Wie so viele schwäbische Unternehmen hat auch Gann einen Anknüpfungspunkt zur Automobilindustrie. Dieser reicht zurück bis ins Jahr 1931: „Tachometer und Manometer, die nachträglich in die Fahrzeuge eingebaut wurden, waren das erste Geschäftsmodell meines Vaters Richard Gann“, erinnert sich Sohn Ulrich, heutiger Seniorchef, an die Gründung des Unternehmens zurück. In der Nachkriegszeit kamen dann Homogenisier- und Emulgiermaschinen hinzu. Mittels dieser Geräte ließen sich beispielsweise Salben für Apotheken herstellen. Ein weiteres, heute eher exotisch anmutendes Gerät hatten und haben die Schwaben im Portfolio: Ein Feuchtigkeitsmessgerät für Getreide. Dieses Messgerät wird zwar in Deutschland nicht mehr nachgefragt, hat aber immer noch seine Daseinsberechtigung in Ländern wie Indien und Pakistan.
Feuchtigkeitsmessgeräte als Malerwerkzeug
Genug zur Geschichte, aktuell sind die Bestseller Feuchtemessgeräte, die viele Maler im Werkzeugkoffer haben dürften. Zur BAU 2019 wurde das neueste Produkt dieser Sparte vorgestellt, die Hydromette CH17. Mit ihr lassen sich gleichzeitig mehrere Messungen durchführen, etwa Luft- und Holzfeuchte. Zusätzlich kann das Gerät die gemessenen Werte auch grafisch, als Kurvenverlauf, darstellen. Produziert wird die Hydromette, genau wie alle anderen Messinstrumente, in Gerlingen. Zehn Mitarbeiter bauen die Geräte zusammen, lediglich die Platinen stammen von regionalen Unternehmen. „Das hat mit den hohen gesetzlichen Auflagen zu tun die man bei der Platinenfertigung einhalten muss“, erklärt Verkaufsleiter Jochen Scheiffele.
Dass die Untergrundprüfung immer wichtiger wird, schreibt Scheiffele auch den veränderten Gepflogenheiten im Bausektor zu: „Früher waren Wartezeiten durchaus üblich. Es galt die Faustregel, dass erst einmal ein Winter durch den Rohbau gehen muss, um die Feuchtigkeit rauszubekommen.“ Heute hingegen müsse alles schneller gehen. Die Trocknungszeit sei häufig viel zu kurz, darum befände sich auch mehr Feuchtigkeit im Rohbau. „Unsere Messtechnik soll helfen, Bauteile wieder in den ursprünglichen Trockenzustand zurückzubringen“, sagt Scheiffele. Zudem helfen die Messgeräte, Schadstellen aufzuspüren und Wasserschäden zu beheben.
Funktionsweise
In Holzbauteilen kann Feuchtigkeit zu Verformungen führen. Die schnell wechselnde Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit führt unter Umständen zu Rissen. Ist das Holz zum Zeitpunkt der Beschichtung zu feucht, kann dies nachträglich zu einer Blasenbildung im Anstrich führen. Deshalb sollte der Feuchtigkeitsgehalt des Holzbauteils vor der Beschichtung mithilfe eines Messgeräts geprüft werden. Bei der Holzfeuchtemessung werden, je nach Holzstärke- und Beschaffenheit, unterschiedliche Widerstandsmesselektroden verwendet. So lässt sich exakt die Holzfeuchte erkennen.
Für die zerstörungsfreie Feuchtemessung von Baustoffen, also Putze oder Estriche, wird das kapazitive Messverfahren eingesetzt. Zur Erstellung von exakten Feuchtigkeitsprofilen und für die Tiefenmessung stehen Widerstandsmesselektroden zur Verfügung. Luftfeuchte und Lufttemperatur werden mithilfe von Sonden erfasst, die mit Sensoren ausgestattet sind.
Zukunft des Unternehmens
Noch ist Seniorchef Ulrich Gann nahezu täglich in seinem Gerlinger Büro anzutreffen. Seit 2011 allerdings ist Sohn Michael in die Geschäftsführung aufgerückt, Tochter Stefanie Gann trat 2016 in das Unternehmen ein. Für die Zukunft sieht sich das schwäbische Familienunternehmen also gut gerüstet.
Weitere Informationen:
www.gann.de
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Gann Mess- u. Regeltechnik GmbH
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Unsere Messtechnik soll helfen, Bauteile wieder in den ursprünglichen Trockenzustand zurückzubringen