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Die Raumfabrikanten

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Die Raumfabrikanten

Mehr Dienstleistungen, mehr Effizienz, mehr Know-how. Die Raumfabrikanten sind angetreten, um das Image des Handwerks aufzupolieren. Die branchenübergreifende Kooperation aus Wuppertal funktioniert seit fünf Jahren. Inzwischen reibungslos.

Regina Adamczak

Die Raumfabrikanten sind im Dienste des Kunden unterwegs. Wer ein altes Haus kaufen, aus zwei kleinen Zimmern ein großes machen will, wer das Dachgeschoss ausbauen oder das Bad erneuern will, wer aber die Suche, Auswahl und Koordination der vielen unterschiedlichen Gewerke scheut, der sei bei der Raumfabrik richtig aufgehoben. Sagen die Raumfabrikanten.
Die Kooperation von rund 20 Meis-terbetrieben verbindet ein gemeinsames Ziel: die komplette Dienstleistung aus einer Hand mit garantierten Terminen und Preisen. Alle Einzelleistungen werden untereinander abgestimmt. Der Kunde hat nur einen Ansprechpartner. Dieser koordiniert sämtliche Abläufe. So werden Kommunikationsprobleme durch zu viele Ansprechpartner aus unterschiedlichen Gewerken von Anfang an vermieden.
Feste Strukturen
In Wuppertal haben sich zum größten Teil alteingesessene Betriebe zusammengefunden. Unternehmen mit einem guten Ruf. Betriebe, die den Kooperations-Check bestanden haben. Denn: nicht jedes Unternehmen sei fähig, sich in die Strukturen einer Kooperation hin-ein zu finden. Deshalb wird jeder Betrieb zu Beginn unter die Lupe genommen, wobei betriebswirtschaftliche Faktoren genauso eine Rolle spielen wie Service, Informationsfluss, Mitarbeitergespräche, Außendarstellung. Jeder Inhaber, aber auch die Angestellten haben die Möglichkeit, sich zu verbessern, an Beratungen und Schulungen teilzunehmen. Aber selbst, wenn der Kooperations-Check bestanden ist – Partner wird man nicht von heute auf morgen: mindestens ein halbes Jahr lang ist ein Unternehmen Mitglied auf Probe. In dieser Zeit können sich alle Beteiligten gegenseitig beschnuppern. Letztendlich entscheiden dann die Gesellschafter gemeinsam, ob ein Unternehmen Partner wird oder nicht.
Die Raumfabrik ist als GmbH angelegt. Jeder der Gesellschafter hat einen Anteil erworben. „Ich gehe davon aus, dass jeder beteiligte Handwerker für diese Firma die gleiche Verantwortung übernimmt wie für seine eigene“, sagt Thomas Herzog, Malermeister und einer der Raumfabrik-Gründer. Die Finanzierung ist über einen Monatsbeitrag sowie über ein ausgeklügeltes Provisionssystem abgedeckt.
Besonderer Wert wird auf Qualifizierungsmaßnahmen gelegt, die „soft-skills“ stehen dabei im Mittelpunkt: Mitarbeitergespräche, Konfliktgespräche, Kundengespräche, Verkaufsschulungen, VOB-Schulungen, Zeitmanagement. „Die Handwerker der Raumfabrik werden qualifiziert, die Schnittstellen-Problematik zwischen den Gewerken auf der Baustelle zu erkennen und partnerschaftlich zu lösen“, so Sven Schöpker. Schöpker ist Geschäftsführer der Raumfabrik Münster/Osnabrück, die im November 2004 gegründet wurde.
Strenge Regeln
