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Christian Poprawa

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Christian Poprawa

Saint-Gobain Weber ist Spezialist für hochwertige Putze. Zum Markt, zu Erträgen und zur Nachhaltigkeit führte das Malerblatt ein Interview mit Marketing- Direktor Christian Poprawa.

Herr Poprawa, es ist schon einige Jahre her, seit Maxit und Deitermann zu Saint-Gobain Weber stießen. Konnte der Eingliederungsprozess erfolgreich beendet werden?
Ja, absolut. Fünf Jahre nach der Fusion sind wir aus den Kinderkrankheiten heraus. Inzwischen werden wir auch am Markt als Einheit wahrgenommen. Eine Fusion ist ein langwieriger Prozess, aber sie bietet die Chance, eine Marke neu aufzubauen und mit Inhalten zu füllen. Wir haben uns nach der Fusion mit dem Thema „Innovation” und „Nachhaltigkeit” positioniert. Dies bezieht sich sowohl auf Produkte als auch auf die begleitenden Dienstleistungen.

Bei Ihrem Stichwort Nachhaltigkeit fällt mir sofort auch der ganze Komplex der Wärmedämmung ein. Das scheint ja auch bei Saint-Gobain Weber immer wichtiger zu werden, oder?
Das stimmt. Wärmedämmung ist eine Lösung für die energetischen Herausforderungen der Zukunft. Von daher verkaufen wir gerne WDV-Systeme. Es stellt als komplexeres Produkt allerdings höhere Anforderungen an die Beratung, auch wenn die Kunden durch das Internet zunehmend besser informiert sind.

Derzeit wird man allerdings das Gefühl nicht los, dass sich die Publikumsmedien ein bisschen auf die Kritik an WDVS eingeschossen haben. Bekommen Sie da auch Gegenwind am Markt?
Das ist auch bei uns ein Thema, auch wenn wir nicht so stark in der Schusslinie stehen wie andere Anbieter mit ihrem Sortiment. Wir befürworten schon lange, dass man mit der Diskussion ehrlich umgeht und realistische Werte angibt. Es macht keinen Sinn, den Leuten zu erzählen, mit einer Wärmedämmung könnten sie 60 Prozent der Energie einsparen. Das ist Humbug. Natürlich kann man auch auf Passivhaus-Niveau dämmen, aber die Dämmung ist nur ein Teil des gesamten Energiekonzepts. Unsere Devise war immer, den Bauherrn richtig zu beraten und ihm auch zu sagen: Bitte denke ganzheitlich und richte den Fokus nicht ausschließlich auf die gedämmte Fassade. Es müssen immer alle Punkte betrachtet werden: Heizung, Fenster, Außenhülle mitsamt Dach.

So entspannt sehen das aber längst nicht alle, warum Sie als Putzhersteller?
Vielleicht fällt uns eine ganzheitliche Betrachtungsweise leichter, da wir auch Erfahrung und Kompetenz in anderen Bereichen haben, in der Boden- und Fliesenverlegung und im Bautenschutz, sowie auf Konzernebene mit den Kollegen von Rigips und Isover. So haben wir ein hochkarätiges und sehr umfangreiches Portfolio an der Hand. Aber natürlich sind wir auch nach wie vor – und mit Leidenschaft – Putzhersteller. Gerade in unsere Putzsparte floss ja durch die Übernahme von regionalen Anbietern wie Terranova oder Montenovo nochmals massiv Putz-Fachwissen ein. Terranova war übrigens der Erfinder des eingefärbten Trockenmörtels.

Geben Sie dem Handwerker Empfehlungen, wenn es um die Farbgestaltung geht?
Zuallererst sind natürlich die Handwerker selber die kompetenten Experten in dieser Disziplin. Darüber hinaus verlassen wir uns bei der Farbgestaltung auf externe Partner, die einen regionalen Bezug haben. Die Bauweisen und das Farbempfinden unterscheiden sich je nach Region. Daher macht es für uns Sinn, mit jemandem zu kooperieren, der vor Ort Erfahrung hat.

