Startseite » Betrieb & Markt »

Abseits des Mainstreams: Malermeisterin Eva-Maria Knoth

Malermeisterin gestaltet mit ihrem Team Räume zu besonderen Hinguckern
Abseits des Mainstreams

Fantasievoll und unkonventionell gestaltet Malermeisterin Eva-Maria Knoth mit ihrem Team Räume zu besonderen Hinguckern. Die Malerblatt-Redaktion war zu Besuch bei einem außergewöhnlichen Malerbetrieb.

Carola Neydenbock

Gut gelaunt empfängt uns Eva-Maria Knoth am Eingangstor ihres Malerbetriebes. Die Farbwerkstatt, so der Name, befindet sich im ehemaligen Weingut Knoblauch in der Bad Kreuznacher Bleichstraße. Das Vorderhaus hat die Malermeisterin zu Büro-, Arbeits- und Ausstellungsräumen umfunktioniert. Das hintere Kelterhaus dient als Atelier und Werkstatt. Gekonnt inszeniert, präsentiert Knoth in den vorderen Räumen außergewöhnliche Tapeten, ausgesuchte Farbpaletten sowie stilvolle Bodenbeläge. Mit ihrem Team, das vorwiegend aus Frauen besteht, verwandelt sie Räume mithilfe von Farb- und Materialkonzepten in wahre Schmuckstücke.
Nach der Ausbildung zur Maler- und Lackiererin, absolvierte Eva-Maria Knoth an der Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart ihre Meisterprüfung. 2004, im Jahr der Betriebsgründung, begann sie ihr Studium der Innenarchitektur an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden, das sie 2010 mit dem Diplom abschloss. 2006 stellte die mehrfach, auch international ausgezeichnete Gestalterin den ersten Gesellen und ihre erste Auszubildende ein. „Am Anfang hatte ich meine Werkstatt im auf vier mal vier Meter großem Fasskeller meines Vaters. Sukzessive entwickelte sich der Betrieb weiter − ein bisschen wie Hewlett Packard aus der Garage raus“, lacht Knoth. Die Garagenzeiten sind vorbei. Seit 2010 befindet sich der Betrieb in dem alten Gründerzeitbau im Pariser Viertel. Wir sprachen mit Eva-Maria Knoth über die Besonderheiten als Malermeisterin in der Männerdomäne Handwerk, die Problematik der Nachwuchssuche und ihre liebsten Projekte.
Frau Knoth, warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Eva-Maria Knoth: Eigentlich aus einer Notlage, einem Zufall heraus. Ich hatte die klassische Schullaufbahn auf dem Gymnasium abgebrochen, Orientierungslosigkeit, jugendliche Rebellion, das ganze Programm. Als ich mich dann wieder gefangen hatte und auch wieder klar denken konnte, haben meine Eltern und ich eine klassische Lehrstelle für mich gesucht. Ich bewarb mich bei einem Goldschmied, einem Innenausstatter und einem Maler. Dieser lud mich direkt zu einem Praktikum ein und ich bin einfach dort geblieben.
Fühlten Sie sich in Ihrer Anfangszeit als Malermeisterin als Außenseiterin? Und hat sich das Bild im Laufe der Zeit gewandelt?
Ich habe mich nie als Außenseiterin gefühlt, eher als Exotin. Das mochte ich. Die Person von der ich in meiner Lehre am meisten gelernt habe, ist auch eine Frau, eine Malergesellin.
Das Bild hat sich auf jeden Fall gewandelt. Heute werde ich eher selten verwundert angesprochen.
Wie äußern sich Kunden Ihnen gegenüber? Und haben Sie das Gefühl, dass sie sich anders als Männern gegenüber verhalten?
Ich habe oft das Gefühl, dass gerade Kundinnen erleichtert und irgendwie beruhigter sind, wenn Sie wissen, dass Frauen zu ihnen nach Hause kommen. Oft ist es ja so, dass wir in die intimsten, sensibelsten Bereiche eines Hauses eingeladen werden, um dort zu arbeiten. Da will man ja nicht irgendwen reinlassen.
Besitzen Frauen Ihrer Meinung nach bestimmte Fähigkeiten, die sie im Malerhandwerk besonders gut einbringen können?