Die Raumfabrik Wuppertal ist zwischenzeitlich aus den Kinderschuhen heraus. Anfangs gab es noch Absprache-Probleme, Wartezeiten, Reibungsverluste. Inzwischen halten sich alle an das Regelwerk, das zu Beginn gemeinsam erarbeitet wurde. Da geht es um die fristgerechte Abgabe von Angeboten, um definierte Qualitätsstandards, pünktliches Erscheinen zu Terminen etc. Die Statuten sehen auch Sanktionen vor: Verspätungen, unentschuldigtes Fehlen – das kostet. Es gibt einen Bußgeldkatalog. Das erscheint hart. „Eine Kooperation ohne Regeln kann nicht funktionieren“, verteidigt Tobias Vogl, Geschäftsführer der Holzmanufaktur das System. „Wir haben die Regeln gemeinsam erarbeitet und letztendlich profitieren wir alle davon. Es kann nicht sein, dass ein Einzelner den anderen die Zeit stiehlt oder wir einen Auftrag nicht bekommen, nur weil einer nicht pünktlich abgegeben hat.“ Aber: „Mit uns kann man auch reden“, schränkt Nicole Brinkmann, Leiterin der Geschäftsstelle in Wuppertal, ein. „Wenn jemand sich rechtzeitig entschuldigt und nachvollziehbare Gründe hat, haben wir natürlich Verständnis.“
Überhaupt seien Vertrauen und Offenheit Grundpfeiler einer funktionierenden Kooperation. Auch der Blick über den Tellerrand ist wichtig. Gerade für den Unternehmer, dem die Bauleitung obliegt. Das ist meist derjenige, der den ersten Kundenkontakt oder den größten Auftragsanteil hat. Aber es kann auch die Innenarchitektin sein, die ihrerseits auch Gesellschafterin der Raumfabrik ist. Um die Bauleitung zu erleichtern, wurden Formulare entwickelt. Ein Baustellen-Tagebuch gibt als roter Faden die Struktur von A bis Z vor. „Bis die Bauleitung aus einem Guss dasteht, ist es ein weiter Weg“, so Thomas Herzog. „Eine Baustelle, die absolut reibungslos läuft, spart 30 Prozent an Zeit und Kosten. Geld wird also auf der Baustelle verloren. Wir bieten marktüblich an, aber weil wir besonders effizient arbeiten, ist die Marge gut.“
„Das Thema Kooperationen ist für den Kunden schwer greifbar. Viele denken, sie zahlen drauf“, weiß Sven Schöpker. „Gerade im ländlichen Raum muss man sehr vorsichtig sein, weil ein zu professionelles Auftreten die Kunden verschreckt.“ Das hinge mit der engen Verbindung zwischen Handwerker und Bevölkerung zusammen. Dies habe Vorteile, aber auch Nachteile: „In Münster/Osnabrück tritt die Raumfabrik meist komplett als Auftragnehmer auf. Der Kunde erhält dann von der Raumfabrik ein Angebot, eine Angebotsbestätigung und eine Rechnung. Wir haben festgestellt, dass der Kunde das Angebot auseinander pflückt, wenn die Einzelunternehmen einzelne Angebote machen. Außerdem können wir so Synergieeffekte nutzen.“ In der Wuppertaler Raumfabrik erhält der Kunde in einer Mappe gesammelt die Angebote und Rechnungen der beteiligten Unternehmen. Es gibt aber auch den Fall, dass der Kunde nur ein Angebot und eine Rechnung möchte. Dann tritt die Raumfabrik als Generalunternehmer auf.
Professionelle Darstellung
Eine professionelle Außendarstellung gehört bei der Raumfabrik natürlich dazu: Flyer, Imagebroschüre, gemeinsamer Internetauftritt, Visitenkarten, Hemden mit diskretem Raumfabrik-Schriftzug – das muss sein. Die Raumfabrik in Wuppertal arbeitet zudem mit einem Call-Center zusammen, damit das Telefon von 8 bis 18 Uhr besetzt ist.
Die Auftrags- und Kundenakquise läuft über die Einzelunternehmen. Der Kundenstamm der Unternehmen ist in die Raumfabrik-Adressdatenbank eingepflegt worden. Auf diesen gemeinsamen Adresspool haben jetzt alle über ein Intranet Zugriff. Für die beteiligte Tischlerei ist das ein ganz großer Pluspunkt: die Holzmanufaktur generiert 80 Prozent ihres Umsatzes über die Raumfabrik. Und 90 Prozent der Kunden sind Raumfabrik-Kunden. Doch das ist eher ungewöhnlich und auch von Gewerk zu Gewerk verschieden.
Kontakt: Thomas Herzog Raumfabrik GmbH Gennebrecker Straße 153 42279 Wuppertal Tel.: (0163) 8384384 Fax: (0202) 2521453 www.raumfabrik.de
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