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Fotografieren im Arbeitsalltag: Die besten Tipps

Teil 2: Die besten Tipps fur eine gelungene Aufnahme
Fotografieren im Arbeitsalltag

Im Arbeitsleben hilft ein Foto Bauschäden zu dokumentieren, es dient als Gedächtnisstütze, um auszuführende Aufgaben nicht zu vergessen oder um die geleistete Arbeit zumindest auf ganz einfache Weise festzuhalten, bevor man keinen Zugang zum Objekt mehr hat.

Andrea Nuding

Meist muss es schnell gehen, und die auf der Baustelle gemachten Fotos sind nachher nur bedingt nutzbar. Dabei ist es gar nicht so schwer, brauchbare Fotos zu erstellen. Zumindest für den „Hausgebrauch“. Das Allerwichtigste beim Fotografieren: genau hinschauen, so wie es jeder Maler bei seiner Arbeit tut.
Bildausschnitt
Losknipsen war gestern, ab heute wird vorher überlegt: Was will ich zeigen, eine Gesamtaufnahme oder eher ein Detail, nur schnell den Aufbau dokumentieren oder eher doch das Vorzeigemotiv für die „Präsentationsmappe“ (Tablet). Um bei Details den Größenvergleich zu haben, sollte man immer einen markanten Bezugspunkt mit fotografieren (Steckdose, Lichtschalter, Lampe o.ä.) Danach die Lichtsituation prüfen: Gibt es starke Schatten, die ausgeglichen werden müssen? Gerade in Innenräumen mit großen Fensterflächen hat man oft sechs bis acht Blenden Unterschied von der hellsten Stelle am Fenster bis zum hintersten Winkel des Raumes. Dies kann nur durch zusätzliche Beleuchtung ausgeglichen werden.
Hoch- oder Querformat
Bei jeder Aufnahme besteht die Wahl, zwischen Hoch- oder Querformat. Eine Binsenweisheit: Der Mensch hat zwei Augen, die nebeneinander liegen. Deshalb entspricht unsere bevorzugte Sehweise auch am ehesten dem Querformat. Oder Panorama, das bis zu 180 ° Bildwinkel (und damit dem menschlichen Bildradius) umfassen kann (oder mehr). Ein Hochformat wird man dann wählen, wenn das Motiv dadurch noch besser zur Geltung kommt oder sich automatisch ergibt, zum Beispiel beim Fotografieren einer Tür.
Der Goldene Schnitt
Bei der „Goldenen Schnitt“-Regel wird die Fläche eines Bildes in der Höhe als und in der Breite in Drittel eingeteilt, die wichtige Bildinformation wird aus der Mitte heraus gezogen, im Verhältnis 1/3 zu 2/3. Probieren Sie es einmal aus. Ein Landschaftsfoto, auf dem der Horizont waagrecht genau in der Mitte ist und der Baum als Stilelement auch mittig steht, ist eher langweilig. Spannung erzeugt man, wenn Horizont und/oder Baum auf einer waagrechten oder senkrechten Drittellinie angeordnet sind.
Das richtige Licht
Fotografieren heisst „mit Licht malen“. So können Sie unterschiedliche Bildaussagen mit unterschiedlichen Beleuchtungssituationen treffen.
Licht von der Seite, sogenanntes Streiflicht, sorgt dafür, dass Strukturen sichtbar werden. Aber Vorsicht: Es macht ALLE Strukturen sichtbar, eventuell an einer Fassade genau die Ecke, an der man den Putz gerade mal nicht ganz so sorgfältig aufgetragen hat.
Für ruhige, gleichmäßige Aufnahmen wird „diffuses“ Licht gewählt. Es herrscht z.B. bei bewölktem Himmel vor. Zarte Verläufe und Details werden schattenfrei dargestellt. Der Nachteil: manches Motiv wirkt dabei ein wenig fad und leblos.
Falls Sie zusätzlich Blitzlicht einsetzen wollen, ist das indirekte Blitzen meist besser als das Blitzen von vorne. Das führt meist zu „Hotspots“ und harten Schatten. Indirekt blitzen ist nur mit Kameras möglich, die einen Blitzschuh für Aufsteckblitze haben. Dieser Blitz lässt sich dann mit Hilfsmitteln ablenken, zum Beispiel an die Decke oder zur Seite. Dieses Procedere lässt sich schön bei Pressekonferenzen, zum Beispiel denen der Bundesregierung, beobachten.
Tages- und Kunstlicht
