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Geschichten

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Geschichten

Werner Schledt

„Wenn man wenig Geld hat muss man großzügig damit umgehen“, pflegte der Bauhauskünstler Vincent Weber uns Studierenden bisweilen zu sagen. Dahinter steckte die Botschaft „Bündelt eure Kräfte!“
Das möchte man auch den Kollegen zurufen, die jetzt einen zweiten Verband gegründet haben, weil sie in der einen oder anderen Frage mit der Politik und Entscheidungen unseres Bundesverbandes nicht einverstanden sind. Meinungsverschiedenheiten gab es in der Fachorganisation schon immer und diese Meinungsvielfalt ist wichtig. Aber sie wurden stets – oft nach turbulenten Diskussionen, wie seinerzeit bei der Gründung der Urlaubskasse, die als Äquivalent für den Erhalt der ebenfalls seit Jahrzehnten bewährten Schlechtwetterkündigung ausgehandelt wurde – durch Abstimmungen und Mehrheitsbeschlüsse entschieden. Das hat die Malerorganisation stark und erfolgreich gemacht. Kräfte bündeln, mit einer Stimme und einem hohen Organisationsgrad nach außen auftreten, ist heute, nicht zuletzt auch wegen des stetigen Drängens aus Brüssel, die Meisterprüfung abzuschaffen, wichtiger denn je. Alles andere kann unsere Fachorganisation nur schwächen. Lasst euch nicht auseinanderdividieren, sondern bündelt eure Kräfte, das sollte denen, die eine Abspaltung betreiben, von allerhöchster Stelle gesagt werden – von den Innungsmitgliedern.
Durch die Blume gesagt
Was haben Blumensträuße und Arbeitszeugnisse gemeinsam? Mit beiden kann man sich bös’ in die Nesseln setzen. Gelbe Nelken zum Beispiel leuchten zwar wunderschön, aber sagen „Ich mag dich nicht.“ „Mach mal halblang“, signalisiert die Narzisse und roter Mohn bedeutet „Du bist mir zu phlegmatisch.“ Man braucht schon ein botanisches Wörterbuch, um nichts falsch zu machen. Mit Arbeitszeugnissen ist es genau so. Wer einen Arbeitnehmer aufrichtig und unverblümt beurteilt muss u.U. mit ihm oder seiner Vertretung einen harten Strauß ausfechten. Gefragt ist vielmehr „Schleierkraut“, dessen Code nur Insider kennen. Die wissen, dass eine Formulierung wie „Durch seine Geselligkeit trug er wesentlich zur Verbesserung des Betriebsklimas bei“, durch die Blume gesagt bedeutet „Er neigt zum Trinken.“ Und dass „… hat Fachwissen und viel Selbstvertrauen“ heißt „Vorsicht, weiß alles besser!“. Unverblümt geht beim Arbeitszeugnis gar nichts – nur durch die Blume. Zu dem bunten Strauß der Möglichkeiten, zu vermeiden, dass ein Arbeitszeugnis zerpflückt wird, gehört auch die, den Betroffenen selbst schreiben zu lassen. Der kann dann so blumig formulieren wie er will.
Tödliche Langeweile
Über Leute, die sich einen Zollstock an die Wand hängen und daran Jahre vor Rentenbeginn schon die Tage zählen, an denen sie noch arbeiten müssen, habe ich früher an dieser Stelle schon mal gelästert. Jetzt konnte man überall lesen, dass Männer, die schon mit 60 in Rente gingen, im Durchschnitt deutlich kürzer lebten als Altersgleiche, die bis zum 65. berufstätig blieben. Dabei trifft „Der Fluch der frühen Rente“, so die Überschrift eines entsprechenden Leitartikels, nicht etwa nur Männer, die krankheitsbedingt in Frührente gingen. Die Frührentner, so die neuesten Forschungsergebnisse, sterben früher, weil sie nicht mehr gebraucht werden und sich zudem oft einen ungesunden Lebensstil angewöhnen: Viel Genuss und wenig Bewegung. Tödliche Langeweile also.
