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Betriebsnachfolge im Handwerk

HWK Stuttgart
Betriebsnachfolge im Handwerk

Betriebsnachfolge im Handwerk
Damit der Generationswechsel im Handwerk gelingt, muss die Betriebsnachfolge frühzeitig besprochen und sorgfältig geplant werden. Gute Beratung gehört dazu. Foto: Handwerkskammer Region Stuttgart

Betriebsnachfolge: Die Zahlen sprechen Klartext: Fast 30.000 Handwerksbetriebe waren bei der Handwerkskammer Region Stuttgart Anfang 2020 registriert – so viele wie lange nicht mehr. Geschätzte 5.000 dieser Firmen werden von einem Inhaber geführt, der älter ist als 60 Jahre.

Für diese Unternehmer ist es an der Zeit, sich über die Firma Gedanken zu machen: Also Übergabe an Kinder oder Mitarbeiter, verkaufen, aufgeben? Ein ganzes Paket an Unterstützungs- und Servicemaßnahme hat die Handwerkskammer hierfür im Angebot. Die Berater sind deshalb gefragte Anlaufstellen. Fast 300 Einzelberatungen mit älteren Betriebsinhabern kommen im Jahr zusammen – weiter 170 Beratungen fallen für das Besprechen von Existenzgründungsplänen an.

Kammerchef Hoefling zeigt die volkswirtschaftliche Bedeutung der Weiterführung von Handwerksbetrieben auf. „Das Handwerk sichert Arbeits- und Ausbildungsplätze und ist ein wichtiger Faktor für die Nahversorgung der Bevölkerung. Jeder weiß: Handwerksbetriebe erbringen Leistungen, die wesentlich zur Stabilität der Gesamtwirtschaft und zum Lebenskomfort beitragen.

Um den demografischen Wandel zu meistern, seien Mittelstand und Handwerk zukünftig mehr denn je auf innovative und kreative Unternehmer angewiesen. „Unser Land braucht diese dynamischen und entschlossenen jungen Menschen mit guten Ideen. Erfolgreiche Betriebsübernahmen erhalten nicht nur Arbeitsplätze, sondern schaffen oft neue und generieren höhere Steuereinnahmen. Sie verhelfen der Wirtschaft zu einer besseren Dynamik, beschleunigen die notwendigen strukturellen Anpassungsprozesse und führen nicht selten zu neuen, innovativen Produkten und Leistungen, die für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft von hoher Bedeutung sind.“

Betriebsnachfolge: Meister als solide Qualifikation

Thomas Hoefling weiß: „Das Gründen wie auch die Übernahme eines Betriebes gehören zur DNA des Handwerks. Selbstständig zu sein, ist für viele Handwerker Teil ihres Selbstverständnisses. Deshalb absolvieren auch viele junge Handwerker die Meisterprüfung, um die maßgeschneiderte Qualifikation mitzubringen.“ Doch werden in den letzten Jahren auch im Handwerk Gründungen vor allem in den meisterpflichtigen Berufen immer schwieriger und komplexer. „Wenn wir aber weniger Betriebsgründer und weniger Nachfolger haben, schwächt das die Wirtschaftskraft.“

Zudem sei entscheidend, den Elan gründungswilliger Menschen nicht durch ein Dickicht an Regelungen zu bremsen und die Gründungsmotivation im Keim zu ersticken. Vielmehr müsse die berufliche Selbständigkeit jungen Menschen attraktiv erscheinen, dann würden sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Hoefling: „Handlungsbedarf sehen wir in der derzeit nicht hinreichenden Sensibilisierung und Aktivierung für das Thema Selbstständigkeit insgesamt. Es braucht einen neuen Denkansatz: Selbstständigkeit muss langfristig attraktiv gestaltet und in der Gesellschaft mit mehr Wertschätzung versehen werden.“ Dafür müsse früh ein Gefühl für Unternehmertum und unternehmerisches Denken vermittelt werden. „Wir stellen immer wieder fest – für viele Schüler und Jugendliche ist das nämlich leider ein völlig weißes Blatt.“

