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Keine Scherze bitte

Betriebsführung Unverdünnt aufgetragen
Keine Scherze bitte

Keine Scherze bitte
Foto: stock.adobe.com/ Florian Kunde /

Kein Tag, an dem wir nicht hören oder lesen, dass bezahlbare Wohnungen fehlen, viel mehr gebaut werden müsse und die Mieten ins Uferlose steigen. Aber das „Bitte nicht hier!“ der Anrainer kommt jeweils prompt, wenn neue Baugebiete erschlossen werden sollen. Und wo Versorgungsleitungen verlegt werden müssen hört man auch kein zustimmendes „Der Trasse eine Gasse!“, sondern nur lautstarke Proteste, oft mit wenig Kopf aber umso mehr Kehlkopf vorgetragen.

Auch die hohen Mietpreise sind mehr gefühlt als gezahlt: Das Statistische Bundesamt hat jetzt veröffentlicht, dass die Mieten gegenüber dem Vorjahreszeitraum durchschnittlich um 1,5 Prozent gestiegen sind, also weit weniger als die Löhne und Gehälter. Das hängt damit zusammen, dass rund zwei Drittel aller Vermieter Mittelständler, wie z. B. Handwerker, sind. Und die sind weniger an Gewinnmaximierung interessiert als die Wohnungsunternehmen. In den Ballungsräumen freilich steigen die Mieten stärker. Deshalb will man sie einfrieren. Von wegen: Es mutet doch wie ein Aprilscherz an, wenn jetzt überall die umlagefähige Grundsteuer erhöht wird. Das steigert nämlich die Mieten – von Staats wegen.

Mit dem Einkommen auskommen

Im Zusammenhang mit aktuellen Umfrageergebnissen haben Wirtschaftswissenschaftler Reichtum definiert. Reich ist bei uns demnach, wer ein eigenes Haus hat und darüber hinaus ein Vermögen von einer Million. Glückwunsch, wenn Sie dazugehören. Es sind nämlich weit weniger als viele denken und die Umverteiler behaupten: Gerade mal 1,4 Millionen. Ungefähr zwanzigmal so viele halten sich für so arm, dass sie nichts sparen können, nicht mal über einen „Notgroschen“ verfügen. Damit liegen wir im internationalen Vergleich ziemlich hinten. In Europa sparen nur in Rumänien noch weniger. Da fragt man sich: Liegts nur an den Kosten, oder auch am Konsum? Und: Ist rund ein Drittel in Deutschland so arm oder haushalten sie nur so ärmlich?

Viereinhalb netto und nichts in petto

4.500 Euro netto, das sind für einen Alleinverdiener mit Familie und zwei Kindern 80.000 Euro brutto im Jahr. Kann man mit diesem Einkommen auskommen? Frankfurts Oberbürgermeister meint nein und trägt mit Streichung der Elternbeiträge zu den Kitas, billigeren Verkehrsmitteln und freien Eintritten in Schwimmbäder, Zoos und Museen zur „Bekämpfung der Kinderarmut“ bei. Ob er dabei bedenkt, dass unentgeltliches nicht kostenlos ist? Hier wird, vorwiegend mit Mitteln aus Gewerbesteuer, eine Schicht begünstigt, die eigentlich mit dem Einkommen auskommen müsste.

Respektlose Respektrente

Die sogenannte Respektrente aus Steuermitteln soll bekommen, wer, aus welchen Gründen auch immer, weniger gearbeitet oder verdient hat oder arbeitslos war. Und zwar auch dann – und das ist kein Aprilscherz – wenn er vermögend ist. Das ist respektlos gegenüber all denen, die voll gearbeitet und jahrzehntelang Höchstbeiträge entrichtet haben.

Um Kopf und Kragen

Auch diese Zahlen müssen nachdenklich machen: 20 Prozent der Kinder an einem hiesigen Gymnasium, stellvertretend für viele, schaffen es nicht bis zum Abitur und wechseln in Realschulen. Aber trotz Praktika in Handwerksbetrieben beginnen weniger als zehn Prozent nach der sogenannte Mittleren Reife eine Ausbildung, und wenn, dann in einem Weiße-Kragen-Beruf. Ein erfahrener Realschulleiter empfiehlt den Eltern, auf die Grundschullehrer zu hören und nicht schon die Nachhilfe zu planen, falls ein Kind im Gymnasium überfordert ist. Aber dafür fehlt vielen Eltern wohl die Reife. Wer immer noch glaubt, das Leben fange erst mit dem Abitur an, bringt seine Kinder hinsichtlich ihrer beruflichen Bildung vielleicht um Kopf und Kragen.

Weißmacher im Gerede

Die Meinungen von Wissenschaftlern über Titandioxid gehen weit auseinander. Sie reichen von „unbedenklich“ bis „krebserregend“. Würde die Einstufung „vermutlich krebserregend“ kommen, kriegten wir bei der Entsorgung von Bauschutt und sogar Tapeten neue Probleme. Titandioxidhaltige Abfälle müssten separat gesammelt und speziell entsorgt werden. Das bereitet Sorge.

Gestaltung contra Graffiti

Eine Architektin im Polizeidienst, zuständig für Sicherheit im Öffentlichen Raum, hat sich jetzt auch zu Graffitis geäußert, insbesondere zu der Frage, ob man sie sofort entfernen müsse. Sie meine Ja und bezog sich dabei auf Studien, die belegen, dass sichtbare Regelverletzungen, wie die Schmierereien, weitere nach sich ziehen, wenn sie nicht rasch beseitigt werden, weil dadurch der Eindruck entsteht, es werde ohnehin nicht kontrolliert. Als wirksamen Schutz vor Graffiti schlug sie überdies für große Flächen künstlerische Gestaltungen vor – und für Unterführungen, unterirdische Bahnstationen und Parkhäuser möglichst helle und freundliche Farben – also solche, die einladen zum Benutzen statt zum Verschmutzen.

Gesackt zur Sache

Sie kennen das auch: Manchmal kaut man an einem Problem herum und beißt sich schließlich fest. Dann sollte man’s einfach mal beiseitelegen und was anderes machen, z. B. Spazieren gehen oder joggen. Dann sackt nämlich das Problem, so erklären es Psychologen, ins Unterbewusstsein und strukturiert sich neu. Das funktioniert aber nicht, wenn man verbissen am Problem bleibt und die Lösung erzwingen will. Ich kann das bestätigen.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


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