Licht ist nicht gleich Licht. Sicher haben Sie sich oft schon gewundert, warum „Licht“ ganz unterschiedliche Farben erzeugt. Denken Sie an Niedervoltlampen, Leuchtstoffröhren oder die gute alte Glühbirne, die immer so ein warmes heimeliges Licht erzeugte.
Neutrales Licht ist Tageslicht bei wolkenlosem Himmel und hat eine Farbtemperatur von 5.500° Kelvin. Kunstlicht liegt im eher „kalten“ Bereich von 3.000 bis 4.000° Kelvin. Bewölkter Himmel zeigt eher „warme“ Temperaturen von circa 6.000 bis 7.000° Kelvin an. Was früher kompliziert und nur mit speziellen Filmen und Farbfiltern ausgeglichen werden konnte, macht die Kamera heute meist automatisch per „AWB“. Das heisst, die Kamera sucht sich die Haupt-Lichtquelle und nimmt diese als Beleuchtungsvariante für die Farbtemperatur. Die Belichtung soll neutral, also wie Tageslicht vorgenommen werden.
Was aber, wenn sich Lichtquellen unterschiedlichster Farbtemperatur mischen? Dann wird ein Mittelwert genommen. Sie werden feststellen, dass man von den unterschiedlichen Beleuchtungskörpern unterschiedliche Farbstimmungen bekommt, die sich im besten Fall harmonisch mischen. Deshalb ist es auch für Maler wichtig, diese Lichtcharakteristiken bei der Auswahl von Farben zu berücksichtigen. In der Regel mischt beziehungsweise beurteilt man Farben bei Tageslicht, also neutralen 5.500° Kelvin. Wenn bei einer Aufnahme ein zu starker Farbstich nicht zu vermeiden ist, hilft wieder nur eine zusätzliche Beleuchtung durch Blitzlicht, das dem neutralen Tageslicht entspricht.
Stürzende Linien
Die Kamera waagrecht zu halten, ist ein Muss bei Architekturaufnahmen, dabei auch möglichst parallel zum Objekt stehen. Auf „stürzenden Linien“ achten, die durch die Optik der Objektive entstehen. Stürzende Linien kann man bei der Aufnahme vermeiden bzw. mildern, indem man mehr Abstand zum Objekt sucht, ein Tele-Objektiv verwendet oder einen höheren Standpunkt einnimmt.
Stürzende Linien können nach der Aufnahme auch mithilfe von Fotobearbeitungsprogrammen etwas ausgeglichen werden, so wie auch das Geradestellen einer Aufnahme. Ein wichtiger Leitsatz nicht nur beim Fotografieren lautet aber auch: Was bei der Aufnahme (beim ersten Mal bei der Arbeit) richtig gemacht wurde, muss nachher nicht korrigiert werden und spart Zeit und Mühe.
Personenfotos
Mitarbeiter auf der Baustelle für die Homepage, ein Gruppenfoto der Mitarbeiter für eine Weihnachtskarte, Einsätze für Menschen auf Bildern gibt es viele. Und vor allem: jeder schaut gerne Menschen. Sie beleben ein Motiv. Deshalb ruhig auch bei Architekturaufnahmen als „Beiwerk“ (keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte) mit fotografieren. Wenn die Person groß im Bild sein soll, ein „model release“ (siehe Artikel Fotorechte in Malerblatt 6/16) unterschreiben lassen und dann das freundlichste Lächeln der Person festhalten. Da die Fotografie ein zweidimensionales Medium ist, Personen, wenn möglich, von vorne oder im Halbprofil (man sieht auch noch das zweite Auge bzw. die Wimpern des zweiten Auges) abbilden. Harte Schatten machen Falten und die hat keiner gern. Also besser weiches diffuses Licht suchen. Lieber ohne Blitz als den Blitz frontal einsetzen. Weitere Tipps finden Sie unter den Checklisten für Personenfotografie und Baustelle.
Fazit
Fotos, die mit Sorgfalt, Wissen und Ausdauer gemacht werden, sehen anders aus als schnell geknipste. Man denke nur an die Unterschiede zwischen Hobby-Dispersionsstreichern und Marmorspachteltechnikkünstlern. Wie mit allen Dingen des Lebens lohnt es sich, sich Mühe zu geben. Versuchen Sie es mal, Sie werden überrascht sein.
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