Mal was Erfreuliches
60 Prozent der Berufstätigen in Deutschland sind mit ihrer Arbeit zufrieden, ein Viertel aller Beschäftigten sogar sehr. Und seinen Arbeitsplatz würde nur einer von zehn gerne wechseln. Das ist das erfreuliche Ergebnis einer Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie.
Raus aus der Einkaufsfalle
Wenn sich nachträglich herausstellt, dass fehlerhafte Produkte verlegt, angebracht oder verarbeitet wurden, muss der Händler zwar das Material ersetzen, nicht aber die Arbeitskosten. Aus dieser „Einkaufsfalle“ will die Union die Handwerker jetzt durch eine Änderung des Werkvertragrechts befreien, nach der ein Handwerker dann seinen Händler und der wiederum den Hersteller in Regress nehmen kann.
Geburtstag des Jahres
Geburtstag des Jahres war der des Metermaßes. Es wurde 125 Jahre alt. An seinem ersten Geburtstag wurden auch die ersten 31 Referenztypen aus Edelmetall an die Messinstitute geschickt. Deren Längendarstellung wurde übrigens nicht von Kante zu Kante ausgeführt, denn diese könnten sich ja abnutzen. Deshalb ist der Prototyp 102 cm lang und besitzt Einkerbungen, die exakt einen Meter weit auseinander liegen. Wir hätten also auch den Geburtstag unseres Quadratmeters feiern können. Aber das lässt sich ja im kommenden Jahr nachholen. Am besten mit vielen bearbeiteten, beschichteten, verlegten oder gedämmten Quadratmetern – und zu besten Quadratmeterpreisen.
Vorsicht: Vorsätze!
So viel wie heute wurde noch nie geschrieben und gelesen. Angesichts der Informationsflut befürchten Pessimisten, dass wir schon bald nur noch audiovisuell kommunizieren werden und die Kultur des Lesens und Schreibens stirbt. Bei der Fülle an Informationen haben wir immer weniger Zeit zum Besinnen und Nachdenken. Vielleicht sollten wir uns davon im kommenden Jahr einfach mehr nehmen. Oder wie wär’s damit: Morten Hannebo gibt in einer Serie „Der Rat meines Lebens“ in der Wirtschaftszeitung „Capital“ den selbigen, lange zu schlafen und mehr Wasser als Wein zu trinken. Dahinter steckt: Immer ausgeschlafen, also gut vorbereitet sein und auf die Gesundheit achten!
Gefallen hat mir auch, was ein paar Seiten weiter der pfiffige Autovermieter Erich Sixt sagt, nämlich dass er nicht verstehen könne, was Leute am Fernsehen finden. Man könne doch auch Bücher lesen. Mach’ ich aber schon!
Dabei fiel mir dieser Tage wieder mal die Geschichte von Mark Twain in die Hände, in der Tom Sawyer einen Zaun streichen soll und seine Freunde überlistet, diese ungeliebte Arbeit für ihn zu tun und sich dafür noch von ihnen beschenken lässt. Die Geschichte erschien vor fast 150 Jahren und ist eigentlich die erste Anleitung Subunternehmer zu beschäftigen.
Mit Rausch ins neue Jahr
Keiner vom Alkohol und auch nicht zu Silvester, eher schon in den Sommermonaten ist ein Farben-Rausch, wie ihn die Holi-Festivals bieten, was Wunderbares für Kunden oder den Innungsausflug. Stündlich startet eine Farbenschlacht, die den Himmel bunt färbt und immer wieder Tausende begeistert. In diesem Jahr waren alle Farben-Festivals in den 13 deutschen Großstädten ausverkauft. Die Termine für 2015 stehen demnächst im Internet – ein farbenprächtiges Video über das Holi-Fest jetzt schon.
Blumensträuße und Arbeitszeugnisse haben vieles gemeinsam.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.
Werner Schledt
Gangstraße 35 c
60388 Frankfurt/Main
Tel.: (06109) 34208
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