Einige Fördermaßnahmen für das Handwerk gehen in die richtige Richtung: Erfreulich ist die in Baden-Württemberg ab 2020 neu eingeführte Meisterprämie in Höhe von 1.500 Euro sowie die Gründungs- und Übernahmeprämie. Erfolgreiche Absolventen einer Meisterprüfung erhalten fortan die Prämie. „Die Einführung der Meisterprämie im Handwerk ist ein starkes Zeichen für die Fachkräfteförderung und die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung“, kommentiert Kammerchef Hoefling. Neben der Meisterprämie soll es ab 2020 auch eine Meistergründungs- und Übernahmeprämie geben: „Wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren nach und nach aus dem Arbeitsleben ausscheiden, steht ein gewaltiger Generationswechsel an. Die Prämie soll noch stärker dazu motivieren, den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit zu wagen.“

Betriebsnachfolge: Konzept mit Experten erarbeiten

Neutrale und kompetente Beratung bei Betriebsübergaben gehört zum ganzheitlichen betriebswirtschaftlichen Beratungsservice der Handwerkskammer. Thomas Schmitt, ESF-geförderter Moderator für Unternehmensnachfolge, kennt die einzelnen Schritte: „Gemeinsam wird ein Übergabekonzept entwickelt, bei dessen Umsetzung die passenden Experten eingebunden werden. Dabei werden die Ziele definiert, die wirtschaftliche Situation des Unternehmens analysiert, gegebenenfalls Maschinen und Einrichtungen bewertet, der Unternehmenspreis eingeschätzt und handwerksrechtliche Fragen geklärt. Finanzierung, steuerliche Aspekte, „wo fällt für wen welche Steuer an?“, „wie steht es um die eigene Altersversorgung und neue persönliche Perspektiven?“, „welche Rechtsform wird gewählt?“, „wie können Mitarbeiter am besten in die Übergabe eingebunden werden?“ oder „gibt es für den Übernehmer eventuell auch Förderungen?“ sind Fragen, die besprochen werden.“ Alle Themen, auch die emotionalen Auswirkungen, müssten genauestens beleuchtet werden, um den individuellen Übergabeprozess gut vorzubereiten.

Zusammen mit einem Netzwerk von Spezialisten bei Banken und Steuerberatern werden optimale Lösungen für beide Parteien, den bisheriger Chef und den Nachfolger, erarbeitet. „Dieses Zusammenspiel von Fachleuten ist elementar für das gute Gelingen einer Übernahme“, betont Schmitt. „Unsere Experten sind zur Neutralität verpflichtet. Die Kammer zieht keinen Vorteil daraus. Mit welcher Bank, mit welchem Steuerberater oder mit welchem Juristen gearbeitet wird, entscheiden die Partner. Unser Fokus liegt darauf, den Prozess zu begleiten und unsere Mitgliedsbetriebe und die Nachfolger optimal zu bedienen und erfolgreiche Unternehmen in die Zukunft zu begleiten.“

Betriebsnachfolge: Faktor Zeit nicht unterschätzen

Vor Ungeduld warnt der erfahrene Berater. „Die Betriebsübergabe ist kein kurzer Vorgang, sondern ein Prozess, der Zeit braucht.“ Mindestens fünf Jahre sollte man für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger investieren und mit diesem gemeinsam die Übergabe planen. Bis zu zehn Jahre kann es von den ersten Überlegungen über die Planung, die Suche nach einem geeigneten Nachfolger, die Verhandlungen und schließlich die Umsetzung dauern. „Entscheidend ist natürlich, dass ein Nachfolger da ist. Das kann innerhalb der Familie sein, aber auch unter den Mitarbeitern sind oft fähige junge Meister interessiert“, erklärt Berater Thomas Schmitt. Ist dort kein geeigneter Kandidat in Sicht, bleibt nur die Suche nach einem externen Nachfolger. Über die Betriebsbörse lassen sich Angebot und Nachfrage zusammenbringen. „Wichtig ist natürlich, dass alle Beteiligten auch wirklich wissen, was sie wollen. Die Unternehmensnachfolge ist mit vielen Emotionen verbunden und auch diesen persönlichen Aspekten muss Rechnung getragen werden.“ Das sei eine Grundvoraussetzung für ein gutes und dauerhaftes Gelingen.

Bei Starthilfeseminaren der Handwerkskammer können sich Gründer einen Überblick über die Gründungsformalitäten, Förderprogramme, den Businessplan und das Thema Steuern verschaffen. Sie finden statt am 10. März, 7. April, 12. Mai, 16. Juni, 14. Juli, 15. September, 13. Oktober, 10. November und 8. Dezember.

www.hwk-stuttgart.de/nachfolge,

www.hwk-stuttgart.de/starthilfe2020

 

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