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Gehen wir‘s an!

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Gehen wir‘s an!

Gehen wir‘s an!
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

„Im Winter ist es zu kalt, um endlich das zu machen, wozu es im Sommer zu heiß war.“ Das Zitat von Mark Twain – es ist entsprechend der Jahreszeit ein wenig umgestellt – passt so recht an den Jahresbeginn und lässt sich auch auf die Frage ummünzen: Wann, wenn nicht jetzt, werde ich meine Vorsätze endlich umsetzen? Wie, Sie haben gar keine Vorsätze für das neue Jahr? Dann werde ich Ihnen einen möglichen vorsetzen: die Zukunft des Betriebes sichern!

Dazu hole ich mal ein bisschen aus: Ich betrachtete dieser Tage das Jubiläumsfoto eines erfolgreichen Betriebes. Der Seniorchef, sein Sohn und zehn Mitarbeiter mittleren Alters, fröhlich in die Kamera lächelnd. Wie wird das Bild wohl aussehen, dachte ich, wenn wir, sagen wir mal, zehn Jahre weiterdenken? Vermutlich so: inzwischen der Juniorchef in mittleren Jahren, um ihn herum vielleicht noch fünf Gesellen, offensichtlich kurz vor der Rente, einer wohl schon drüber, aber noch dabei. Ein düsteres Bild, aber nicht nur für diesen Betrieb, sondern für viele unserer Branche. Sie meinen, ich sehe zu schwarz? Dann machen Sie sich doch mal ein Bild von der Lage: Betrachten Sie zuerst die demografische Entwicklung, der die Ampel-Koalition nicht mit einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit begegnen will. Also werden immer mehr junge Alte das Potenzial der Erwerbspersonen reduzieren – in den nächsten Jahren um mehr als sieben Millionen. Das kann auch durch Zuwanderung nur langfristig ausgeglichen werden. Und der Nachwuchs: weil unverändert immer mehr studieren wollen – und werden –, wird die Zahl der Bewerber für Ausbildungsberufe noch weiter dramatisch zurückgehen. Davon sind Handwerksberufe, insbesondere arbeitsintensive mit unattraktiverem Image wie der unsere, besonders betroffen. Nach den regelmäßigen Erhebungen des Bundesinstituts für Berufsbildung wurden 65 000 Neuverträge für Bürokaufleute im Groß- und Einzelhandel abgeschlossen. Es folgen die Kfz-Mechatroniker mit 22 000. Wir liegen da ungefähr im Mittelfeld – aber in der „Liga der Abbrecher“ mit fast 50 Prozent hinter den Friseuren mit an der Spitze. Und zur Einstiegsqualifikation: Wir zählen zu den Berufen mit dem größten Anteil an Azubis mit Hauptschulabschluss – 56 Prozent. Zehn Prozent der Lehrling haben keinen Abschluss, bei unseren Bauten- und Objektbeschichtern sogar mehr als 20 Prozent, hier nur von den Gebäudereinigern „übertroffen“. Für diese Zahlen werden wir zahlen – no quantity, no quality. Freilich, es gibt von unseren Handwerks- und Fachorganisationen viele Bemühungen, gute Ideen und beispielhafte neue Ansätze und Aktionen, um die Situation zu verbessern – hohe Ausbildungsvergütungen, das hat sich gezeigt, gehören nicht dazu. Bei den Initiativen geht und kommt bestimmt noch mehr, aber eine Inflation neuer Ideen sehe ich hier nicht. Die noch seltenen, wirklich erfolgreichen Maßnahmen, die ich kenne, stammen von Betrieben, die keine klotzigen Anzeigen, sondern große Anziehungskraft haben.

Was die machen und wie viele unterschiedliche Elemente zu deren „Überlebensstrategie“ gehören, ist bekannt und zugänglich. Machen Sie als ersten Schritt eine Aufnahme, eine Bestandsaufnahme von heute und dann ein Bild Ihres Betriebes von heute in zehn Jahren. Und gehen Sie dieses Existenzproblem an – sonst sind Sie, wie man so leichthin sagt, bald dran.

Wird’s uns zu bunt?

Betrachten wir die Ampel-Koalition mal mit Maleraugen: zwei Primärfarben, und zum dominierenden Rot oben im Farbkreis noch das komplementäre Grün. Ein harmonischer Farbklang ist das nicht – eher ein lautstarker. Wir wissen, dass sich die Konträrfarben fordern, ergänzen und in ihrer Wirkung gegenseitig steigern. Bleiben wir neugierig, ob sich das auch auf die dreifarbige Regierung übertragen lässt und die dick aufgetragenen, leuchtenden Töne nicht so schnell verblassen, dass vor der Zeit eine neue Renovierung ansteht. Aber zu bunt soll’s uns natürlich auch nicht werden. Farbenfroh würde reichen.

Wie die Tankstellen

„One-Stop-Shopping“ – die Tankstellen haben’s vorgemacht: tanken, Brötchen kaufen oder frühstücken, die Zeitung mitnehmen und vielleicht noch ´nen Kasten Bier. „Ein Anliegen – ein Ansprechpartner“ liegt zunehmend im Trend. Auch bei uns werben Vorreiter und Marktführer, die „Think-Tanks“ der Branche, mit über das Berufsbild hinausgehenden Leistungsangeboten und griffigen Slogans zunehmend für Leistungen aus einer Hand. Jetzt hat eine der größten Volksbanken die Tankstellenstrategie angezapft: Kunden, die beispielsweise Darlehen für energetische Modernisierung brauchen, werden bei der Beratung mit Energieberatern zusammengebracht – und können vielleicht im nächsten Jahr schon über die Bank gleich handwerkliche Partnerbetriebe beauftragen. „Mehrwertprogramm“ nennt die Bank diese Strategie. Mehrwert für den Kunden – auch für uns des Nachdenkens wert.

Nachtrag zum Übertrag

Die Innung hat rechtzeitig darauf hingewiesen, dass zum Jahresende 2021 Außenstände aus 2018 verjähren – also inzwischen nicht mehr einzutreiben sind. Offensichtlich gibt es immer noch Kollegen, die sich mit dem Schreiben ihrer Rechnungen viel Zeit lassen. Dabei ist die Zahlungsbereitschaft unmittelbar nach Fertigstellung und Abnahme, wenn alles noch frisch ist, am größten. Auch zufriedene Kunden sehen für´s Zahlen keinen Grund zur Eile, wenn die Rechnung erst spät kommt. Wenn der Neuanstrich schon ein bisschen Patina angesetzt hat, kommt gar mancher auf den bösen Gedanken der Bezahlung durch Mängelrüge. Gegebenenfalls also noch ein kleiner Vorsatz für’s neue Jahr: Sobald der Auftrag beendet ist, wird die Rechnung versendet!


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Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


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