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Azulejos: Fassadenfliesen als Inspiration für Malertechniken

Inspiration für eine Abschlussarbeit zur Gestalterin
Vorbild Fassadenfliese

Eine Klassenfahrt nach Lissabon inspirierte Franziska Erhard für das Thema ihrer Abschlussarbeit zur staatlich geprüften Gestalterin an der Fachschule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart. Sie erzählt uns die Geschichte, der traditionellen Azulejos-Keramikfliesen, welche typisch für die Fassadengestaltung in Portugal sinds.

Autorin: Franziska Erhard | Fotos: Carolin Häfner

Soweit das Auge reicht ist man von Fliesen in den unterschiedlichsten leuchtenden Blau-, Grün-, und Rottönen umgeben. Portugal ist bekannt für seine farbenfrohen Azulejos-Keramikfliesenan Fassaden, auf Fußböden in den einheimischen Cafés oder für die individuellen Verzierungen der Kirchen.

Die Geschichte der Azulejos reicht weit in die Vergangenheit zurück. Vorbilder waren Fliesen spanisch-maurischer Herkunft. Diese sind während der arabischen Besetzung der iberischen Halbinsel entstanden. Diese leicht reliefierten, mehrfarbigen Fliesen schmückten zunächst die Innenräume von Kirchen und Palästen, gegen später dann auch die Außenseiten der Gebäude. Hier schützen sie durch die Wetterfestigkeit auch vor Erosion.

Verschiedenen Techniken

Es gibt unterschiedliche Techniken mit denen man Azulejos herstellen kann. Mitte des 16. Jahrhunderts entstand die Majolika – bzw. die Fayence-Technik. Diese importierte Technik aus der italienischen Renaissance-Zeit ermöglichte es, dass man direkt auf einer Oberfläche mit weißer Zinnglasur bildhafte Darstellungen malen konnte, sodass diese Azulejos kunstvolle Gemälde aufwiesen.

Im 17. Jahrhundert durchlebte Portugal eine wirtschaftliche Krise. Meister wurden durch Kunsthandwerker ersetzt, da sich das Land keine teuren Handwerker leisten konnte. Diese schufen dann eine nüchterne künstlerische Form. Diese Form war eine ornamentale Tradition, bei der naive Fliesenbilder mit einer Dekorkante eingefasst wurden. Ende des 17. Jahrhunderts kam es wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes. So erfuhr der Adel eine neue Ära des Wohlstands. Eine intensive Bautätigkeit setzte ein. Jetzt wurden auch die Außenwände ganzer Häuser mit Azulejos verkleidet.

Auffällig sind die bunten Farben mit denen gearbeitet wird, wobei Blau überwiegt. Zuerst verwendeten holländische Kunsthandwerker das Blau, um der Vorliebe der Epoche für chinesisches Porzellan gerecht zu werden. Die Portugiesen verbreiteten die Farbe dann in ganz Europa.

Barocke Azulejos

Während der Herrschaft von König Joaõ V. von 1706 bis 1750 entstanden die barocken Azulejos. Der Überfluss während dieser Epoche wurde durch das Gold und die Diamanten aus Brasilien finanziert. Zum ersten Mal durften wieder portugiesische Meister die Azulejos bearbeiten und für die Kirche und Adel bestimmte Fliesenbilder gestalten und ausführen. Es entstanden die Glasurtechniken, die ihren Ursprung im persischen Raum haben. Die Technik der Herstellung wurde von einheimischen Handwerkern übernommen und weiterentwickelt.

Heutzutage ist Portugal Hauptproduzent der blauen Fliese. Historische Formen erkennt man an drei fingernagelgroßen Abplatzungen der Glasur. Diese sind auf das Abschlagen von kleinen Keramikdreifüßchen zurückzuführen, die beim Brennvorgang die Kacheln getrennt hielten. Später, so etwa ab dem 16. Jahrhundert, wurden die Einzelfliesen in quadratischen Halterungen aus Ton gebrannt. Sie wurden übereinandergestapelt und konnten mehrmals wiederverwendet werden. Das war zu damaligen Zeit eine wahre Revolution der Herstellung.

Handwerkliche Herstellung der Azulejos

Kachelmosaike zählen zu den frühen Formen von Wanddekorationen in Nordafrika und auf der Iberischen Halbinsel. Die Fliesen wurden lediglich einfarbig gebrannt; anschließend wurden die abstrakt-geometrischen in zurecht geschnittenen Teilstücken zusammengesetzt. Derartige Motive stammen meist aus der maurischen Kunst. Um die enorm hohen Handwerkerkosten zu reduzieren wurde diese Machart schon im 11. Jahrhundert durch die Cuerda-Seca-Technik abgelöst. Bei dieser Technik wurden gefettete Schnüre in eingeritzte Vertiefungen gelegt und so die Farbglasuren beim Brennvorgang getrennt gehalten. Die Wandfliesen konnten somit als Ganzes versetzt werden. Im 14. Jahrhundert kamen bei kalligrafischen Schriftbändern auch Techniken des Ritzens und Auskratzens vor und im 16. Jahrhundert stießen die alten Handwerkskünste der Keramikbrenner auf die neuen europäischen Majolika-Techniken.

Die vielfältig in Lissabon anzutreffenden Azulejos bauen häufig auf einem Zusammenspiel von geometrischen und naturalistischen Formen auf. Es gibt aber auch Fliesen, auf denen nur florale Abbildungen oder nur geometrische Formen zu sehen sind. Dies variiert, da es bei der Gestaltung der Fliese keine Richtlinie gab und gibt. Fassaden sind meist nur mit einem Motiv bestückt, welches sich auf jeder Fliese wiederholt.

Für meine Gestalterarbeit habe ich die unterschiedlichen Formen und Raster interpretiert und selber Ornamente entwickelt. Die zuerst theoretisch erstellten Entwürfe wurden dann in die Praxis übertragen. Beispiele für die Umsetzung mit Kreativtechniken des Malerhandwerks zeige ich im nächsten Teil des Beitrags.

 

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