In welchem Bereich hat Saint Gobain Weber seine gestalterische Kompetenz?
Wir verkaufen vor allem Oberfläche; also Struktur und Haptik. Deshalb sind wir auch stark bei Edelkratzputz, da dieser Putz insbesondere durch seine Struktur besticht. Ob sich darunter dann ein Wärmedämm-Verbundsystem oder ein Unterputz befindet, ist für uns erstmal zweitrangig. Wir haben in jedem Fall umfassende Kompetenz für Putz.

Christian Poprawa

Ihr Sortiment ist für Maler wie auch für Stuckateure. Gibt es Ihrer Meinung nach zwischen diesen Gewerken noch Probleme im Sinne von Kompetenzgerangel?
Nein, da muss man nicht polarisieren – diese Gewerke haben sich mittlerweile doch stark vermischt. Das Problem sind längst nicht mehr die Gewerke untereinander, sondern die Betriebe aus dem östlichen Ausland. Wobei man selbstkritisch sagen muss, dass wir uns teilweise diese Situation selber geschaffen haben. Wir dachten, diese Subsubsub-Konstruktionen seien die große Erfüllung. Unsere Branche hat sich da leider nicht richtig positioniert und immer nur betont, es müsse billig sein. Nein, es muss nicht billig sein! Andere Bereiche machen es vor: Für die Ausstattung der Bäder beispielsweise sind Bauherren bereit, viel Geld auszugeben. Weil man ihnen überzeugend vermittelt hat, dass Design und Wohnkomfort dieses Geld auch wert sind. Da müssen wir mit dem Putz noch hinkommen.

Ich reite noch ein bisschen auf den zwei Gewerken herum, die sich ja in manchen Bereichen doch noch unterscheiden. Wer bringt denn hauptsächlich Ihre Produkte an die Wand – der Maler oder der Stuckateur?
Ganz klar: der Maler und der Stuckateur. Sowie im weiteren der Bodenleger, der Estrichleger, der Fliesenleger und der Bautenschützer.

Dann werfe ich noch das Stichwort „Maschinentechnik” in die Runde. Ist das inzwischen in allen Köpfen angekommen, dass man damit rationalisieren und die Erträge erhöhen kann?
Leider noch nicht. Da könnte bei etlichen Malerbetrieben noch mehr Geld in der Kasse hängenbleiben. Viele Maler führen beispielsweise Fußbodensanierungen durch. Wer aber nach wie vor Säcke und Eimer schleppt, für den sind große Bodenflächen nicht sexy. Spachtelarbeiten bringen nicht viel Geld, und er muss viel Masse bewegen und eventuell durchs Treppenhaus hochschleppen. Dabei müsste er sich nur etwas überspitzt folgende Frage stellen: Spachtle ich eine Fläche von 250 Quadratmetern herkömmlich in vier Tagen, oder bin ich mit Maschineneinsatz in zwei Stunden fertig?

Was planen Sie im Laufe des Jahres noch mit den Malern und Stuckateuren?
Wir wollen bei den Handwerkern unsere Marke weiter stärken, und dazu vor allem unsere Kompetenzen-Karte noch stärker ausspielen. Ein Beispiel: Nehmen wir das Thema „Fassade und Bautenschutz”. Wenn ich eine Fassade bearbeite, komme ich irgendwann unten am Sockel an und muss spätestens da über die Abdichtung nachdenken. Oder ich habe innen eine Schimmel- sanierung durchzuführen, da geht es um Sanierputze, um Bauwerksabdichtung. Dieses Wissen haben wir im Unternehmen und können es Malern und Stuckateuren vermitteln. Wir zeigen Marke, und wir vernetzen– das ist ein spannendes Thema auch für den Handwerker.

Ihre Muttergesellschaft sitzt bei Paris. Gibt es Unterschiede zwischen dem deutschen und dem französischen Markt?
Ja, wir haben die fast paradoxe Situation, dass Frankreich überwiegend auf Innendämmung gesetzt hat und Deutschland auf Außendämmung. Das hat sich ein Stück weit gedreht, Deutschland „entdeckt” seit ein paar Jahren die Innendämmung, und die Franzosen beschäftigen sich intensiv mit WDVS. Wobei die Außendämmung dort noch nicht in der Breite angekommen ist.

Herr Poprawa, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ulrich Schweizer.

Quelle: Malerblatt 05/2014
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