sich eine regelrechte Wappenkunst. An den einzelnen Fürstenhöfen wurden Spezialisten für Wappenkunst und Wappenlehre angestellt, die sogenannten Herolde. Diese Beamten überwachten die Einhaltung der heraldischen Regeln; nach ihnen nennt man heute noch diese historische Hilfswissenschaft als Disziplin der Geschichtswissenschaft.
Nicht nur dem Adel
In der Anfangszeit war das Wappen nur dem Adel vorbehalten, im weiteren Geschichtsverlauf verlor der Adel jedoch dieses Privileg. Auch Bürger, Innungen, Städte, Gemeinden und Länder führten Wappen ein. Stadtwappen entstanden in der Regel durch Übernahme des in den Stadtsiegeln enthaltenen Siegelbildes. Gemeine Figuren sind Wappentiere, Pflanzen, Bauwerke oder Gegenstände.
Dem Stadtwappen wurde gegenüber dem Siegel eine größere Bedeutung zuerkannt, denn es repräsentierte die Stadt in allen öffentlichen gesellschaftlichen Belangen. Heute besitzt es schon wegen seines hohen Alters einen besonderen Wert und wird allgemein als ein Stück kulturelles Erbe geschätzt sowie als Symbol der Heimatverbundenheit gepflegt.
Es sind auch historische Wappenveränderungen belegbar: Seit dem 14. Jahrhundert zeigte das „redende Wappen“ von München auf den Flaggen der Stadt den Namensgeber, einen Mönch mit golden bordierter schwarzer Kutte. Im 15. Jahrhundert soll der Mönch schon kindliche Züge angenommen haben, verstärkt bis zum 19. Jahrhundert hat sich die Verniedlichung bis zum heute bekannten „Münchner Kindl“ fortgesetzt.
In der DDR wurden Wappen nicht mehr als rechtskräftige Hoheitszeichen oder amtliche Symbole anerkannt. Viele wurden entsprechend dem Geist der Zeit einfach verändert. Brandenburgs Stadtväter ließen schon 1950 die markgräflichen Insignien fallen, dafür kamen rauchende Fabrikschornsteine zum Einsatz. In Nerchau passte die alte gotische Stadtkirche nicht mehr, eine neu errichtete Eisenoxidfabrik wurde neues Stadtsymbol.
Doch Wappen und Wappensymbolik sind auch heute noch ein hohes Kulturgut und ihre Verwendung reicht bis zu den heutigen „Turnierkämpfen“, dem Fußball, mit den zweifarbigen Trikots der Spielermannschaften, deren Gestaltung dem Stadtwappen entlehnt ist. So spielt Borussia Dortmund in schwarz-gelb wegen des rechtsblickenden schwarzen Adlers auf goldenem Grund im Stadtwappen.
Aber Wappen sind und bleiben geschützte Hoheitszeichen, die auch nicht für andere Zwecke umfunktioniert werden dürfen: So bestand die Stadt München im März 2015 darauf, dass ihr Münchner Kindl, von einer Design-Agentur mit Kreuz, Halbmond, Davidstern, Dharma Rad und Om-Zeichen ausgestattet, nicht weiter für eine „Open Kindl“-Kampagne verwendet werden durfte.
Die Gestaltung
Damit die Schildsymbole eine schnell erkennbare Fernwirkung aufweisen, wird ein Farbkontrast mit Signalwirkung durch kräftige, ungebrochene und leuchtende Farben in Kombination mit den Reinmetallen Gold und Silber erzielt. Die Heraldik beschränkt sich auf vier Grundtöne, die mit echten Farbpigmenten herstellbar sind: Rot, Blau, Grün und Schwarz im Wechsel mit Gold und Silber. Entweder als einfache Schildgestaltungen durch geometrische Aufteilungen der Schildfläche in mindestens zwei verschiedenfarbige Felder und/oder unter Verwendung von gemeinen Figuren wie Wappentieren, Pflanzen, Bauwerken oder Gegenständen.
Noch genauer sind die zu verwendenden farbgebenden Pigmente festgelegt:
  • Rot: reines Zinnober (kein Orange, kein Karminrot)
  • Blau: Kobaltblau oder Ultramarinblau
  • Grün: Zinnobergrün oder Schweinfurter Grün
  • Schwarz: Elfenbeinschwarz
  • Purpurrot: für Kronen, Fürstenhüte, Futter der Helme
  • Blaugrau: für Helme und Rüstungen
Weiterhin gilt: In der Helmzier und in den Helmdecken wiederholen sich in der Regel die Hauptfarben des Schildes. Die Helmdecken zeigen außen die Farbe und innen das Metall. Die Metallsektionen werden oft nur mit gelben oder weißen Farbaufstrichen gestaltet. Bei dreidimensionalen bildplastischen Darstellungen wird die plastische Wirkung durch Aufhellen und Schattieren realisiert.
Bei verblassten oder unklaren Farbgestaltungen muss als Erstes eine Recherche in Wappenbüchern durchgeführt werden. Das umfangreichste Nachschlagewerk, der Siebmacher, ursprünglich von Johann Siebmacher begonnen und von weiteren Autoren fortgeführt, enthält in 119 Bänden ca. 130.000 Wappendarstellungen und Erklärungen. Die Wappen sind hier zeichnerisch dargestellt und in markigen Textbeschreibungen eindeutig charakterisiert. Es kann in der Regel bei den Landesämtern für Denkmalpflege eingesehen werden.
Voraussetzung für eine lange Haltbarkeit der heraldischen Farb- und Dekorgestaltung ist die Applikation eines kompletten Beschichtungssystems für die entsprechende Metallart.
Anstrichtechnik
Auf Kupfer- oder Zinkoberflächen werden Haftgrundierung, Zwischenanstrich und die Wappenfarben in guten Lackqualitäten aufgetragen, eine eiserne Oberfläche, wie im Abbildungsbeispiel die gusseisernen Schilde, benötigen insgesamt vier Anstriche. Die Farbschichtungen werden bei den zu vergoldenden Stellen mit einem Gelblack im Farbton Goldgelb abgeschlossen, für die zu versilbernden Teilflächen mit einem guten Weißlack. Als Blattmetalle kommen im Außenbereich Naturgold von 23,5 bis 24 Karat und das sogenannte „Bildhauersilber“, eine wetterbeständige Aluminium-Magnesiumlegierung zur Anwendung.
Für Wappensymbole im Innenraum kann auch die kostengünstigere Anwendung von Schlagmetall (Messing) eingesetzt werden und reines Blattsilber mit nachfolgend vergilbungsfreiem Klarlack als Anlauf- und Oxidationsschutz.
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