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Nach der Sanierung in neuem Glanz: Schloss Meersburg. Foto: Caparol
Was für historische Gebäude gut ist, kann auch für Neubauten nicht schlecht sein.

Kai Sonntag

Rund eine Million Gebäude stehen nach Angaben der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in Deutschland unter Denkmalschutz. Die Gebäude könnten in ihrer Architektur nicht unterschiedlicher sein: Bauweise, verwendete Materialien, Farben und Gestaltung. Denkmalgeschützt und damit historisch wertvoll sind sowohl jahrhundertealte Kirchen, Burgen und Schlösser wie auch Gebäude mit Hightech-Architektur wie das Universitätsklinikum Aachen oder die Sportstätten der Olympischen Spiele 1972 – Olympiastadion, Olympiahalle, Schwimmhalle – in München.
Solcherart „gebautes Kulturgut“ ist jedoch eine Herausforderung für den Handwerker, der diese Gebäude renoviert: „Es ist ein besonderer Bereich, der gute Fachkenntnisse und Vielseitigkeit vom Maler erfordert. Vor allem muss man sich darüber im Klaren sein, dass man im Denkmalschutz mit sehr unterschiedlichen Materialien zu tun hat, die besondere Kompetenzen erfordern“, meint Peter Neri, Leiter des Bereiches Baudenkmalpflege bei Caparol.
„Gerade bei Malerarbeiten im und am Denkmal kommt es nicht in erster Linie auf Schönheit an. Entscheidend ist vielmehr, die größtmögliche Authentizität zu erreichen und den historischen Wert des Gebäudes zu erhalten. Ein Maler muss das verinnerlichen und dazu braucht er das nötige Fingerspitzengefühl.“ Beispiel dafür ist die soeben abgeschlossene Innenrenovierung des Meersburger Schlosses.
Neues Schloss Meersburg
Einmalig thront das Neue Schloss Meersburg über dem Bodensee – nicht zu verwechseln mit der Burg, die der Stadt den Namen gegeben hat und bekannt wurde, unter anderem weil die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff dort wohnte und einige ihrer bedeutendsten Werke dort schuf.
Das Schloss hat vielleicht eine für seine Art typische Geschichte. Denn seit seiner Errichtung vor rund 300 Jahren wurde es für unterschiedlichste Zwecke genutzt Gebaut wurde es Anfang des 18. Jahrhunderts als Residenz für die Kurbischöfe von Konstanz. Danach diente es einige Jahre als Unterkunft für französische Truppen, war ein Fräulein-Institut, badisches Amtsgefängnis, Seemannsschule und beherbergte die badische Taubstummenanstalt. Im 20. Jahrhundert wurde das Gebäude als Schule genutzt, bevor es nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal den französischen Besatzungstruppen als Unterkunft diente. 1955 übernahm das Land Baden-Württemberg das Schloss. Heute beherbergt es das Schlossmuseum des Landes in der Beletage. Die sanierten Räume im 1. OG und EG werden für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt.
Historische Anstriche
Waldemar Käppeler ist Malermeister in Stockach am Bodensee. Mit seinen 14 Mitarbeitern hat er sich auf Fassadengestaltungen spezialisiert. In einem weiteren Schwerpunkt führt er historische Anstriche aus. „Für uns ist das ein interessantes Tätigkeitsgebiet“, berichtet er. In diesem Zusammenhang hat er sich auch im Rahmen der Ausschreibung für die Innenanstricharbeiten von Schloss Meersburg beworben. Im Herbst 2011 begannen die Arbeiten. Peter Neri berichtet: „Sämtliche Innenräume mit Ausnahme der Museumsräume in der Beletage wurden restauriert.“ Was heißt das konkret? „In den Räumen waren, wohl bedingt durch die wechselvolle Geschichte und vielfältige Nutzung, viele alte Anstriche, die aber nichts mit der ursprünglich historischen Ausführung zu tun hatten. In vielen Räumlichkeiten war beispielsweise Dispersionsfarbe aufgebracht. Also mussten diese Anstriche erst einmal komplett entfernt werden. Das bedeutete ablaugen, abschleifen oder auch abkratzen.