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„Im Handwerk wirst du immer gebraucht werden.“

Brillux Nachwuchsinitiative
„Im Handwerk wirst du immer gebraucht werden.“

Als passionierter Graffitimaler hat Rapper Samy Deluxe ein großes Herz fürs Maler- und Stuckateurhandwerk – und setzt sich auch deshalb für die Brillux Nachwuchsinitiative „Deine Zukunft ist bunt“ ein. Sechs Hamburger Auszubildenden gab der Künstler nun die Möglichkeit, in seinen eigenen vier Wänden zu zeigen, was sie können. Was Samy Deluxe dabei von den jungen Talenten gelernt hat, worum er sie in ihrem Beruf beneidet und welche Parallelen er von seinem Schaffen zur Brillux Nachwuchsinitiative zieht, verrät er in diesem Interview.

Samy, eine Woche lang konntest du angehenden Maler/-innen und Lackierer/-innen dabei zusehen, wie sie deiner „KunstWerkStadt“ mit Farbe innen und außen einen völlig neuen Look verpasst haben – was nimmst du mit aus dieser Zeit?

Ich habe auf jeden Fall gelernt, wie wertvoll sorgfältige Vorarbeit ist. Das fand ich total inspirierend, denn beim Graffitimalen war ich da bisher extrem weniger filigran (lacht). Da tüncht man halt die Wand mit irgendeiner Farbe über und kann dabei herumsauen, wie man will. Bei den Jungs und Mädels habe ich aber gesehen: Die sind erst mal zwei, drei Stunden nur mit Abkleben und Auslegen beschäftigt – beim Malen sind die dann aber superschnell! Ich habe mir diese Zeit bisher nie genommen – hatte dafür aber Nachhinein nur doppelt so viel Arbeit.

Du sagst öfter, du seist ein Fan von handwerklichem Können. Was fasziniert dich daran?

Können ist einfach tausendmal wertvoller als Haben. Du hast Geld? Okay, morgen vielleicht schon nicht mehr. Geld kann dir jederzeit weggenommen werden. Aber Handwerker-Skills kann dir niemand nehmen! Davor habe ich krasse Ehrfurcht. Was mir außerdem imponiert, ist die Einstellung zum Leben, die sich viele Handwerker über die Jahre aneignen: Du bist jeden Tag auf der Baustelle und weißt genau, wahrscheinlich wird irgendwas schiefgehen – aber das ist okay. Weil man weiß: Ich finde dann eben eine kreative Lösung. Und abends gehe ich zufrieden nach Hause.

Schon 2009 hast du in deinem Song „Musik, um durch den Tag zu kommen“, die Relevanz „konventioneller“ Berufe betont. Warum war dir das wichtig?

Damals ging der Casting-Show-Hype richtig durch die Decke, und ich hatte das Gefühl, immer mehr junge Menschen glauben, ein „normaler“ Beruf reicht nicht mehr, um glücklich zu werden im Leben. Jeder muss ein Star sein – darunter geht es nicht.

Ein Thema, das durch Social Media noch Fahrt aufgenommen hat …

Total. Das ist über die Jahre noch krasser geworden. Heute kann praktisch jeder über Nacht zum Superstar werden. Da reicht manchmal schon gutes Aussehen. Deswegen bin ich so gern unter Handwerkern. Ich sehe das Talent und denke: Geil, in dem, was du da machst, wirst du immer gut sein. Und immer gebraucht werden. Das stelle ich mir total beruhigend vor.

Du selbst bist ein Superstar. Ist das nicht auch beruhigend?

Wahrscheinlich denken viele Handwerker, dass mein Leben viel geiler ist, weil ich als öffentliche Person im vermeintlich cooleren Metier unterwegs bin. Ganz ehrlich: Ich empfinde das Gegenteil. Ich kenne viele Menschen aus der Show-Branche, etliche berühmte Leute – und viele macht der permanente Druck der Öffentlichkeit total unglücklich. Auch deswegen finde ich es so wichtig zu erkennen: Gerade die „normalen“ Jobs, etwa im Handwerk, haben viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Sie sind es, die die Gesellschaft zusammenhalten. Corona hat das doch noch klar gezeigt.

Wie meinst du das?

Leute, die vor der Pandemie total wichtig und angesehen waren, interessieren plötzlich niemanden mehr. Im Lockdown braucht keiner irgendeinen Influencer in geilen gesponsorten Klamotten, der sich bei hippen Events selbst fotografiert. Aber jeder braucht Handwerker. Weil die wirklich systemrelevant sind. Wir brauchen immer Leute, die gelernt haben, wie man Häuser baut, Dinge repariert oder Fassaden saniert. Mein Wunsch ist, dass junge Menschen das wieder mehr erkennen.

Aktuell haben allerdings viele Maler- und Stuckateurbetriebe große Probleme bei der Nachwuchsgewinnung. Was kann die Branche tun?

Ich glaube, da wird schon sehr viel richtig gemacht. Dass Betriebe oder das Handwerk allgemein nicht das Ansehen haben, das sie verdienen, ist eher ein gesamtgesellschaftliches Problem, wie ich es schon kurz angerissen habe. Umso wichtiger finde ich Initiativen wie „Deine Zukunft ist bunt“, die es als ihre Hauptaufgabe verstehen, das Image dieser Branche wieder ins richtige Licht zu rücken. Hier geht es nicht um irgendeine Promo-Aktion für Brillux, sondern ums große Ganze. Der Brillux Messestand auf der „Farbe, Ausbau & Fassade 2019“ hat das gut gezeigt.

Du warst damals als Gast vor Ort. Der Stand war komplett auf die Nachwuchsgewinnung und -förderung im Maler-/Stuckateurhandwerk gemünzt.

Genau. Da waren Betriebsinhaber, die haben klar gesagt, dass sie total von der Nachwuchsinitiative profitieren – obwohl sie nicht einmal Brillux Kunden sind. Das hat mir gefallen, weil ich hier Parallelen zu meiner Arbeit sehe: Alles, was ich mache, mache ich nicht nur, damit sich meine Musik verkauft oder meine Konzerte noch besser besucht werden; ich mache das für die Hiphop-Kultur, an die ich extrem glaube. An die Werte, mit denen ich aufgewachsen bin. Die möchte ich unbedingt weitergeben. Und dieses Ziel sehe ich auch bei „Deine Zukunft ist bunt“.

Samy, Hand aufs Herz: Bei deiner großen Sympathie fürs Maler- und Stuckateurhandwerk – wann wechselst du von der Bühne aufs Malergerüst?

Der Arbeitstag der Damen und Herren startet mir definitiv zu früh (lacht). Im Ernst: Eine klassische Ausbildung kam für mich nie wirklich infrage, ich war von Beginn an auf meinem Künstlerweg. Aber projektbezogen will ich mir unbedingt noch einige handwerkliche Skills draufschaffen.

 

PraxisPlus

Deine Zukunft ist bunt

Die Kooperation mit Samy Deluxe ist eine von vielen Maßnahmen der Nachwuchsinitiative „Deine Zukunft ist bunt“. Mit dieser Initiative setzt sich Brillux seit Jahren gemeinsam mit dem Handwerk dafür ein, junge Menschen für eine Ausbildung als Maler/-in und Lackierer/-in bzw. Stuckateur/-in zu begeistern.

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