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Hartnäckig bleiben

Aus- & Weiterbildung
Hartnäckig bleiben

Manuela Bürkel und Robert Steinberg haben sich mit einem Stipendium der Sto-Stiftung zum Techniker qualifiziert. Im Malerblatt-Interview äußern sie sich zu Um- und Irrwegen in ihrer Berufsausbildung und der Frage, warum man im Handwerk Karriere eigentlich machen sollte.

Wie seid Ihr zum Beruf des Malers und Lackierers gekommen? Manuela Bürkel: Eigentlich wollte ich ja etwas völlig anderes werden. Aber in meinem damaligen Traumberuf – Krankenpflegerin – gab es keine Stellen. Parallel zu den Bewerbungen absolvierte ich als „Plan B“ ein Praktikum als Maler- und Lackiererin, da ich schon seit meiner Kindheit gern handwerklich tätig bin. Und die Ausbildung bei Bernd Klumpp war so abwechslungsreich, interessant und lehrreich, dass ich gern dabei geblieben bin.

Robert Steinberg: (lacht) Bei mir war das ganz ähnlich. Ich war kein besonders guter Schüler und die Ausbildungsplatzsituation bei uns in Berlin ist eh nicht leicht. Die erste Ausbildung zum Betonbauer habe ich nach 11 Monaten abgebrochen – das war einfach nichts für mich. Es folgten drei Jahre als Gerüstbauhelfer, da gab es für viel Arbeit zwar auch gutes Geld, aber leider keine Perspektive. Da ich der Meinung bin, das man mindestens eine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche haben sollte, begann ich 2003, im Alter von 21 Jahren, mich erneut zu bewerben. Wieder war mein schlechtes Zeugnis ein Hindernis. Schließlich fand ich eine überbetriebliche Ausbildung bei der Universal-Stiftung Helmut Ziegner.
Dieser Weg hat erstaunlicherweise einen schlechten Ruf im Handwerk, ich kann dem nicht so recht beipflichten. Wir wurden an sämtliche Arbeiten gewissenhaft von unseren Ausbildern herangeführt, während ich von anderen meiner Klasse wusste, das Berufsausbildung im Betrieb auch drei Jahre nur schleifen und Drecksarbeit bedeuten kann.
Wann und warum kam der Wunsch nach Qualifizierung? Robert Steinberg: Wegen sehr guter Leistungen wurde ich von meinem Berufsschullehrer darauf hingewiesen dass es den Weg zum Techniker und Meister gibt. Er hat mich bei der Entscheidung sehr unterstützt. Dass ich den Techniker absolviere stand ab da an für mich fest, allerdings wollte ich erst ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln. 2008 meldete ich mich an der Staatlichen Fachschule für Farb- und Lacktechnik an. Allerdings war ich in diesem Jahr auf Montage und verdiente so gut, dass ich den Plan erst mal zurückstellte. Ein Jahr später wurde ich von meinem Betrieb zum SIVV-Schein geschickt. Die Fortbildung war so toll, dass ich richtig Lust auf Schule bekam! Im Sommer 2010 war Ausbildungsbeginn.
Manuela Bürkel: Zum einen hat mir die Berufsschule richtig Spaß gemacht. Und auch mich hat meine Lehrerin sehr positiv beeinflusst. Zudem weckte sie mein Interesse, weil sie mich darauf aufmerksam machte, dass es nach der Technikerausbildung die Möglichkeit gibt, als Berufsschullehrerin einzusteigen. Besonders dankbar bin ich meinem Ausbildungsbetrieb. Bernd Klumpp unterstützte mein Vorhaben, die Meisterausbildung zu absolvieren mit Stolz. Er entließ mich jedoch auch mit einem tränenden Auge und ließ mir die Entscheidung offen, nach der Weiterbildung wieder in den Betrieb einzusteigen.
Wie habt Ihr vom Stipendium der Sto-Stiftung erfahren und welche Bedeutung hat die finanzielle Förderung für Euch? Robert Steinberg: Im Januar 2011 wurde ich zum zweiten Mal Vater und war einige Tage vom Unterricht befreit. In dieser Zeit erhielt ich von einem Klassenkameraden einen Anruf, dass es das Stipendium der Sto-Stiftung gibt und ich aufgrund meiner Leistungen als einer von zwei Bewerbern nominiert wurde. Unsere Lehrer machten die Entscheidung vom Notendurchschnitt und den sozialen Verhältnissen abhängig. Ich bekam das Stipendium, aber mein Mitbewerber hätte es nicht weniger verdient gehabt.
Manuela Bürkel: Meine Klassenlehrerin Karin Wickert informierte uns über die Förderung. Auch wir waren zwei Nominierte, übrigens zwei Frauen. Doch weil sich meine Klassenkameradin letztlich für einen anderen Bildungsweg entschied, fiel die Wahl auf mich. Das Stipendium war natürlich ein zusätzlicher Anreiz. Ich hatte zwar einiges angespart, kann jetzt aber Schulgeld und Material finanzieren. Das hilft schon sehr.
Robert Steinberg: Wir haben zwei kleine Kinder, da ist natürlich jeder Euro willkommen. Die finanzielle Unterstützung der Sto-Stiftung hat viel zu meinem erfolgreichen Abschluss beigetragen. Mit dem Geld konnte ich die Prüfungsmaterialien und -gebühren finanzieren. Aber ich habe auch den Austausch zu den anderen Stipendiaten bei den Seminaren sehr geschätzt.
Mit den Erfahrungen aus der Fortbildung – wo seht Ihr Euch in zehn Jahren? Könnt Ihr Euch vorstellen, wieder in den alten Beruf zurückzukehren? Manuela Bürkel: Ich stehe ja erst am Anfang des Studiums. Und das Niveau ist im Vergleich zur Berufsschule stark gestiegen. Besonders in den ersten beiden Semestern ist die Zeit für die Menge an Lehrstoff sehr knapp kalkuliert. Die einfache Rückkehr in den alten Beruf kommt aber schon jetzt nicht in Betracht.
Robert Steinberg: Ich möchte jedem zuraten, zum Techniker auch den Meister zu machen. Bei uns liefen die Prüfungen parallel, das war schon stressig, aber doch zu schaffen. Was ich genau in zehn Jahren mache – keine Ahnung. Aktuell strebe ich eine Anstellung in der Industrie bzw. im Vertrieb an. Hier möchte ich als Fachberater gerne den Malerbetrieben beratend zur Seite stehen, somit kann ich mein erlangtes Wissen anwenden und weitergeben.
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