“ Im nächsten Schritt musste dann der Untergrund komplett gespachtelt und dann ein neuer Anstrich aufgetragen werden. „Wir haben eine Kalkglätte appliziert und dann darauf einen Kalkfarbenanstrich aufgebracht, teilweise wurde auch eine Silikatfarbe verwendet. Großer Wert wurde auf einen bestimmten Weißton und Oberflächenstruktur gelegt. Insgesamt 5.000 m² waren zu bearbeiten, etwa vier Monate hatten die Arbeiten benötigt. „Wir haben alles mit der Bürste ausgeführt, nichts wurde gewalzt oder gespritzt. Auch beim Abkleben durften keine Hilfsmittel wie etwa Acryl verwendet werden.“
Material
Gerade beim Denkmalschutz spielt das Material eine entscheidende Rolle. „Das Material muss sowohl der Historie gerecht werden als auch in Bezug auf seine Eigenschaften den heutigen Ansprüchen genügen“, erläutert Peter Neri. Bei Schloss Meersburg wurde daher von den Bauherren Histolith von Caparol als Material ausgewählt. „Entwickelt wurde Histolith, um alle historischen Anstriche durchführen zu können. Das betrifft sowohl die Wahl der Rezepturen wie auch die Farbgebung, also sowohl Kalk- wie auch Leimfarben oder Silikatfarben mit der Bindemittelbasis Kali-Wasserglas, bis hin zu Leinölfarben für Holzanstriche.“ Besonderen Wert legt er aber auf die Eigenschaften des Materials. „Mit Histolith sind historische Anstriche problemlos machbar. Durch die Weiterentwicklung der Materialien auf Basis historischer Rezepturen ist vieles möglich, was „moderne“ Farben auch können. Das betrifft sowohl die Möglichkeiten der Farbgestaltung als auch der Verarbeitung. Unübertroffen sind dabei die bauphysikalischen Eigenschaften wie z.B. die extrem gute Wasserdampf-durchlässigkeit.“
Neubau
Was sich im Denkmalschutz bewährt, kann durchaus auch bei Neubauten eingesetzt werden. Denn auch dort gibt es immer häufiger Anforderungen, für die Materialien geeignet sind, die eigentlich für historische Gebäude gedacht sind. So etwa bei der Handwerkskammer Konstanz, welche in Singen eine neue Bildungsakademie gebaut hat. Bernd Schamberger, Verkaufsberater von Caparol in der Region, hat die Sanierung von Schloss Meersburg intensiv mit begleitet. Nun berichtet er über den Neubau in Singen: „Entstanden ist ein modernes Bildungsgebäude mit Flachdach, einem Innenhof und innen Sichtbeton – eine Bauweise, die viele Architekten heute wählen. Sichtbeton hat allerdings ein paar Eigenschaften, die eine Bearbeitung erforderlich machen. Dazu gehören beispielsweise Flecken im Beton. Außerdem müssen die Wände gegen Verschmutzung geschützt werden und die Räume vor dem Staub, der aus dem Beton austreten kann.“ Für die Bauherren war es daher wichtig, dass auf der einen Seite der Sichtbeton in seinem Aussehen erhalten bleibt, vor allem die mineralische Optik. Auf der anderen Seite legten sie großen Wert darauf, dass die Wände entsprechend geschützt werden. Mit der Ausführung wurde ebenfalls der Betrieb von Malermeister Käppeler betraut. „Wir haben den Bauherren eine Histolith-Antiklasur vorgeschlagen und dafür einige Farbproben ange- fertigt. Das war dann eine Lösung, die die Auftraggeber überzeugte.“ Für Schamberger besteht kein Zweifel: „Ganz klar, unsere Kompetenz im Bereich Denkmalschutz hat hier den Ausschlag gegeben. Zum einen konnten wir uns bei den Auftraggebern einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, zum anderen wussten wir, was wir mit dem Material alles anfangen können und dass wir es auch im Neubau einsetzen können.“

PRAXISPLUS
Weitere Informationen über das Histolith-Programm: Caparol Farben und Bautenschutz Roßdörfer Straße 50 64372 Ober-Ramstadt Tel.: (06154) 71-0 info@caparol.de www.caparol.de
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