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Lacke im Fokus

Aus- & Weiterbildung
Lacke im Fokus

Folge 2: Der Klassiker Alkydharzlack gilt als sicheres Produkt. Er steht für langlebige, robuste Oberflächen und optimale Verarbeitungseigenschaften.

Benedikt Müller-Wortmann, Leiter Anwendungstechnik bei CD-Color

Alkydharz- oder Kunstharzlacke sind seit über einem Jahrhundert auf dem Markt. Es handelt sich dabei um chemisch modifizierte Produkte mit einem Anteil nachwachsender Rohstoffe (Naturöle) von bis zu 60 Prozent. Dafür werden vor allem trocknende Öle, wie Sonnenblumen-, Lein- oder Sojaöl mit einer Grundstruktur aus mehrwertigen organischen Säuren verwendet.
Typische Alkydharzlacke bestehen aus Bindemitteln, Pigmenten, Additiven, Füllstoffen und Lösemitteln. Man kann sie anhand ihres Ölgehaltes (kurz-, mittel- oder langölig) und an ihrem Trocknungsverhalten unterscheiden. Im Bautenlackbereich werden vor allem lufttrocknende Systeme eingesetzt. Dabei verdunstet das Lösemittel, die ungesättigten Fettsäuren reagieren mit dem Luft-Sauerstoff und bilden dabei eine feste Verbindung.
Häufig werden noch weitere Katalysatoren als Trocknungsbeschleuniger zugesetzt, um die Eigenschaften von Alkydharzlacken zu verbessern. Durch den Einsatz spezieller Härter, z.B. auf Isocyanat- oder Peroxidbasis, kann zudem der Trocknungsverlauf beschleunigt und die Oberfläche hinsichtlich ihrer mechanischen und chemischen Beständigkeit verbessert werden.
Eine Hürde
In den letzten Jahren griffen aufgrund der verschärften Umweltpolitik zur Reduzierung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) Maßnahmen und gesetzliche Vorgaben, die ein Umdenken der Lackhersteller und auch des Verarbeiters erforderten. Schrittweise wurden die Lösemittelgrenzwerte für deckende Beschichtungsstoffe der Kategorie (d) von 400 Gramm pro Liter (2007) auf 300 Gramm pro Liter (2010) reduziert. Dies hatte maßgeblich Einfluss auf die Eigenschaften der Lacke. Mit großem Entwicklungsaufwand erhielten die Hersteller die herausragenden Verarbeitungseigenschaften ihrer Alkydharzlacke. Durch veränderte Rohstoffe konnte nicht nur der Lösemittelanteil reduziert werden. Auch die Gesamtperformance einzelner Produkte wurde deutlich verbessert.
Die neuen Alkydharzsysteme stehen deshalb für glatte und brillante, langlebige und vor allem im Außenbereich robuste Oberflächen, für höchste chemische und mechanische Beständigkeit und natürlich für ein hervorragendes Deckvermögen und eine professionelle Verarbeitung.
Ein weiterer Vorteil von Alkydharzsystemen: Sie sind während der Verarbeitung wenig sensibel gegenüber Witterungseinflüssen. Ein typisches Alkydharzsystem „verzeiht“ hier einiges, da es nicht nur durch Verdunstung der Lösemittel sondern auch über die Aufnahme von Sauerstoff chemisch vernetzt. Dennoch sollten auch hier bestimmte Grenzwerte bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit nicht überschritten werden.
Die Verarbeitung
Vor dem Lackieren steht wie bei allen Beschichtungssystemen die fachgerechte Reinigung. Der Untergrund muss sauber, trocken und tragfähig sein, damit die Lackschichten dauerhaft anhaften können. Verarbeitet werden können Alkydharzsysteme in allen gängigen Applikationstechniken. Beliebt und prozentual nach wie vor am häufigsten ist die Verarbeitung mit Pinsel und Rollenwerkzeugen. Aber auch der Spritzapplikation sind kaum Grenzen gesetzt. Hierbei kann z.B. auf bewährte Spritzmethoden mit Niederdruck und Hochdruck, das Airless-Spritzen oder auch das luftunterstützte Airless-Spritzen zurückgegriffen werden. Die Spritzapplikation kann im Einzelfall jedoch die Zugabe von Verdünnungen nötig machen. Dabei sollte man jedoch beachten, dass man damit den VOC-konformen Produkten zusätzliche Lösemittel zuführt.
Auch für die Alkydharzsysteme gelten bestimmte Rahmenbedingungen, was Einsatzmöglichkeiten und Verarbeitung anbelangt. Nicht alle Produkte können auf jedem Untergrund eingesetzt werden.
Das richtige System
Eine spezielle Vorgehensweise muss z.B. beim Untergrund Zink beachtet werden. Zinkoberflächen sind sehr glatt, alkalisch und oft mit Zinksalzen beaufschlagt. Deshalb kommt es hier – neben der ordnungsgemäßen Reinigung und Vorbehandlung – vor allem auf das richtige Alkydsystem an. Da Standard-Alkydharze auf einem Zinkuntergrund verseifen und ihre Haftung verlieren, können hier nur so genannte modifizierte Alkydsysteme zum Einsatz kommen. Dabei sollten folgende Arbeitsschritte eingehalten werden:
Die Oberfläche muss mit einem Zinkreiniger oder einer ammonikalischen Netzmittelwäsche unter Einsatz eines Schleifvlieses bearbeitet und anschließend gründlich mit klarem Wasser gereinigt werden. Es folgen die Grund- und Zwischenbeschichtung mit einer Grundierung, die speziell für den Einsatz auf Zink geeignet ist. Die Schlusslackierung wird im gezeigten Fall mit einem Alkydharz-Buntlack ausgeführt. Wenn diese Verarbeitungsreihenfolge eingehalten wird, erhält man auch auf verzinkten Oberflächen das gewünschte Ergebnis: Eine glatte und brillante, robuste und langlebige Beschichtung.

Praxisplus
Bei der Beschichtung von Zink mit einem ungeeigneten Alkydsystem kann es zur Zinkseifenbildung kommen, die zu einer Aufspaltung und damit zur Zerstörung des Bindemittels führt. Dabei gibt es eine Reaktion von Fettsäuren oder anderen Spaltprodukten aus dem Bindemittel mit dem Zink. Dieses Phänomen tritt oft bei langöligen Alkydharzlacken auf, da diese mehr reaktive ungesättigte Fettsäuren beinhalten als kurzölige. Die Folge ist das Auflösen und das Ablösen des Lackfilmes von der Oberfläche. Deshalb wichtig: Immer auf die Angaben des Herstellers achten und nur Systeme einsetzen, die für den speziellen Untergrund empfohlen sind.
Im Beispiel eingesetzte Materialien:
Reinigung: Ammoniakalische Netzmittelwäsche/Zinkwäsche
Grund und Zwischenbeschichtung: CWS Allgrund
Schlussbeschichtung: CWS Specosal
Werkzeug: Schaumrolle und Naturhaarborsten-Pinsel
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