Ich finde es schwierig, das so geschlechterspezifisch zu betrachten. Aber ich denke schon, dass wir in Sachen Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen, Sauberkeit, Kommunikationsfähigkeit und Organisation ganz leicht die Nase vorn haben.
Ist es beabsichtigt, dass in Ihrem Betrieb überwiegend Frauen arbeiten oder ist dies zufallsbedingt?
Der eine oder andere behauptet ja, es gäbe keine Zufälle. Aber nein, es war nicht so geplant, es hat sich so ergeben. Ich arbeitete in der Vergangenheit auch sehr erfolgreich mit Männern zusammen. Was ich allerdings bei meinen Mitarbeiterinnen als anders empfinde, ist, dass sie sich mehr Gedanken machen, dass sie mehr versuchen, auch meine Positionen als Chefin nachzuvollziehen, die ja oft einfach anders sind, als die einer Angestellten. Außerdem haben wir unser Team jetzt nun auch noch um einen Malergesellen ergänzt und unser neuer Lehrling heißt Domenic.
Wie sehen Sie die allgemeine Problematik der Nachwuchssuche im Handwerk?
Für unseren Betrieb ist es in der Vergangenheit und auch in diesem Jahr nie ein Problem gewesen, was aber auch dem Umstand geschuldet ist, dass ich aufgrund meiner eigenen Lebensgeschichte ein Chancengeber bin, der auch erst mal schwierig anmutende junge Menschen fördert. Ich denke, dass das Handwerk hier allgemein aber auch auf einem guten Weg ist. Die Initiative „Deine Zukunft ist bunt“ ist ein schönes Beispiel dafür, was überregional getan wird, um Betriebe dann aber direkt vor Ort zu unterstützen. Die HWK Imagekampagne von Scholz & Friends war meiner Meinung nach auch sehr wichtig, unser ramponiertes Image etwas aufzupolieren. Das Handwerk ist nämlich ein wunderschönes, achtenswertes Betätigungsfeld.
Was können wir tun, um den Malerberuf attraktiver zu gestalten, besonders für junge Frauen?
Ganz klar: Mit gutem Beispiel vorangehen. Wir haben im ersten Halbjahr 2016 zwei Mädchen betreut, die im Rahmen einer schulischen Maßnahme unseren Betrieb einmal wöchentlich besuchten. Sie gingen mit auf Baustellen, begleiteten mich zu Kundengesprächen und verbrachten auch viele Tage in unseren Werkstätten. Sie haben ganz tolle Sachen selbst produziert und gestaltet. Die Mädels hatten am Ende der Zeit eine absolut sehenswerte Mappe mit Farbmischübungen, Rastervergößerungen, einem Gedicht über ihre Lieblingsfarbe und vielem mehr zusammengestellt. Wenn die Mädchen also zurück in ihre Klasse gehen und mit Stolz berichten und zeigen können, was man in einem Malerbetrieb so alles machen kann, dann haben wir gute Chancen, auch wenn wir den demografischen Wandel erst mal nicht aufhalten können.
Was war Ihr persönlich schönstes Projekt, das sie umgesetzt haben?
Ganz schwierige Frage. Ich habe so viele Lieblingsprojekte. Ich bin natürlich ganz stolz darauf, für ein großes internationales Architekturbüro wie Graft gearbeitet zu haben, die Möglichkeit gehabt zu haben, sehr frei mit einem ungewöhnlichen Material experimentieren zu können. Wenn ich aber ein Faible für etwas Bestimmtes habe, dann sind es Vinotheken. Zuerst einmal natürlich, weil ich selbst aus einem Weingut stamme, auch, weil die Nahe ein unglaublich gutes Weinanbaugebiet ist, aber in erster Linie, weil die Zusammenarbeit mit Menschen, die ihr Handwerk mit Leidenschaft machen, so schön ist. Wir haben für einige renommierte Weingüter gearbeitet und ganz tolle Sachen gemacht. Für mich treffen da zwei starke Kulturgüter zusammen: Wein und Farbe.

praxisplus
Die Farbwerkstatt
Bleichstraße 23
55543 Bad Kreuznach
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de